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Zeitreise ins Leben (German Edition)

Zeitreise ins Leben (German Edition)

Titel: Zeitreise ins Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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er einfach nur der ei n zig kultivierte Mensch in diesem wilden Haufen. Ich senkte den Blick ein wenig und meinte in sehr bedachten Worten, dass es mir in der Tat so be s ser bekommen würde. Das Zuviel an Durcheinander – und dabei konnte ich mir einen Seite n blick auf Rabenhof nicht verkneifen – wäre nicht das Rechte für meinen empfindlichen Magen. Diese kleine Spitze tat mir zwar in der Seele gut, doch Rabenhof war nicht so abwesend, wie er die ganze Zeit tat und stieg mir so fest auf die Zehen , dass ich am liebsten laut geschrien hätte. Und nicht nur das! Er ließ seinen Fuß sogar auf meinem stehen , um seine weitere Aufmerksamkeit zu verdeutlichen. Dabei hielt er seinen Kopf abgewandt und tat gerade so, als ob er mit seinem Tischnachbarn plaudern würde . Was für ein hinterlistiger Strolch!
                  Der König hingegen schien mit meiner Antwort zufrieden, lächelte amüsiert und begann seinen eigenen Teller zu sortieren. Zumindest schob er einen riesigen Fleischhaufen von e i ner Seite zur anderen. Dann endlich nahm Rabenhof seinen Fuß fort und ich rieb mir we h leidig meinen malträtierten Mittelfußknochen . Bitterböse sah ich zu ihm und erreichte damit nur, dass er sich sichtlich amüsiert seinem Gemüse zuwandte. Dafür h ä tte ich ihm am liebsten eine von den Gabel n in den strammen Oberschenkel gerammt. Aber was machte ich mir vor! Hier konnte ich nicht wirklich etwas ausrichten, als endlich das Besteck zu sondieren. Ich brauchte eine Waffe! Mes ser, Zweizack oder was auch immer, nur halt keinen Löffel, denn der war so groß wie eine Schöp f kelle und zu wenig spitz .
     
    Bevor der Nachtisch serviert wurde, ließ Rabenhof einen Komödianten auftanzen und fröhl i che Musik spielen. Der kleine Kerl mühte sich ordentlich ab und d as allgemeine Gelächter wirkte mit der Zeit ansteckend . V or allem, als selbst Rabenhof herzhaft zu lachen begann. Erneut wunderte ich mich , wie viele Seiten dieser Mann hatte . Nachdem die Vorführung b e endet wurde, spielte die Musik für einen Tanz auf , um v or d em nächsten Völlerei -Durchgang durch Bewegung wieder Platz im Magen zu schaffen . Ein paar der Gäste waren schon jetzt vom reichhaltigen Essen und dem Wein gezeichnet. Sie lümmelten ermattet herum, seufzten und rülp s ten oder stocherten unappetitlich in ihrem Mund her um. D ie Idee zwischen den Gängen zu tanzen , war also eine gute und selbst der König nahm mit einer seiner Mätressen Aufstellung . Zum Glück hatte er nicht mich für diesen Tanz auserkoren und mir somit noch etwas Schonfrist gewährt, wo ich all die Tanzschritte im Kopf durchgehen kon n te. Dachte ich , denn mit einem Mal nahm Rabenhof meine Hand und führte mich ohne ein Wort der Erkl ä rung auf die Tanzfl ä che.
                  Die Bewegungen zum Tanz waren meist würdevoll und geschmeidig. Sie passten in ihrer Langsamkeit hervorragend zur Musik und ließen nur wenig Körperkontakt zu. Beim Tanz ging  es immer um das altbewährte Thema des K o kettierens zwischen Mann und Frau. So flirteten zirka dreißig Gäste ungeniert mit dem Tanzpartner ihrer Wahl und bewegten sich dazu her r lich aufgereiht im absoluten Gleichklang. Mit dem Takt hatte ich zu Beginn ein wenig Probl e me, aber durch Rabenhofs Führung kam ich schneller als erwartet in den Rhythmus hinein. Leichtfüßig trippelten die Damen, stark und gewaltig schritten die Herren. Es war wie ein Theaterstück und ich hatte Gefallen daran mit Rabenhof zu flirten, ihn zu necken und dann wieder zu verstoßen . Natürlich war es ein erhebendes Gefühl, ihn wenigstens beim Tanz an der Nase herumführen zu können . Selbst er bemerkte meinen Enthusiasmus und kon n te sich ein Lächeln nicht verkneifen. Die starre Maske fiel mehr und mehr von ihm ab und zum Vo r schein kam eine Wärme und Freundlichkeit, die mich wie am er s ten Tag für ihn einnahm. Es war falsch etw as für diesen Mann zu empfinden und doch war der Augenblick zu schön , um ihn nicht zu genießen . Ich wollte mich von der Musik treiben lassen und einfach nur tanzen und nochmals tanzen . Rabenhofs Augen funkelten vor Vergnügen und mittlerweile gestaltete er eben falls schauspiele risch gut den Verlauf des Tanzes mit . So bekamen unsere Bewegu n gen eine ausgelassene und unbekümmerte Note , als wären wir zwei Fremde, die sich zum er s ten Mal begegneten . Für diesen kurzen Moment wurden alle Regeln außer Kraft gesetzt und jede Rolle, jeder Plan für unwic h tig

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