Zeitreise ins Leben (German Edition)
wie ich zu R a benhofs Schlafgemach und somit zu Hanna gelangen könnte. Es befanden sich zwar übe r all Wachen, doch wer würde schon eine junge Frau aufhalten, die wege n Unpässlichkeit ihr Zimmer auf suchen wollte ? Die Frage war daher , wie ich Jakob loswerden könnte. Ich überle g te ein Weilchen, ließ meine Beine gedankenverloren baumeln und hatte alsbald eine zündende Idee. Laut schreiend wollte ich die Türe öffnen und so tun, als ob eine fette Ratte bei mir w ä re . Wenn Jakob dann hereingestürmt käme, hätte ich bereits eine Fackel in der Hand und könnte ihm sogleich einen ordentlichen Scheitel ziehen. Das Messer wollte ich jedenfalls nicht benutzen. Der Raum bot außerdem genügend dunkle Ecken und Nischen, um einen Bewuss t losen für längere Zeit zu verstecken. Niemand würde ihn fi n den, sofern derjenige nicht mit einer Fackel auf und ab ginge. Und wer sollte das – Entschuldigung – auf einem zugigen Scheißhaus schon tun?
Gesagt, getan! Ich quiekte laut und riss mit erschrockenem Gesicht sausdruck die Türe auf. J a kob wich zuerst zurück, stürmte dann aber mutig vor. Während er im dunklen Raum nach Orie n tierung suchte, deutete ich bereits hektisch mit einer Fackel auf eine imaginäre Ratte. Er blinzelte, versuchte etwas zu erkennen und beugte sic h, dankenswerter Weise , so weit vor, dass ich ihm – wumms – gehörig eines mit der Fackel überziehen konnte. Ein leiser Seu f zer, dann sank er in sich zusammen und blieb in anrührender Embryostellung vor mir liegen. Fehlte nur noch der Daumen im Mund, so kindlich und unschuldig lag er da. Doch für Mitg e fühl war keine Zeit und die Kälte, die ich stattdessen spürte, fühlte sich fremd und ung e wohnt an. Jakob war ein Störfaktor, war verbündet mit dem Feind und ich ausschließlich daran intere s siert, zu überleben. So einfach war das und so kaltblütig! Natürlich jagte mir die Situation einen Schauer über den Rücken, aber die kalte Anziehung, die Macht, die dahinter lag, zauberte ein befremdendes Lächeln auf meine Lippen. O h ne lange zu überlegen, packte ich also den armen Wicht und zerrte ihn in eine der finsteren Ecken. Er erwachte nicht, atm e te aber gleichmäßig. Seine Platzwunde blutete leicht, aber ich ging davon aus, dass er nicht allzu schlimm verletzt war. Blass und schmächtig lehnte er in einer Ecke und ich musste mich von seinem Anblick losreißen, um die Stärke meiner Kaltblütigkeit nicht zu verli e ren. Mit grimmig verkniffenem Mund rannte ich hinaus auf den Gang. Dort wirkte alles ruhig und ahnungslos, lediglich die Musik des Festes konnte ich aus der Ferne hören. Niemand wusste von meiner Aktion und niemand konnte etwas von meinem Vorhaben ahnen. K nieweich ging ich vo r wärts, steuerte blindlings die erahnte Richtung an und bemerkte, dass ich mich viel zu weit vom Festsaal entfernte. Der Weg erschien mir auch länger als erwartet und al l mählich ahnte ich, dass ich mich verirrt hatte.
Vorsichtig spähte ich rechts und links, um mich zu orientieren. An drei Wachen war ich schon vorbei, ohne aufgehalten worden zu sein. Sie hatten ihren Posten nicht verla s sen, mir aber freundlich den Weg zum Festsaal gezeigt. Doch dort wollte ich ja nicht hin und so mus s te ich mehrere Umwege und Abzweigungen in Kauf nehmen , bis ich e ndlich eines der großen Wandbilder erkannte und wusste, dass ich nach ein paar Metern rechts abzubiegen hatte . Von der Empfangshalle aus wusste ich wohin ich gehen musste und wenn mich nicht alles täuschte, dann war ich nur noch ein paar Meter von ihr entfernt. Vorsichtig ging ich weiter und meinte schon das Schwierigste überstanden zu haben, als ich plötzlich g e packt und m it ungeheurer Wucht in ein e finstere Nische geschleudert wurde . Eine Hand auf meinem Mund dämpfte meinen erschrockenen Schrei, die andere hielt mich u n barmherzig fest . Dabei hatte ich niemanden gesehen, geschweige denn mit solch einem Überfall gerechnet! Anfangs ve r suchte ich mich noch aus der festen Umklammerung zu befreien, doch der Versuch scheiterte an der unerbittlichen Kraft des Mannes. Mein Puls raste und mein Verstand suchte verzwe i felt nach eine m Ausweg , oder eine Ausrede. Doch dann erkannte ich meinen Gegner und wusste, dass ich verloren hatte . Herzog Raimund von Rabenhof drückte mich so unbarmhe r zig an die Wand, dass ich kaum Luft bekam. Er war rasend vor Wut und durchbohrte mich för m lich mit seinen blutrünstigen
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