Zeitreise ins Leben (German Edition)
ein scheinheiliger Hund ... dachte ich und nahm das Gift mehr in einem Reflex , als wirklich bewusst entgegen. Jede noch so kleine Ungeschicktheit hätte mein Verderben sein können, doch das war für Rabenhof nicht von Interesse . Sein berechnendes Wesen und seine Kaltblütigkeit stießen mich plötzlich so stark ab, dass ich mich abwenden musste. Nur mit größter Willenskraft konnte ich die aufkommenden Tränen zurückhalten, hakte mich ene r gisch bei seiner Majestät ein und stolzierte mit ihm gemeinsam aus dem Saal. Erst nach ein i ger Zeit konnte ich die Tod bringende Phiole unauffällig in meinen Ausschnitt verschwi n den lassen. Friedrich bemerkte von alldem nichts und als ich einen Blick zu ihm warf , konnte ich s e hen, dass sich die Atmosphäre zwischen uns noch weiter abgekühlt hatte. Friedrich und ich wechselten kein Wort und die zwei Soldaten, die uns begleiteten, grinsten nur blöde. Vor seiner Schlafzimmertüre schlug mir das Herz bereits bis zum Hals, doch um Hilfe kon n te ich den König erst bitten, wenn wir unter vier Augen waren. Also ließ ich es zu, dass er die Türe öffnete und mich hinein bat. Und obwohl ich einen Plan hatte und Friedrich in alles einwe i hen wollte, war ich nervös und unsicher, suchte Halt an einer Stuhllehne und stellte mich möglichst nahe zur Tür. Friedrich hatte mich die ganze Zeit beobachtet und sich ein g e naues Bild von mir und meiner Nervosität gemacht. Er wusste, dass ich Angst hatte, schien aber eher Gefallen daran zu finden. Sein Blick war anzüglich, sein Mund ekelhaft verzogen. Ihm war egal, was ich fühlte oder wollte, denn ihm stand ganz klar der Sinn nach teuflischem Amüsement. In s tinktiv wusste ich, dass die Zeit drängte.
„Prostituta di Rabenhof“, zischte er, ehe ich überhaupt etwas sagen konnte, und ergän z te seine italienische Frechheit mit akzentreichem Deutsch. „Du Hure, nun werde ich mit Dir verfahren, wie es mir beliebt!“ Seine Augen verdunkelten sich so schnell, dass ich gar nicht begreifen konnte, was plötzlich in ihn gefahren war. M it einem Mal wirkte er wie ein Riese, schien böse und unzurechnungsfähig zu sein . Sämtliche Alarmglocken schrillten in me i nem Kopf, denn hier ging gerade etwas ganz gehörig schief. Gehetzt blickte ich mich um, wol l te aber zugleich den geplanten Hilferuf nicht unausgesprochen lassen.
„Eure Majestät ... bitte ... ich muss Euch eine wichtige ...“ doch er machte einen schnellen Schritt auf mich zu und schrie mich an, dass ich sofort meinen Mund zu halten hätte. Er war wie ausgewechselt, eine männliche Furie, ein Dämon in Menschengestalt ... und ich fragte mich voll Entsetzen, was denn nur los war. Erschrocken wich ich weiter z u rück.
„Eure Majestät, aber ich bitte Euch! Es geht doch um ...“ Ich wollte noch so viel sagen, so viel erklären, doch zu „... es geht um Euer Leben!“ kam ich erst gar nicht. Sein Schlag traf mich unvorbereitet und mit solcher Wucht, dass ich das Gleichgewicht verlor und nach hi n ten stolperte. Ich fiel zu Boden und schützte instinktiv mein Gesicht vor weiteren Attacken. Der Schmerz setzte zeitgleich mit der Erkenntnis ein, dass dieser Mann nicht von mir abla s sen würde, egal, was ich sagen oder tun würde. Damit hatte sich dann allerdings auch schlagartig jede Hoffnung auf königliche Hilfe erledigt! So wie sich der Mann plötzlich gebä r dete, galt es nur mehr , ums nackte Überleben zu kämpfen. Sein nächster Angriff erfolgte r a send schnell , doch dieses Mal schlug er nicht zu, sondern packte mich brutal an den Armen und zerrte mich auf sein Bett. Ich war vollkommen perplex, konnte nicht entsprechend re a gieren oder mich gar zur Wehr setzten. Zeitweise kam ich mir vor, wie eine leblose Puppe, die sich selbst beobachten konnte, ohne über die eigenen Körpe r funktionen Kontrolle zu haben. Auf der einen Seite war ich schockiert, auf der anderen Seite konnte ich einfach nicht begre i fen w arum sich Friedrich wie ein wildes Tier gebärdete. Ich begann zu schreien und zu treten. Was den König nur noch wilder machte, denn er verpasste mir zwei weitere Ohrfeige n und kümmerte sich einen Dreck um meine heftige Gegenwehr. Er war der Stärkere und, obgleich meine Hilferufe beachtlich laut waren, wusste ich, dass niemand den König von einer kle i nen Vergewaltigung abhalten würde. Warum auch? Schließlich war ich eine Hure und er zweifel s frei der mächtig s te
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