Zeitreise ins Leben (German Edition)
Mit langen Pausen und gutem Zuspruch, schafften wir es im Schneckentempo bis zur Treppe. Dort sac k te dann mein Kreislauf ins bodenlose und ich musste mich am Geländer abstützen. Schweiß lief mir in kleinen Bächen über Gesicht und Dekolleté und fabrizierte dunkle Flecken auf meinem Kleid. Angewidert blickte ich an mir herab und erinnerte mich erstmals wieder an das Tod bringende Fläschchen, das irgendwo in dem Wust aus zerrissenem Stoff und Schweiß festst e cken musste. Mühsam hantierte ich in meinem Ausschnitt herum und fing dabei einen mehr als seltsamen Blick von Hanna ein. Doch sie fragte nicht nach und sah dezent zur Seite, als ich die Phiole ergriff und sie in hohem Bogen von mir warf. Niemand durfte das Gift bei mir finden oder mich mit Rabenhofs Mordkomplott in Verbi n dung bringen.
In der Eingangshalle wurden wir von den Wachen sofort entdeckt und misstrauisch be o bachtet. Doch zu meinem Erstaunen unternahmen sie nichts, um uns au f zuhalten.
Seltsam ... dachte ich, weil unser Fluchtversuch selbst für Idioten offensichtlich sein mus s te . Entweder war es ihnen nicht erlaubt, sich einzumischen oder aber sie ließen uns gezielt in eine Falle tappen. Ich war verzweifelt und doch so beschäftigt, halbwegs voranz u kommen, dass ich diese Gedanken einfach beiseiteschieben musste. Wichtig war nur das offene Ei n gangstor und da s lag mittlerweile direkt vor uns. Wir hinkten darauf zu, versuchten schneller voranzukommen und hörten plötzlich vehemente Schritte hinter uns. Ein Blick zurück best ä tigte einen Verfolger mit dem ich nicht gerechnet h a tte : Es war Jakob und unsere Flucht d a mit offenbar zu Ende .
Ich ignorierte Hannas beruhigende Worte und wollte mich schon g e gen Jakob wehren, als der sich schnell bei mir unterhakte und mir half weiter voran zu ko m men. V or Staunen blieb mir der Mund offen stehen , doch ich fragte erst gar nicht lange, sondern tat alles, um Schritt ha l ten zu können. Jakob hatte von mir ordentlich eins auf den Kopf bekommen und wurde trotzdem unser Retter . E r führte uns nicht nur durch das Haup t tor , e r half uns sogar in die Kutsche, die aus unerfindlichen Gründen für uns bereit stand.
4 . Kapitel
Hanna beäugte mich kritisch, als ich die Augen aufschlug. Es war recht dunkel und ich ve r mutete, dass die Fensterluke mit Holz oder Stoff dicht gemacht worden war. Draußen war es vermutlich hell, denn ich konnte die Vögel laut zwitschern hören. Die Luft war ungewöh n lich klar und sauber und ich fühlte mich richtig wohl in me i nem warmen Bett. Schmerzen hatte ich fast keine mehr – zumindest solange ich meinen Kopf nicht zu drehen versuchte. Meine Li p pen fühlten sich seltsam taub an und mein Brustkorb war so eng, dass mir das Atmen schwer fiel.
„Jetzt hast du es bald geschafft“, meinte Hanna und streichelte sanft über meine Stirn. „Du hast eine ordentliche Gehirnerschütterung und zwei Rippen geprellt , aber im Großen und Ganzen bist du glimpflich davon gekommen. Ein paar Tage in den wunderbar pflegenden Händen von Bruder Bonifazius und du wirst wieder ganz die a lte sein.“ Ihre Worte waren sanft und legten sich wie tröstende Hände über meine Seele, obwohl ich ihr nicht ganz z u stimmen konnte. Denn ganz „die a lte“ würde ich wohl nie mehr sein.
Unmöglich ... nicht nach dem, was mir mit Rabenhof und dem König passiert war! Ich schluckte hart, wollte keine Schwäche zeigen und konnte dennoch die Tränen nicht verhi n dern. Hanna versuchte mich zu trösten, wischte meine Wangen trocken und wusste offe n bar nicht and e rs zu helfen, als mich mit einem Schwall von Fakten zu bombardieren.
„Meine liebe Elisabeth! Wir befinden uns hier in den ehrwürdigen Mauern von St. Nimmerlein, einem Kloster irgendwo im Nirgendwo zwischen Tsor und Rabenhof. Bruder B o nifazius ist ein überaus guter Freund und kümmert sich um deine Wunden. Er braut selbst ganz he r vorragende Medizin und ist ein echter Meister der alten Kräuterheilkunst. Er ist ein liebevoller, gebildeter Mann und hat sich über Jahre ein herausragendes Wissen ang e eignet. Im Übrigen hast du einen starken Drogencocktail bekommen und wirst das meiste deiner Verletzungen gar nicht richtig spüren. Ist es nicht so?“ und weil sie außer einem leichten N i cken keine
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