Zeitreise ins Leben (German Edition)
sich gut gelaunt mit den Damen. Seine Fröhlichkeit bohrte spitze Nägel in meinen Magen und als er mich entdeckte, kam er nicht auf mich zu und deutete mir nur, dass ich mich gefälligst um de n König zu kümmern hatte. D ie Enttäuschung darüber brannte sich wie ein glühendes Schwert in meine Seele . Bis zuletzt hatte ich gehofft, R a benhof würde etwas für mich empfinden und mir zuliebe sein Vorhaben aufgeben. Gott, w ie töricht! Zorne s röte stieg mir ins Gesicht bei dem Gedanken, dass er nur ein kurzes Vergnügen gehabt hatte und mehr nicht . Doch es war noch nicht aller Tage Abend ! Jetzt wollte ich es ihm erst ei n mal so rasch als möglich hei m zahlen und den König einweihen. Wütend drehte ich mich um und schritt geradewegs zur Tanzfläche, wo seine Majestät gerade mit der nächsten Frau tan z te. Doch ich lächelte ihm zuckersüß entgegen und als die Musik zu Ende war, kam er ohne U m schweife zu mir.
„Frau von Hochdeutschland! Ich war erstaunt, Euch nicht für den vereinbarten Tanz anz u treffen“, meinte er ein wenig übellaunig , doch ich ließ mich nicht beirren, tat, als ob ich verl e gen wäre, biss mir auf die Lippe und spielte dabei schüchtern mit der Zunge. Es war nicht gerade die erotische Sensation, doch es wirkte wenigstens nicht bi l lig.
„Eure Majestät, ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber ich war ein wenig unpäs s lich. Liebend gerne würde ich den verpassten Tanz wieder gut machen . M it allen Mi t teln, die mir zur Verfügung stehen!“ Damit schenkte ich ihm einen eindeutigen Blick und unte r strich mein Angebot mit einer lasziven Handbewegung. Warum Zeit verschwenden?
„Signorina! Che miràcolo – ich bin entzückt“, meinte er daraufhin überrascht und läche l te wieder. „Bitte, gebt mir gleich die Ehre des nächsten Tanzes und danach werden wir uns a n deren Dingen zuwenden.“ Seine Augen blitzten siegessicher und ich reichte ihm meine Hand. Das Katz und Maus Spiel hatte also begonnen.
Friedrich war so zuvorkommend, wie zu Beginn unseres Zusammentreffens, doch wenn ich ihn heimlich beobachtete, erkannte ich das als Fassade . Seine Freundlichkeit erreichte nicht mehr seine Augen und bis zu einem gewissen Grad konnte ich das auch verstehen. Ich hatte mich ihm wie eine Hure angeboten und war dadurch zu einer von V ielen geworden. Er musste sich nicht mehr bemühen oder übertrieben charmant sein, er hatte b e reits, was er wollte. Schon nach einer halben Stunde reichte er mir mit einem breiten Lächeln seine königliche Hand und schritt geradewegs auf Rabenhof, den Gehörnten, zu. Es war fast peinlich, wie o f fensichtlich der König seinen Triumph zur Schau stellte. Er nahm sich die Geliebte des Gas t gebers ins Bett und zeigte dies allen im Saal .
Was für ein lächerliches Schauspiel ... dachte ich, weil der König tatsächlich so vermessen war, sich persönlich bei seinem Gastgeber zu bedanken. J e länger ich die beiden Männer dann b e obachtete, desto klarer wurde mir, dass die Machtdemonstration des Königs nur Teil eines bereits best e henden Kampfes war. Friedrich und Raimund hatten sicher schon länger Streit und das Ausspannen einer Geliebten war nur primitive Revanche für etwas, von dem ich nichts wusste. Friedrich hingegen ahnte nicht, dass dieses Vorgehen genau dem Schac h zug von Raimund entsprach. Nachdem ich also allmählich diese Vernetzungen erkannte, wurde mir klar, dass Rabenhof und Valentier mich völlig zu Unrecht in diesen Schlammassel hinein gezogen hatten. Jede Frau hätte diese verfluchte Rolle spielen können, solange sie nur als angebliche Geliebte des Herzogs vorgestellt worden wäre . Der einzige Unterschied dabei wäre nur gewesen, dass diese Frau das Spiel vermutlich sogar g e nossen hätte.
Das Getuschel der Gäste war nicht zu überhören und der König in seiner selbstherrlichen Haltung eindeutig der Gewinner. Herzog Rabenhof war jedoch ein hervorragender Schauspi e ler und reagierte mit einer Mischung aus Wut und Resignation. Seine Glaubhaftigkeit war verblüffend und selbst ich wäre ihm auf den Leim gegangen, wenn ich nicht bereits von se i nem Plan gewusst hätte. In die Augen konnte er mir beim Abschied nicht sehen, schaffte es jedoch mit bemerkenswerter Geistesgegenwärtigkeit, mir das Fläschchen mit dem Gift in die Hand zu schummeln.
Was für
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