Zeitreise ins Leben (German Edition)
Antwort erwartete, plauderte sie gleich munter weiter, als hätte sie schon Stunden damit zugebracht, sich all die Lit a nei zu überlegen.
„Bonifazius sagt, dass keine Narben oder Schwellungen zurückbleiben werden! Nichts wird also dein schönes Gesicht zukünftig entstellen. Mädchen, du hast wirklich Glück im Unglück g e habt!“ Liebevoll hielt sie meine Hand und ich umschloss sie so fest ich konnte. Natürlich wollte ich mehr über die folgenschwere Nacht erfahren, wenngleich meine Worte undeutlich aus meinem Mund kamen, weil die Droge offenbar meine Zunge lähmte und meine Lippen überdimensional geschwollen waren. Aber Hanna verstand sofort und zwinkerte mir so lieb e voll zu, dass ich aut o matisch schmunzeln musste .
„ Das solltest du lieber nicht machen, Kindchen! Du siehst ja aus wie Quasimodo, der g e rade ein Lächeln versucht. O h, verzeih, das war jetzt nicht gerade sehr taktvoll von mir.“ Doch ich deutete ihr, dass ich diesen verbalen Ausrutscher gar nicht schlimm fand, sondern eher unter der elenden Warterei litt, endlich eine ausführliche Erklärung zu bekommen. Ich wollte schließlich wissen, was passiert war!
„Also gut, du ungeduldiges, aufgedunsenes Bündel! Ich sehe schon, du bist ganz neugierig auf meine Version der Geschichte. Aber ich werde sie dir leise erzählen, so, als ob es eine G u te Nacht Geschichte wäre. Dafür erwarte ich aber dann, dass du schläfst!“ Sie räusperte sich leise und ich versuchte entspannt ihrer Stimme zu lauschen.
„Also … ich kann zwar nicht allzu viel erzählen, aber ich werde dir sagen, was mir passiert ist und wie ich dich letztendlich gefunden habe.“ Mit einem kurzen Blick vergewisserte sie sich, dass ich meine Augen geschlossen hatte und strich mir sanft über die Wange. „In der Nacht vor dem Fest hörte ich das Klopfen an deiner Türe und schreckte hoch. Aber ich war benommen vom Schlaf, konnte meinen Umhang nicht finden und war daher viel zu spät an der eigenen Tür. Ich sah gerade noch, wie sie dich zu dritt weggeschleppt haben und war so e r schrocken , dass ich gar nicht reagieren konnte. Und danach hatte ich keine Zeit mehr Hilfe zu h o len, denn auch ich wurde von zwei finsteren Gestalten heimgesucht. Und, bei Gott, die waren wirklich finster!“ Sie schauderte und ihr blasses Gesicht spiegelte den ganzen Schr e cken ihrer eignen Gefangennahme. „Sie packten mich und steckten mich in eine Ka m mer in der Nähe des Herzogs. Dort blieb ich dann den ganzen Tag und selbst während des Festes eingesperrt. Niemand sprach ein Wort mit mir oder antwortete auf meine Fragen, aber w e nigstens waren sie so entgegenkommend, mir etwas zu Essen zu geben und mich mit Stick e rei zu ve r sorgen. So verging die Zeit ein wenig rascher und ich fühlte mich den Umständen entsprechend gut. N a türlich habe ich mir wahnsinnige Sorgen um dich gemacht.“ Sie seufzte und hielt kurz inne. Auch für sie war das Geschehene nicht gerade einfach. „Zumindest wusste ich, dass ich in der Nähe von Rabenhof war, denn durch meine Türe konnte ich ihn manchmal mit Jakob reden hören. Ich verstand zwar nur Bruc h stücke, doch reimte ich mir allmählich zusammen, dass du von ihnen erpresst wurdest und das noch dazu mit me i nem Leben! Mein Herz war schwer vor Kummer und doch war ich zuversichtlich, dass n ichts Schlimmes passieren würde !“ Hanna schüttelte den Kopf und ergriff meine Hand. „Und i r gendwann platzte dann J a kob plötzlich in mein Gefängnis, wirkte hektisch und ängstlich. Mit wenigen, holprigen Worten bot er seine Hilfe an und jagte mich förmlich bis zu Friedrichs Schlafgemach. Jakob e r zählte mir, dass der Herzog wie von Sinnen gewesen wäre , als er deine Schreie gehört hatte. Angeblich ist er dir ohne weiter zu überlegen sofort zu Hilfe g e eilt.“
Wie bitte ? Meine Gedanken überschlugen sich förmlich . Rabenhof war mir zu Hilfe geeilt? An di e se Möglichkeit hatte ich ja nicht einmal im Traum gedacht! Für ihn hatte doch nur sein Plan gezählt, meine Erpressung und meine mörderischen Rolle. Umso unvorstellbarer war es jetzt , dass er zu mein em Retter geworden sein sollte . Unvorstellbar vielleicht , aber zweifelsfrei auch sehr erhebend. Ein wohliges Kribbeln durch zog meinen Bauch und erinnerte an die vi e len Schmetterlinge, die ich dort schon wegen ihm ve r
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