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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Säule. »Das ist alles, was vom Forum geblieben ist.«
    Zwei Männer, die einen Karren mit Abfällen zogen, näherten sich. Sie grüßten und setzten ihren Weg über den Hügel fort. »Sagen Sie mir«, sagte Dave, »sind Sie Michelangelo Buonarroti? Der Bildhauer?«
    Seine Miene hellte sich auf. »Der bin ich in der Tat, Pater. Warum lächelt Ihr?«
    Die Männer mit dem Wagen blieben stehen und kippten ihren Abfall auf die Müllhalde.
    »Ich hörte, Sie hätten Talent. Aber das wissen Sie gewiss selbst. Ich suche einen Freund. Er sagte, er wolle Rom besuchen, um Ihnen einen Auftrag zu erteilen.«
    Michelangelo erhob sich. »Ich bin noch nicht etabliert, aber ich freue mich zu hören, dass mein Ruf nach außen dringt. Ist Euer Freund auch Priester?«
    Dave wusste nicht recht, welche Rolle Shel gewählt haben mochte. »Das ist er, aber er arbeitet unter den Armen und kleidet sich häufig ihnen gemäß.«
    Der junge Mann runzelte die Stirn. Er sah aus, als hätte er soeben einen Zusammenhang erkannt. »Ist Euer Name David?«
    Dave erschrak. »Warum fragen Sie?«
    »Jemand gab mir eine Nachricht für David. Seid Ihr dieser David?«
    »Ja.«
    »Das ist sonderbar.«
    »Was?«
    »Er hat mir nicht gesagt, dass Ihr Prediger seid. Nur, um keinen Fehler zu begehen, wie lautet sein Name?«
    »Adrian«, sagte Dave.
    »Pater Adrian.«
    »Ja, das ist richtig. Pater Adrian. Und die Botschaft?«
    »Die habe ich zu Hause, Pater. Sie ist vor zwei Tagen per Kurier eingetroffen. Würde es Euch etwas ausmachen, mich zu begleiten?«
    Es war ein warmer, ruhiger Nachmittag. Die Sonne stand hoch an einem blauen Himmel, über den weiße Schäfchenwolken zogen. »Wie lange sind Sie schon in Rom?«, erkundigte sich Dave.
    Nun war Michelangelo derjenige, der ins Staunen geriet. »Erst ein paar Wochen«, sagte er. »Woher wusstet Ihr, dass ich erst vor Kurzem hergekommen bin?«

    »Sie sind bekannter, als Ihnen bewusst ist, junger Mann. Woran arbeiten Sie gegenwärtig?«
    »Da gibt es, fürchte ich, nicht viel. Nur Kardinal Riario bedenkt mich mit Aufträgen. Ich stehe tief in seiner Schuld.«
    »Aber Pater Adrian hat Ihnen doch auch einen Auftrag erteilt, nicht wahr?«
    »Oh, ja, das hat er, aber ich habe noch nicht mit der Arbeit angefangen. Er möchte zwei Skulpturen von mir.«
    »Was für Skulpturen?«
    »Er bat mich um eine Athene. In ihrer Rolle als Stadtgöttin. Und Hermes. Als Heiler. Aber ich habe noch nicht entschieden, welche Gestalt sie erhalten sollen.«
    So unauffällig er konnte machte Dave ein paar Fotos. Aber Michelangelo sah den Gooseberry und fragte, was das für ein Ding sei. »Eine Reliquie«, antwortete Dave.
    Das Haus stand inmitten einer ganzen Reihe unauffälliger Bauten, die sich um einen schlammbedeckten Hof auf dem halben Weg zur Kuppe eines kleinen Hügels drängten, gerade hoch genug gelegen, den Tiber zu sehen, der ebenfalls verschlammt aussah.
    Im hinteren Bereich des Hauses war eine Werkstatt zu sehen. Während Michelangelo die Botschaft holte, steckte Dave den Kopf hinein. Es war feucht in dem Raum, und es roch nach nassen Steinen. Tische, Bänke und Regale bestanden aus rohen Planken. Ein kleiner Brocken Carraramarmor mit einem noch im Werden begriffenen Kinderkopf stand auf zwei Brettern auf dem Boden. Das, dachte er, könnte der schlafende Cupido sein, ein Stück, das als verschollen galt.
    Er machte noch mehr Fotos. Kinder spielten schreiend und kreischend im Hof, und er fragte sich, wie es einem Genie möglich war, in solch einem Lärm zu arbeiten.
    Michelangelo kam zurück und reichte ihm einen versiegelten, gelben Umschlag, auf dem in Druckbuchstaben der Name DAVID DRYDEN zu lesen war. »Da steht nicht, dass Ihr ein Priester seid«, sagte er. »Darum war ich ein wenig verwirrt.«
    »Danke, Michelangelo. Ich habe unser Gespräch wirklich genossen.« Sie schüttelten einander die Hände, und dies war einer jener elektrisierenden Momente, die nur einem Zeitreisenden gegeben sind. Dann gab Dave ihm eine Goldmünze und sah zu, wie Michelangelos Augen größer wurden. »Sorgen Sie dafür, dass die Auftragsarbeiten, die sie für ihn erledigen sollen, gut werden.«
    »Oh, das werde ich, Pater. Dessen könnt Ihr gewiss sein.«
    Dave wartete, bis er das Viertel verlassen hatte, ehe er den Umschlag öffnete. Die Botschaft lautete: DAVE, KOMM SCHNELL. ICH BIN IM BORGIA-TURM. BESCHULDIGT DER HÄRESIE ODER
    IRGENDWAS. DIE WACHEN SIND BESTECHLICH.
    SHEL
    Shels Konverter musste versagt haben. Oder jemand hatte ihn ihm

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