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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Glatteis führen lassen. Ins Kardinalskollegium berufen von seinem Vater, Papst Alexander VI. Mein Gott, wo hatte Shel sich bloß reingeritten?
    Borgia lächelte höflich, krümmte den Finger und signalisierte Dave, er möge näher treten. »Guten Tag, Pater...?«
    »David Dryden, Eminenz.«
    Seine Lippen waren voll und sinnlich, die Augen dunkel und gleichgültig, die Nase gerade, das Kinn schmal. Sein Lächeln erinnerte in seiner Beständigkeit an ein Chorkleid, etwas, das man an- und wieder ablegte. »Dryden.« Er kostete den Namen aus, ließ ihn über seine Zunge rollen, als wollte er ihn zusammen mit seinem Eigentümer verschlingen. »Du sprichst mit einem sonderbaren Akzent. Woher kommst du?«
    »Cornwall, Eminenz.« Ein Ort war so gut wie der andere. »Ich bin nur ein armer Landgeistlicher.«
    »Ich verstehe.« Er legte die Fingerspitzen aneinander. Seine Hände waren lang und schmal und hatten in letzter Zeit nicht viel Sonne gesehen. »Irgendwie siehst du gar nicht so aus.« Dave verbeugte sich leicht, als hätte der Kardinal ihm ein Kompliment gemacht. »Du wolltest zu Pater Shelborne?«
    »Wenn es möglich ist, Eminenz. Ich bin sein Beichtvater.«
    Seine Zähne waren ebenmäßig und leuchtend weiß. »Und wo wurdest du ordiniert, Pater?«
    »St. Michael's.« David antwortete mit Stolz in der Stimme. Gute alte Alma Mater.
    »In Cornwall?«
    »Ja.« Dave versuchte, jedes Zögern zu vermeiden. Was konnte das schon für ein Priester sein, der keine Ahnung hatte, wo sein Seminar beheimatet war?
    »Wir hatten kürzlich schon andere Gäste von St. Michael's«, sagte Borgia. »Wenn ich recht informiert bin, genießt man von dort aus einen herrlichen Ausblick auf Umber.«
    Wo in Gottes Namen war dieses Umber? »Es sind eigentlich mehr die sanften Hügel Cornwalls, die das Auge einfangen.«
    Borgia ließ sich seine Antwort durch den Kopf gehen. »Und wie stehst du zur Frage der Waldenser?«
    Die Waldenser waren Leute, die all ihr Geld weggaben und die Straßen des südlichen Europas bereisten, um den Armen zu helfen. Mit ihrem Beispiel brachten sie die mächtigeren Kirchenvertreter in Verlegenheit, weshalb sie als Häretiker
    gebrandmarkt worden waren. »Sie sollten in den Schoß der Kirche zurückkehren.«
    »Ganz recht.« Cesares Ton klang schärfer. »Offenkundig bist du ein frommer Mann, Pater. Aber sage mir, woher nimmt ein einfacher Pater vom Lande genug Gold, um meine Garde zu bestechen?«
    »Es war nicht als Bestechung gedacht, Eure Eminenz. Ich dachte vielmehr, ich sollte in der Tradition des Glaubens freigebig mit meinen Mitteln sein. Ich bin kürzlich zu einem Vermögen gekommen.«
    »Wie das?«
    »Eine Erbschaft, Eminenz. Mein Vater starb und hinterließ mir sein Geld ...«
    Cesare winkte mit einer beinahe weibischen Geste ab. »Ich verstehe.« Die beiden muskulösen Priester nahmen Habachtstellung ein. »Wer bezahlt dich, Dryden? Die Franzosen?«
    »Ich stehe bei niemandem in Lohn, Eminenz, und ich will niemandem Böses.« Der Kardinal sah sich zu den Priestern um. Ein Signal. Sie traten vor, ergriffen Daves Arme und klopften ihn mehr oder weniger ab, und das nicht gerade sanft. Einer reichte Dave nur bis zu den Augen, sah aber aus wie ein Linebacker. Der andere war jünger, fit, athletisch und mit einem zynischen Lächeln ausgestattet. Das war der Typ, der in einem anderen Zeitalter jeden Tag beim YMCA gewesen wäre und Squash gespielt hätte. Der Linebacker sah den Konverter an Daves Gürtel und nahm ihn an sich. Der Squashspieler fand den anderen, den Dave in seiner Soutane versteckt hatte. Sie zeigten sie Cesare, der sie kurz inspizierte und auf den Schreibtisch legte. Als Nächstes fanden sie sein Gold, das sie ebenfalls dem Kardinal überreichten. Dann ließen sie von ihm ab.
    Cesare lächelte beim Anblick der Münzen und ließ sie auf seinen Schreibtisch fallen. Was ihn jedoch vorrangig interessierte, waren die Konverter. Er hielt einen davon dicht an eine der Öllampen und untersuchte ihn eingehend.
    »Pater«, sagte er, »was sind das für Dinger?«
    Dave hatte irgendwie das Gefühl, als Reliquie würden sie jetzt nicht mehr durchgehen. »Das sind Kerzenhalter, Eminenz«, sagte er.
    »Kerzenhalter?«
    »Ja, Eminenz.«
    »Zeig mir, wie das funktioniert.« Er reichte Dave den Konverter, was diesem eine neue Chance gab, die Flucht zu ergreifen.
    »Sie sind noch nicht fertig. Der Sattel fehlt.«
    »Du sprichst, so nehme ich an, vom Sockel?«
    »Ja, Eminenz. In Cornwall nennen wir sie

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