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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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war wieder da.
    Helen wollte offenbar gar nicht weg. »Aber Morgen muss ich ins Krankenhaus, und ich muss früh anfangen.« Sie stand auf und holte ihren Mantel aus dem Garderobenschrank.
    »Bist du in Ordnung?«
    »Bald«, sagte sie.
    Dave versuchte, sich vorzustellen, wie Shel sich fühlen mochte. Wie fühlte es sich an zu wissen, was die Zukunft bereithielt?
    Wo war er jetzt?
    Er wollte ihn finden, ihn zur Vernunft bringen. Dafür sorgen, dass er keine Dummheiten machte. Wie beispielsweise den Konverter zu nehmen und in sein Haus zurückzukehren, um sich dem zu stellen, was dort auf ihn wartete.
    Oder womöglich versuchen, selbst ein Ende zu machen.
    Also, wo konnte er sein? Er erinnerte sich an den Abend im Lenny Pound's, als sie die Liste der Dinge angefertigt hatten, die sie mit dem Konverter noch tun wollten. Und alles in Shels Notizbuch festgehalten hatten. Mark Twains Dampfschiff. Kit Carson. Leonidas.
    Und da war ein Name, bei dem Shel förmlich gestrahlt hatte.
    Michelangelo.

Kapitel 37
    Macht, gleich verheerender Pestilenz, Beschmutzt, was sie touchiert. Und Gehorsam ist des Genius' Ruin, so sehr, Wie der der Kunst, der Freiheit und der Wahrheit. So werden Menschen zu Sklaven und die menschliche Gestalt, Zum technisierten Automat'.
    Percy Bysshe Shelley, Königin Mab
    Im Sommer des Jahres 1496 kam ein junger und unbekannter Michelangelo auf der Suche nach Arbeit nach Rom.
    Wir könnten ihm einen Gefallen tun, hatte Shel großmütig gesagt. Es würde nichts durcheinanderbringen, er würde ein wenig Geld und Ermutigung bekommen, und wir hätten die befriedigende Gewissheit, dass wir einen Beitrag zu seinem Erfolg geleistet haben. Und vermutlich könnten wir dabei noch das eine oder andere Souvenir ergattern.
    Die ultimativen Gartenfiguren, hatte Dave gedacht.
    Sie waren nie dazu gekommen. Und das bedeutete, dass Dave einen Ort gefunden hatte, an dem Shel sich möglicherweise gerade aufhielt.
    Dies war das Rom Alexanders des VI., eines Papstes, der weder Häresie noch Opposition geduldet hatte. Es war eine schwere Zeit für den wahren Glauben. Gerade ein paar Jahrzehnte waren vergangen, seit Konstantinopel gefallen war und Europa Heerscharen Gelehrter aus dem Heiligen Land Zuflucht gewährt hatte. Die Gelehrten hatten die gute Tat honoriert, indem sie die Renaissance losgetreten hatten. Es war ein staubiges, unscheinbares Rom, immer noch mittelalterlich, immer noch schwermütig ob der verlorenen Pracht. Unscheinbare kleine Häuser säumten schmale Straßen, die in den Trümmern der kaiserlichen Zeiten zu versinken drohten. Auf den Hügeln tummelten sich Kirchen und Paläste. Weitere wurden derzeit erbaut. Die Engelsburg, errichtet als Mausoleum für Kaiser Hadrian, beherrschte das Ufer des Tiber, und über die Straßen, die von Westen her in die Stadt führten, wachte Alt St. Peter, der Vorgängerbau des modernen Petersdoms.
    Dave war inzwischen ein Meister darin, die Leute aufzuspüren, die er suchte, sogar in Gesellschaften, in denen es nicht einmal Telefonbücher gab. In seiner Klerikerkleidung ging er geradewegs zu Kardinal Pietro Riario und erklärte, er arbeite für einen Mann, der sich durch eine größere Spende zugunsten eines Kirchenprojekts nach Wahl des Kardinals Erlösung erhoffe. Riario war der Nachwelt als früher Förderer Michelangelos bekannt. Und als ein Mann, der von Zeit zu Zeit recht mörderische Tendenzen offenbarte.
    Der künftige Künstler, so verriet ihm der Kardinal, lebte in einem bescheidenen Quartier, nicht weit vom Tiber entfernt. Als Dave eine Stunde später dort eintraf, war er nicht zu Hause, aber sein Vermieter beschrieb ihm den Weg zu einer Müllhalde. Und dort fand er einen jungen Mann, der auf einem kleinen Hügel am Rande des Geländes saß und die Müll- und Schuttberge auf sich wirken ließ.
    Trotz seiner klaren, angenehmen Züge und den attraktiven, dunklen Augen sah er recht gewöhnlich aus. Er war so in die Szenerie um sich herum vertieft, dass er Dave gar nicht kommen sah. »Hallo«, sagte Dave lässig und folgte Michelangelos Blick über die Mülllandschaft. »Eine trostlose Aussicht, nicht wahr?«
    Verwundert blickte er auf. »Hallo, Pater.« Er hörte sich geistesabwesend an. Vermutlich hoffte er, der Priester würde sich schnell wieder entfernen. »Ja«, fügte er hinzu. »Das ist es.«
    Grauer Rauch waberte über den Abfällen auf. Aasfresser kreisten über ihnen.
    Dave setzte sich neben ihn.
    »Seht Ihr das?« Der junge Mann zeigte auf eine geborstene

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