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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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abgenommen. Anderenfalls hätte man ihn nicht festhalten können. Also hatte es auch wenig Sinn, sich direkt auf den Weg zu ihm zu machen. Erst musste Dave noch eine Zwischenstation machen.
    Er kehrte zurück in Shels Haus, ungefähr um 1:00 A M in der Nacht des Blitzeinschlags. Es gab keinen besonderen Grund, warum er gerade diese Zeit gewählt hatte, abgesehen davon, dass er Shel nicht in die Arme laufen wollte.
    Womöglich würde das ein Problem im Zeitablauf aufwerfen, vielleicht auch nicht; aber er hielt es für das Beste, jegliche unnötigen Verwicklungen in der Abfolge der Ereignisse zu vermeiden.
    Er kam im Wohnzimmer an. Der Sturm, der in jener Nacht gewütet hatte, war bereits voll im Gange. Und es fühlte sich sonderbar an, wieder in diesem Haus zu sein, das, wie er wusste, in wenigen Stunden nur noch eine rauchende Ruine sein würde.
    Er ging ins Arbeitszimmer und auf direktem Wege zum Schreibtisch. Ihm kam der Gedanke, er könnte später noch einmal herkommen, um herauszufinden, wer Shel ermordet hatte. Aber er war nicht überzeugt, dass er die Nerven dazu hatte, einfach daneben zu stehen und dabei zuzusehen. Andererseits wusste er nicht, wie er es rechtfertigen sollte, es nicht zu tun.
    Kümmer dich später darum.
    Der Schlüssel zum Schreibtisch lag in einer Tasse, zusammen mit ein paar Büroklammern und Gummibändern. Die Tasse mit dem Logo der Phillies stand auf dem Bücherregal neben einem gerahmten Foto von Shel, Jerry und ihrem Vater.
    Dave schaute in die Tasse. Kein Schlüssel.
    Warum war er nicht überrascht? Nichts lief glatt, wenn man erst mal in Schwierigkeiten steckte. Und er brauchte das Ersatzgerät.
    Er wühlte in Büroklammern und Gummibändern, stellte sich auf die Zehenspitzen, um das Regalfach abzusuchen.
    Verdammt.
    Er lag nicht auf dem Schreibtisch. Nicht auf einem der Beistelltische. Nicht auf dem Boden.
    Also musste er weiter zurück. Vielleicht ein paar Wochen. Aber er wollte nicht riskieren, Shel zu begegnen und dadurch ein Paradoxon auszulösen, also ging er in die Küche und durchsuchte die Schubladen, wo er Flaschenöffner, Tüten, Reißzwecken und Plastikklammern fand. Und einen Hammer und ein paar Schraubendreher.
    Mit den Werkzeugen kehrte er zurück zum Schreibtisch. Er rammte den größten Schraubendreher in die Ritze zwischen der Oberkante der untersten Schublade und dem Rahmen. Da war nicht viel Platz, und er musste den Hammer zu Hilfe nehmen. Draußen übertönte eine Sirene das Donnergrollen. Sie wurde noch einige Augenblicke lang lauter, ehe sie allmählich verhallte.
    Die Schublade kam langsam in Bewegung, und mit einem letzten Knall riss der Rahmen auf.
    Im Geiste ging er sein Gespräch mit Lieutenant Lake noch einmal durch: »Der Mörder hat auch den Schreibtisch aufgebrochen. Eine der Schubladen - was immer der Mörder gesucht hat, er hat es gefunden.«
    » Wie kommen Sie darauf ?«
    »Die anderen Schubladen hat er nicht angerührt.«
    Er zog die Schublade heraus. Und da war der dritte Konverter. Der, den Michael benutzt hatte. Der, von dem er geglaubt hatte, ein Dieb hätte ihn gestohlen.
    Er steckte ihn in seine Soutane. Dann, nur zur Sicherheit, benutzte er den Saum des Gewands, um seine Fingerabdrücke von dem Hammer, dem Schraubenzieher und dem Schreibtisch abzuwischen.
    Und dann war es Zeit zu gehen.
    Der Vatikan war auch zu jener weit entfernten Zeit bereits ein architektonisches Wunder. Pilger füllten Höfe und Straßen. Die heiligen Bauwerke drängten sich hinter von Zinnen gekrönten Mauern und dem Tiber; ein heiliger Ort, belagert von weltlichen Mächten. Dave blickte zu Alt St. Peter hinauf. Dort hatte Papst Leo III. Karl den Großen gekrönt. Dann ging es vorbei am Damaskushof, auf dem noch immer Turniere ausgetragen wurden. In der Nähe der Bibliothek hielt er kurz inne, um sich zu orientieren. Der Borgia-Turm war ein Unheil verkündendes Bollwerk, das über die Westflanke des Apostolischen Palasts wachte, unterstützt von seinem militärisch erscheinenden Zwilling, der Sixtinischen Kapelle. Wachen patrouillierten vor dem Eingang, doch er ging zur Tür, als hätte er jeden erdenklichen Grund, sich dort aufzuhalten. Ein Gardist sprach ihn an. »Was führt Euch her, Pater?« Er trug eine blaue Uniform nebst einem Dolch und einer kleinen Axt.
    »Ich bin der Beichtvater«, sagte Dave, »von Adrian Shelborne, der, wie ich glaube, hier zu Gast weilt.«
    Der Gardist war kaum neunzehn Jahre alt. »Hat man nach Euch geschickt, Pater?«
    Seine Haltung

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