Zeitreisende sterben nie
war gerade dabei, Victor den Konverter abzunehmen. »Nein«, sagte er.
»Ich muss weg.«
Und er verschwand.
»Kommt er wieder zurück?«
Dave lächelte. »Er ist schon zurückgekommen.« Sie war blass. »Alles in Ordnung?«
»Ich glaube, ich kriege Kopfschmerzen.«
Kapitel 41
Ach, hol Gestern zurück, bitte die Zeit, sie möge wiederkehren.
William Shakespeare, Richard II.
Blitze flackerten hinter den Vorhängen. Shels Heizung schaltete sich ein.
Helen musterte die Leiche und die Treppe. »Wir hätten ihn gleich ins Obergeschoss schicken sollen.«
»Ich hatte die Koordinaten für das Schlafzimmer nicht.«
»Es ist nur fünf Meter weiter oben.«
Sie hatte natürlich recht. Dave korrigierte die Einstellung des Konverters, befestigte ihn an der Leiche und drückte auf den Knopf. Sie verblasste, und als sie die Treppe hinaufstiegen, fanden sie sie im Flur wieder. »Wo ist Shels Schlafzimmer?«, fragte sie.
Beinahe hätte er ihr gesagt, dass er davon ausgegangen war, sie wüsste das längst. Aber ihm fiel noch rechtzeitig ein, dass sie das wohl nicht witzig finden würde.
Es gab drei Schlafzimmer, aber es war nicht schwer, das richtige zu finden. Bilder ihres alten Highschool-Baseballteams, Urkunden, in denen seine herausragende Arbeit bei Carbolite gelobt wurde, ein Stapel Bücher auf einem Tisch.
Dave zog die Decke zurück, zerrte die Leiche auf das Bett und steckte sie in Shels Schlafanzug. Als er fertig war, stopfte er die Kleidung des Toten in eine Plastiktüte.
Außerdem lag ein Ziegelstein in der Tüte. Sie gingen hinunter und nahmen die Schlüssel zu Shels Wagen aus dem Phillies-Becher. Zuvor hatten sie kurz überlegt, ob sie die Kleidung einfach dem Feuer überlassen sollten, aber sie wollten keine Risiken eingehen. Was man auch über Zeitreisen denken mochte, David hatte begriffen, dass das, was sie hier taten, endgültig war. Sie konnten nicht zurückkommen und es rückgängig machen, denn sie waren hier, und sie wussten um den Ablauf der Ereignisse, und darum konnten sie nichts mehr ändern, wollten sie nicht gegen das Infarktprinzip verstoßen.
Sie borgten sich Shels Toyota. Er hatte ein Wunschkennzeichen mit der Buchstabenkombination S-H-E-L und viele Kilometer auf der Uhr. Aber er hatte den Wagen gut instandgehalten. Sie fuhren hinunter zum Fluss. An der zweispurigen Brücke über die Narrows hielten sie und warteten, bis kein Verkehr mehr herrschte. Dann gingen sie zur Mitte der Brücke, dort, wo der Fluss ihrer Meinung nach am tiefsten war, und warfen die Tüte hinunter. Dave hatte immer noch Victor Randalls Brieftasche und seinen Ausweis, den er später verbrennen wollte.
Danach brachten sie Shels Wagen zurück. Inzwischen war es 3:45 AM, noch einunddreißig Minuten, bis eine Mrs Wilma Anderson den Notruf wählen und ein Feuer im Haus melden würde. Dave fürchtete, ihr Zeitplan könnte zu knapp und der Eindringling bereits im Haus sein. Aber es war immer noch alles still, als sie zurückkamen und die Schlüssel wieder in den Becher legten.
Sie schlossen das Haus ab, Vorder- und Hintertür, so, wie sie es vorgefunden hatten, und versteckten sich hinter einer Hecke auf der anderen Straßenseite. Ihr Werk war beendet, und nun warteten sie auf den Verbrecher. Stille herrschte in der gut ausgeleuchteten und von vielen Bäumen bestandenen Nachbarschaft. Die Häuser mit ihren kleinen, von Zäunen begrenzten Vorgärten waren typisch für die gehobene Mittelklasse. Autos standen in Garagen oder Zufahrten. Irgendwo, einen Block weiter, jaulte eine Katze.
Vier Uhr.
»Wird allmählich spät.«
Nichts rührte sich. »Er muss sich langsam beeilen.«
Sie legte die Stirn in Falten. »Und wenn er nicht kommt?«
»Er muss kommen.«
»Warum?«
»Weil es so passiert ist. Das ist Fakt. Wir wissen es.«
Sie sah zur Uhr. 4:01.
»Ich habe eine Idee«, sagte David.
»Wir könnten eine brauchen.«
»Du hast vielleicht recht. Vielleicht gibt es keinen Feuerteufel. Anders ausgedrückt, vielleicht sind wir die Feuerteufel. Immerhin wissen wir bereits, wo der gebrochene Schädel herkommt.« Und er wusste, wer den Schreibtisch aufgebrochen hatte.
Sie dachte darüber nach. »Ich glaube, du hast recht.«
»Warte hier«, sagte er. »Nur, falls doch noch jemand auftaucht.«
»Was hast du vor?«
»Ich besorge Benzin.«
David huschte aus dem Versteck hinter der Hecke, ging rasch über die Straße, hastete die Einfahrt hinauf und ging in die Garage. Da waren drei Benzinkanister. Alle leer.
Er brauchte
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