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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Stunde. Mit dem Konverter auf dem Beifahrersitz und dem Telefon in der Tasche saß er in seinem Wagen
    und erkannte, dass er einen Fehler begangen hatte. Er hätte nicht nachgeben dürfen. Er hätte darauf bestehen sollen, seinen Vater zu begleiten. Aber natürlich gab er immer nach, wenn es um seinen Vater ging.
    Er nahm das Mobiltelefon aus der Tasche und tippte Daves Nummer. Es war zwar schon später, aber dafür waren Freunde schließlich da.
    Dave war irgendwo in einem Restaurant. »Hallo Shel«, sagte er, ehe er zwei Minuten mit einer anderen Person sprach. Dann war er wieder da. »Stimmt was nicht?«
    »Ja. Du unterrichtest Griechisch und Latein.«
    » Mehr oder weniger.«
    »Wie ist dein Italienisch?«
    » Geht. Etwas unsicher. Warum ? Willst du nach Rom?«
    »Hast du Samstagmorgen irgendetwas vor, Dave?«
    »Da habe ich zu tun. Was ist los?«
    »Ich habe ein Problem.«
    » Was kann ich für dich tun, Shel?«
    »Ich möchte dir etwas zeigen.«

Kapitel 7
    Im Allgemeinen tun die Amerikaner das Richtige, nachdem sie alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft haben.
    Winston Churchill
    Dave hatte einen jener Lebensabschnitte erreicht, in denen nichts Besonderes geschah. Das Unterrichten langweilte ihn. Die meisten Abende brachte er damit zu, Arbeiten zu benoten, Seminare vorzubereiten und sich im Fernsehen alte Filme anzusehen. Am Rande trieben auch ein paar Frauen vorbei. Aber keine, für die er Leidenschaft aufzubringen imstande war.
    Abgesehen von Helen. Sein Herz flatterte jedes Mal, wenn er sie sah. Jedes Mal, wenn er an sie dachte.
    Sie war der Grund, warum er gezögert hatte, als Shel ihn nach dem Samstagvormittag gefragt hatte. Sie nahm gewöhnlich am Samstag ein spätes Frühstück im Serendip an der Cleaver Street ein. Er hatte sie dort gelegentlich gesehen und vorgehabt, sie dort zu treffen. Rein zufällig, versteht sich. Oh, Helen, wie schön, dich zu sehen. Er mochte sie schon lange, aber ihr Verhalten ihm gegenüber war, wenn auch nicht gerade abweisend, so doch indifferent. Ein paar Mal hatte er sie schon eingeladen, aber sie hatte stets einen Grund gefunden, ihm abzusagen.
    Beim nächsten Mal vielleicht, hatte sie zu ihm gesagt. Aber die Botschaft war klar: Kapier es, Dave. Er jedoch war Erfolg bei Frauen gewohnt. Wenn er nur dranblieb, dann, dessen war er sicher, würde er sie für sich gewinnen.
    Als er herausgefunden hatte, dass auch Shel hinter ihr her war, hatte er das als eine Art Schock empfunden. Er hätte Shel schon an jenem ersten Abend, bei der Aufführung, von seinem Interesse an ihr erzählen sollen. Aber das hätte schlussendlich auch erfordert, dass er seinen Misserfolg eingestand. Das konnte er nicht zulassen. Auf keinen Fall.
    Er kannte Adrian Shelborne schon sein Leben lang. Sie waren auf dieselben Schulen gegangen, hatten zusammen rumgehangen, waren sogar zusammen bei den Pfadfindern gewesen. Einmal waren sie auch hinter demselben Mädchen her gewesen, das jedoch mit einem männlichen Cheerleader durchgebrannt war und sie so beide in Verlegenheit gebracht hatte. Von einem gemeinsamen Gefechtseinsatz abgesehen verbindet Männer nichts so sehr wie ein Korb von derselben jungen Frau.
    Shels Vater hatte Geld und Ansehen, und er hatte Shel zu einem Studienplatz in Princeton verholfen. Dave war zur Temple gegangen, einer örtlichen Einrichtung, die seine Familie sich leisten konnte. Aber er hatte sich gut gemacht, hatte sein Interesse an Sprachen entdeckt und Griechisch gelernt, weil er fähig sein wollte, Homer im Original zu lesen. Ho philos estin alias autos. Ein Freund ist ein anderes Selbst. Anschließend hatte er sich dem Studium der lateinischen Sprache verschrieben.
    Die klassischen Sprachen hatten etwas Majestätisches, eine Aura der Würde und der Macht, die im Englischen irgendwie nicht zutage trat. Vielleicht lag das einfach an der zu großen Vertrautheit. Was auch immer dahintersteckte, er tauchte tiefer und tiefer in die hellenische und romanische Kultur ein, lernte unterwegs noch Französisch und Spanisch und war gerade dabei, Italienisch zu lernen. Zwei Jahre zuvor hatte er Sprachen sprechen herausgebracht, eine Abhandlung über die Entwicklung der Sprache und ihren Bezug zu sittlichen Traditionen.
    Shel war immer ein wilder Kerl gewesen, ein Typ, der überall war, der Bilder von sich vor dem Vatikan, beim Kamelritt um eine Pyramide oder auf einer Seilbrücke in Turkestan besaß. Einmal hatte er bei den Popinjays in Dallas Gitarre gespielt und sich offensichtlich gut

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