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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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in die Gruppe eingefügt. Wie sollte Dave, dessen Familie es für eine große Sache hielt, eine Weile durch die Poconos zu streifen, da mithalten?
    Wie auch immer, sie blieben über all die Jahre gute Freunde. Trotz der Vorzüge, mit denen er leben durfte, war Shel ein grundsolider Bursche. Kein Angeber. Niemand, der sich Illusionen über die eigene Bedeutung hingab. Und der letzte Mensch, von dem Dave erwartet hätte, dass er einen Blackout erlitt und zweihundert Meilen entfernt wieder zu sich kam. Diese Geschichte am Mittwoch hatte ihn schaudern lassen und ihm das Gefühl gegeben, die Realität löse sich auf. Es war beinahe wie ein Erlebnis, das er mit etwa zehn Jahren gehabt hatte. Seine Leute hatten ihn mitgenommen zu einer Zaubervorstellung im Walnut. Der Zauberer hatte Basketbälle durch die Luft schweben lassen, hatte eine Frau in einen Schrank gesperrt und den Schrank auseinandergenommen, und sie war nicht mehr da. Er hatte sich in Ketten legen und in eine enge Kiste sperren lassen, die an der Decke aufgehängt wurde, sodass er unmöglich herauskommen konnte, ohne gesehen zu werden. Aber als die Kiste wieder abgesenkt und geöffnet wurde, war er fort gewesen und an seiner Stelle war die Frau zum Vorschein gekommen, die in dem Schrank verschwunden war.
    Das war die Nacht, in der Dave angefangen hatte, an Magie zu glauben. Zu schlussfolgern, dass alles passieren konnte, dass es keine Regeln gab. Keine Grenzen. Die Geschehnisse vom Mittwoch hatten sich genauso angefühlt.
    Der verwirrte Ausdruck in Shels Augen, die Art, wie er auf dem Rückweg aus dem Westen Pennsylvanias zusammengesunken im Auto gesessen hatte, die Art, wie seine Stimme gezittert hatte, als er versuchte zu erklären, was passiert war, und herausfinden musste, dass er es selbst nicht wusste.
    Manchmal ist es einfach Magie.
    Dann der Telefonanruf: Es war schon wieder etwas passiert. Shel hatte nichts dergleichen gesagt, aber Dave hatte es in seiner Stimme wahrgenommen. Der Junge hatte Angst.
    Und so verzichtete Dave auf Helen und das Serendip und wartete stattdessen brav auf Shel, der kurz vor neun mit seinem Wagen ankam. Es regnete, ein typischer, steter und kalter Oktoberregen. »Was ist los?«, fragte Dave.
    »Das ist schwer zu erklären.« Shel hatte eine Notebooktasche dabei. Er stellte sie auf den Boden, zog die Jacke aus und ließ sich in einen Sessel fallen. »Dave«, sagte er, »ich weiß, warum mein Vater verschwunden ist.«
    Plötzlich wurde es drückend still im Raum.
    »Geht es ihm gut?«
    »Nein, das glaube ich nicht.« Der Wind rüttelte an den Fenstern. »Ich weiß auch, was am Mittwoch passiert ist.«
    Dave setzte sich ihm gegenüber auf das Sofa. »Was ist passiert?«
    »Okay, das, was ich dir zeigen will, ist ziemlich verrückt. Sehr verrückt. Aber ehe ich noch mehr sage, musst du mir versprechen, dass das unter uns bleibt.«
    »Okay.«
    Shel zog die Augen zusammen. »Versprichst du es?«
    »Ja.«
    »Sag es.«
    »Also, hör mal. Ich verspreche es.«
    Er hob die Notebooktasche auf, öffnete den Reißverschluss, hielt inne, dachte nach. Er sah Dave an, als hätte er einen Fremden vor sich. Und dann öffnete er die Tasche und nahm einen Q-Pod heraus. Oder vielleicht eines dieser neuen Spielgeräte, die ständig den Markt fluteten. Dave hatte die technische Entwicklung schon vor Jahren aus den Augen verloren.
    Shel hielt das Ding hoch, als wäre es etwas ganz Besonderes. »Was ist das?«, fragte Dave.
    »Ich weiß nicht so recht, wie ich es nennen soll. Mein Vater nennt es einen Konverter.« Er reichte Dave das Gerät.
    Dave nahm es, drehte es um und zuckte mit den Schultern. »Und wofür ist das gut?«
    »Klapp es auf.«
    Dave tat, wie geheißen, und sah zu, wie das Gerät aufleuchtete. Ein Haufen Zahlen erschien auf dem Bildschirm.
    »Okay. Und was soll ich jetzt damit machen?«
    »Ich zeige es dir. Aber du brauchst eine Jacke.«
    »Gehen wir raus?«
    Er lächelte, aber es war ein finsteres Lächeln. Ein Lächeln, das signalisierte, sie würden weit hinaus gehen. »Mehr oder weniger.«
    Normalerweise war Shel geradeheraus. Dieses Um-den-heißen-Brei-Reden passte ganz und gar nicht zu ihm. Dave fühlte, wie sich seine Haare allmählich aufrichteten. So wie am Mittwoch, als er Shel an der Chevron-Tankstelle abgeholt hatte. »Was immer das bedeutet«, sagte Dave, stand auf und ging zu seinem Kleiderschrank. Er nahm eine gefütterte Kunstfaserjacke heraus und warf sie über die Schultern. Dann ging er zur Tür.
    Shel schüttelte

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