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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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zu spielen, sei es aus purem Amüsement oder aus Gewohnheit, gibt es bald ein Missverständnis, das zum Zwist führt. Am Ende kommt es zu Kampfansagen, die nicht ohne Folgen bleiben.
    Telemachos findet das Rückgrat eines an Land gespülten Meerestieres und benutzt es, um seinen Vater zu töten.
    Dann erst erkennt er, wer sein Opfer war.
    »Sophokles war kein großer Komödienschreiber, was?«, fragte Shel.
    »Nein. Er fällt nicht gerade unter leichte Lektüre.«
    Sie fertigten Aufzeichnungen beider Stücke an und brachten sie zurück zum Tresen. Als Nächstes nahmen sie sich Theseus und Kirke vor. Dann Parnass und Die Falken. Sie wollten gerade Troilos und Eurydike zurückgeben, als der Bibliothekar in das Zimmer kam. »Der Direktor hat jetzt Zeit für euch. Wenn ihr mir folgen würdet. Ich werde
    ...«
    »Nicht nötig, Ajax«, sagte eine andere Stimme. Sie gehörte einem hochgewachsenen Mann, der vor der Tür aufgetaucht war. »Es tut mir leid, dass ihr warten musstet, meine Herren. Was kann ich für euch tun?«
    »Sind Sie Aristarchos?«, fragte Dave.
    Er war es. Dave stellte Shel vor, und erklärte, wie geehrt sie sich fühlten, ihn kennenzulernen, und dass sie in ihrer Heimat, die weit entfernt wäre, von ihm gehört hätten. »Sie haben eine wundervolle Sammlung«, fügte er hinzu.
    Der Direktor übte sich in Bescheidenheit. »Ich bin nur der Bibliothekar«, sagte er. »Aber das ist sehr nett von euch.« Er hatte eine spitze Nase und ein hageres Gesicht, machte aber einen sympathischen Eindruck. Nach Shels Empfinden hätte er ebenso gut nach Philadelphia gepasst.
    »Wir sind einen langen Weg gekommen, um Shels Vater zu suchen«, sagte Dave. »Wir wissen, dass er ein Bewunderer Ihrer Person und der Bibliothek ist. Er war Weltreisender, doch nun ist er verschwunden.«
    Auf einen Wink hin sammelte Ajax die beiden Stücke ein, zog sich zurück und schloss die Tür.
    »Es tut mir leid, das zu hören«, sagte Aristarchos. »Ich hoffe, ihm ist kein Leid geschehen.«
    »Das tun wir auch. Jedenfalls halten wir es für möglich, dass er die Bibliothek aufgesucht hat, um Sie zu sprechen.«
    »Wie ist sein Name, Davidius?«
    »Shelborne. Michael Shelborne.«
    »Interessanter Name. Den hätte ich nur schwer vergessen können. Aber ich muss euch leider sagen, dass ich mich an keine Person dieses Namens erinnere.«
    »Darf ich Ihnen ein Bild zeigen?«
    Aristarchos legte die Stirn in Falten. »Ihr habt ein Porträt von ihm bei euch?«
    »Ja.« Shel zog vier Fotos von seinem Vater hervor. Zwei im Anzug, eines in Freizeitkleidung, eines in einem Laborkittel. Der Direktor machte große Augen. »Was ist das?«, fragte er.
    »Fotos, Sir. Das ist eine neue Entwicklung. Ich glaube, in Alexandria ist sie noch nicht eingeführt worden.«
    »Nein, das ist sie sicher nicht. Aber, ja, diesem Mann bin ich begegnet.«
    »Können Sie uns sagen, wann?«
    Aristarchos räusperte sich. Versuchte, sich zu erinnern. »Er war nur kurz hier. Und ich würde mich wohl nicht an ihn erinnern, wäre da nicht der kräftige Akzent gewesen. Wie bei euch.«
    »Ich verstehe.«
    »Ja. Er war sehr an unserer Bibliothek interessiert.« Er lächelte, als er sich erinnerte. »So geht es natürlich jedermann. Aber Michael hat darauf bestanden, uns auszuführen, um mit uns zu feiern. Mich und das halbe Personal.«
    »Um was zu feiern?«
    »Diesen Teil habe ich nie verstanden. Den Abschluss einer Reise, denke ich. So etwas in der Art muss es gewesen sein.«
    »Können Sie uns ungefähr sagen, wann er hier war?«
    »Oh, das ist schon zwei oder drei Jahre her. Mindestens. Ich weiß es nicht genau.«
    »Meinen Sie, einer Ihrer Mitarbeiter kann sich vielleicht erinnern?«
    »Kommt mit mir nach oben, dann können wir sie fragen.«
    Niemand wusste es genau. Letzten Sommer vor zwei Jahren, glaube ich, sagte einer der Mitarbeiter. Nein, widersprach ein anderer, es war kurz nachdem mein Bruder gestorben ist, diesen Herbst werden es vier Jahre. Am Ende ließ sich der Zeitpunkt nicht nutzbringend eingrenzen.
    Aristarchos drückte sein Bedauern aus. Dann hatte er eine Frage. »Ajax konnte nicht verstehen, warum ihr mehrere Bücher entliehen und prompt zurückgegeben habt und anscheinend vorhattet, sämtliche Werke von Sophokles durchzusehen. An nur einem Nachmittag.«
    »Wir haben Nachforschungen angestellt«, sagte Dave.
    »Das sagte er mir. Dennoch hat er, vielleicht aus übertriebener Vorsicht, seinen Vorgesetzten informiert. Der Vorgesetzte hat etwas Sonderbares beobachtet

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