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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Mädchen von vielleicht sechzehn Jahren saßen in modern wirkenden Lehnsesseln und waren in ihre Lektüre vertieft. (Sonderbar; Shel hatte immer gedacht, die Antike sei so gewesen, wie Hollywood sie darstellte: ein Ort, bevölkert von Kriegern, ältlichen Philosophen und rettungsbedürftigen Jungfrauen. Irgendwie fehlten ältere Frauen, und er hatte sich nie junge Mädchen in Lehnsesseln vorgestellt.) Ein Mann in mittleren Jahren trug eine Schriftrolle zum Tresen. Der Bibliothekar legte eine Notiz an, sie sprachen kurz miteinander, und der Mann machte kehrt und ging. Der Bibliothekar brachte die Schriftrolle zurück in den rückwärtigen Raum.
    Schließlich kehrte Shel zurück zu Dave und setzte sich zu ihm. »Ich arbeite daran«, sagte Dave, ohne aufzublicken.
    »Es geht darum, wie Achilleus versucht, bei Troja Frieden zu stiften.«
    »Aha.«
    »Nach Hektors Tod.«
    Shel räusperte sich.
    »Was?«, fragte Dave.
    »Warum lesen wir den Rest davon nicht zu Hause?«
    »Oh, ja sicher. Einverstanden.«
    Shel reichte ihm den Gooseberry, eine Kombination aus Fotoapparat, Telefon, Taschenlampe und Spielkonsole mit Aufnahme- und Speicherfunktion. Dave kehrte zum Anfang der Schriftrolle zurück.
    »Warte«, sagte Shel. »Ich halte sie für dich.«
    Dave klappte das Gerät auf, das rote Bereitschaftslämpchen blinkte auf, und der Bildschirm schaltete sich ein. Ein halbes Dutzend Symbole huschte über den Schirm, gefolgt von den Worten Bereit zum Loslegen, großer Mann. Er aktivierte die Fotofunktion und fing an, Bilder zu machen.
    Sie machten drei Fotos von jedem Abschnitt, nur um sicherzugehen. Eine Erklärung wäre ihnen schwergefallen, also behielten beide für den Fall, dass jemand hereinkäme, die Tür im Auge. Als sie fertig waren, brachten sie Achilleus zurück zum Tresen und übergaben ihn dem Bibliothekar.
    »Das ging schnell«, sagte er.
    Dave nickte. »Wir haben nur ein paar Nachforschungen angestellt.«
    »Ich verstehe. Unterrichtest du Literatur?«
    »Theater.«
    »Wunderbar. Gut zu wissen, dass es da draußen noch ein paar engagierte Menschen gibt. Die Kinder von heute können jede Hilfe brauchen, die sie bekommen können. Mich fragt ja niemand, aber ich denke, es geht bergab mit der Welt.« Traurig schüttelte er den Kopf. »Wie gefällt euch unsere Bibliothek?«
    »Asynkrito«, sagte Shel und tat sich mit seinen Kenntnissen hervor. Unvergleichlich. Unübertrefflich. »Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr«, fügte er auf Englisch hinzu.
    Der Bibliothekar lächelte und sagte etwas, das Shel nicht verstand. Er sah amüsiert aus.
    Dave warf einen Blick auf seine Notizen. »Können wir Odysseus in Ithakas ehen?«
    »Ja, gewiss.«
    »Wie wäre es, wenn wir einen Zahn zulegen«, sagte Shel auf Englisch.
    Dave nickte. »Da wären noch zwei Tyro-Stücke, Tyro A und Tyro B. Könnten Sie die auch für uns heraussuchen?
    «
    Der Bibliothekar bedachte sie mit einer geplagten Miene. »Ihr wollt drei Bücher auf einmal?«
    »Ja. Wenn das möglich ist.«
    »Es tut mir leid, aber das verstößt gegen die Regeln. Es sei denn, man gehört der Stiftungsgesellschaft an. Mir ist nicht bekannt, dass einer der Herren dazugehört.«

    »Nein, bedauerlicherweise nicht.«
    »Dann tut es mir leid, aber ihr müsst euch auf zwei beschränken.«
    Shel überlegte, dass das so sehr eine Sicherheitsmaßnahme wie eine Werbung um Spendengelder war. Die Schriftrollen waren alle von Hand gefertigt und mussten enorm wertvoll gewesen sein. Und es dürfte kaum hilfreich gewesen sein, dass jedermann Toga trug.
    »Einverstanden«, sagte Dave. »Wir nehmen Odysseus und Tyro A.«
    »Gewiss. Nur eine Minute, bitte.«
    Als er sich zurückzog, fragte Shel, worüber sich der Bibliothekar belustigt hatte, als er die Bibliothek als unvergleichlich bezeichnet hatte.
    »Du hast die falsche Endung für das Adjektiv benutzt. Asynkrito ist Neugriechisch. In Altgriechisch gehört ein >s< ans Ende.«
    »Oh. Und was hat er gesagt?«
    »>Nicht übel für einen Barbaren.<«
    »Was?« Shel sah sich zu der Tür hinter dem Tresen um. »Dieser kleine Depp.«
    »Eigentlich war das ein Kompliment, Shel.«
    Odysseus in Ithaka spielte nach dem Trojanischen Krieg, als der Held heimgekehrt war. Da ist er schon ein alter Mann. Eines Nachts, während er am Strand spazieren geht, trifft er einen Fremden. Es ist sein Sohn, Telemachos, der gekommen ist, um seinen berühmten Vater zu suchen. Aber sie erkennen einander nicht. Und weil beide die Neigung haben, mit falschen Karten

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