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Zeitreisende sterben nie

Zeitreisende sterben nie

Titel: Zeitreisende sterben nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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glauben.«
    »Dann sollten Sie wissen, dass die Bibliothek, Ihre Bibliothek, in meiner Zeit auch nicht mehr existiert.«
    Kurz schloss er die Augen. »Was ist aus ihr geworden?«
    »Das weiß niemand genau. Aber sie hat eine lange Zeit überdauert.«
    »Was wurde aus den Büchern?«
    »Der größte Teil wird ebenfalls verloren sein.«
    »Diana, hilf uns.«
    »Wir werden nicht einmal genau wissen, was einmal hier gewesen ist. Nur, dass es der Stolz der Antike gewesen ist.«
    Er ließ den Kopf hängen.
    »Aristarchos, Ihr Name wird überdauern.«
    »Das ist kein großer Trost.« Sein Blick wanderte in weite Ferne, und lange Zeit herrschte Schweigen. Shel wurde bewusst, dass er das leise Grollen der See hörte. »Das ist der wahre Grund eures Besuchs.«
    »Es ist ein Grund. Ich hatte gehofft, ich würde meinen Vater finden.«
    »Und du könntest zurückholen, was hier ist.«
    »Ein bisschen haben wir heute zurückgeholt.«
    »Ist das euer erster Besuch?«
    »Ja.«
    Er gestattete sich ein gequältes Lächeln, tastete in seiner Toga nach dem Gooseberry und legte ihn vor Shel auf den Tisch. »Ihr habt euch heute neun Bücher angesehen.«
    »Ja.«
    »Neun Bücher«, sagte er wieder. »Wir haben eine halbe Million.«

    »Glücklicherweise haben einige Schriften überlebt. Aus anderen Quellen. Andere haben vielleicht ihren Nutzen verloren.«
    »Habt ihr vor wiederzukommen?«
    Noch vor ein paar Minuten hätte die Antwort darauf Nein gelautet. Aber etwas hatte sich verändert. »Ja.«
    »Ich werde meine Mitarbeiter informieren. Wenn du zurückkommst...«
    »Nein. Erzählen Sie ihnen nicht von mir.«
    »Warum nicht?«
    »Ich erbitte das als eine Gunst. Vermutlich verstoße ich schon jetzt gegen meines Vaters Kodex. Allein indem ich Ihnen sage, was ich gesagt habe.«
    »In Ordnung. Ich glaube, ich kann das verstehen. Aber wenn du wiederkommst, dann sag uns Bescheid. Sag mir Bescheid, und ich werde dafür sorgen, dass du alles bekommst, was du brauchst.« Er erhob sich. »Shelborne, ich stehe tiefer in deiner Schuld, als Worte auszudrücken vermögen. Wir alle tun das.«
    Shel hatte nicht alles verstanden, aber die allgemeine Richtung war deutlich genug. »Dann helfen wir einander.«
    »Ja.« Er zögerte. »Beinahe fürchte ich mich vor meiner nächsten Frage.«
    Shel wartete.
    »Wie weit seid ihr gereist?«
    »Mehr als zweitausend Jahre weit.«
    »Dann steht die Katastrophe also zumindest nicht unmittelbar bevor.« Seine Augen wurden schmaler. »Sie steht doch nicht unmittelbar bevor, richtig?«
    »Nein. Die Bibliothek hat noch ein langes Leben vor sich.«
    »Gut. Danke.« Er sank zurück auf den Stuhl. »Wie ist es in eurer Welt?«
    »Was meinen Sie?«
    »Leben die Menschen in Harmonie?«
    »Manche.«
    »Habt ihr die Rechtsstaatlichkeit bewahrt?«
    »Ja.«
    Er sah etwas in Shels Miene und runzelte die Stirn. »Vielleicht sollte ich aufhören zu fragen, solange mir deine Antworten noch gefallen.«

Kapitel 19
    An Freude habe ich mich berauscht
    Und will heute keinen anderen Wein trinken.
    Percy Bysshe Shelley, The Cenci
    Wie Aspasia auf den ersten Blick erkannte, war es wieder ein Manuskript. Aber dieses war in einem einfachen braunen Umschlag ohne Absenderangabe gekommen. Dem Datumsstempel zufolge war es in Levittown, Pennsylvania, als Briefsendung erster Klasse aufgegeben worden.
    Seit sie den Athena Andreadis-Wissenschaftspreis für klassische Literatur gewonnen hatte, war sie von Manuskripten von Leuten überschüttet worden, die glaubten, sie könnte ihnen zu einer Veröffentlichung verhelfen.
    Normalerweise handelte es sich um griechische Familiengeschichten, die niemanden interessierten, aber es waren auch interessante erste akademische Schritte dabei gewesen. Die Manuskripte trafen regelmäßig ein. Manche hatten Buchformat und stammten von Autoren, die nicht verstehen konnten, dass die Oxford University Press sich nicht darauf gestürzt hatte. Andere enthielten Stellungnahmen oder Berichte für Classical Heritage oder Hellenic oder Greek Life.
    Üblicherweise trafen sie online ein. Aber nicht immer. Und unter denen, die die Post benutzten, gab es eine gewisse Neigung, keinen frankierten, adressierten Rückumschlag beizulegen. Bei den derzeitigen Portokosten war die Rücksendung ein teures Vergnügen, dennoch hatte Aspasia es nie über sich gebracht, die Manuskripte einfach zu entsorgen.
    Dieses legte sie zusammen mit einigen Rechnungen beiseite und widmete sich erst einmal der interessanteren Post.
    Kingsley Black

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