Zeitreisende sterben nie
beschwichtigen, als er die schöne Polyxena sieht. »Wer ist das?«, fragt er Trainor.
»Die Tochter des Priam«, antwortet der. »Sie kommtjeden Abend her und betet darum, dass der Krieg enden möge.«
Achilleus merkt an, dass diese Gebete wohl vergeblich sein dürften. Vom ersten Augenblick an ist er hoffnungslos in Polyxena verliebt, ganz wie es sich für ein klassisches Drama gehört. Doch als er sie anspricht, fragt sie: »Bist du nicht Achilleus, der Zerstörer meines Volkes?«
Kein guter Anfang für eine Liebesbeziehung. Aber der Held ist gefangen von ihr. Und niemand konnte Achilleus Schüchternheit vorwerfen. In einer bewegenden Szene am Rande der trojanischen Ebene gewinnt er ihre Liebe.
Polyxena sieht in dem Einfluss, den sie auf ihn hat, eine Chance, den Krieg zu beenden. Aber sie vermasselt es, indem sie ihren Bruder Paris ins Vertrauen zieht. Und Paris sieht die Gelegenheit, Achilleus aus dem Spiel zu schlagen. »Ich muss mit ihm sprechen«, sagt Paris. »Kannst du ihn überzeugen, mich am Tempel zu treffen?«
Polyxena versichert ihm, sie würde das schaffen. Als sie abtritt, wendet sich Paris dem Publikum zu und verkündet:
»Nie würde ich meine Schwester verraten oder feige aus dem Dunkel zuschlagen, doch dies ist der einzige Weg, ihn zu besiegen. Ohne Achilleus aber werden die Achaier sein wie Falken ohne Klauen. Sie werden immer noch beißen, aber sie werden kein Blut mehr vergießen.« Eine herzzerreißende Entscheidung.
Aspasias Herz schlug ein wenig schneller. Es mochte nicht von Sophokles sein, aber es war erstaunlich gut.
Achilleus ist des endlosen Krieges ebenfalls müde. Aber er traut Paris nicht. »Es ist der Götter Wille«, sagt Trainor, der das Unbehangen ob der Kämpfe teilt. »Sie weisen dir einen Pfad, der dir helfen kann, die Gunst Apollons zurückzugewinnen«
Schließlich willigt Achilleus ein und betritt das Heiligtum. Paris wartet mit seinem Bogen im Schatten. Und Apollon leitet seinen Pfeil. Polyxena bricht über dem sterbenden Achilleus zusammen, wütet ob des Verrats, den ihr Bruder begangen hat, und schwingt einen Dolch. Sie nimmt den leblosen Leib des Geliebten in ihre Arme und reckt die Waffe hoch. »Lass uns gemeinsam diesen finsteren Ort verlassen«, sagt sie zu ihm.
Paris, der sieht, was sie vorhat, spricht eindringlich zu ihr, doch sie lässt sich nicht besänftigen. Sie rammt sich den Dolch in die Brust, und wenige Augenblicke später folgt Paris ihrem Beispiel.
Die Erzählweise und Inszenierung der Handlung klingt sehr nach Sophokles. Und die Sprache ist Altgriechisch.
Aspasia bezweifelte, dass es in den Vereinigten Staaten mehr als drei oder vier Personen gab, die das bis ins Detail hinbekommen hätten. Da hatte sich jemand viel Mühe gegeben.
Sie rief Miles Greenberg an, den Programmierungsdozenten, ein unbekümmerter Bursche, frisch geschieden und allein, aber froh, einer Ehe entkommen zu sein, die nie funktioniert hatte. »Ich habe ein Problem, Miles.«
» Was kann ich für dich tun, Aspasia?«
»Ich habe hier eine Kopie eines Stücks, das angeblich von Sophokles stammt. Gibt es irgendein Programm, mit dem ich das analysieren kann?«
»Sophokles ?«
»Ja«
» Wer behauptet das?«
»Keine Ahnung. Es wurde mir anonym geschickt.«
» Und du willst was tun? Bestimmen, ob es authentisch ist?«
»Ja.«
» Und das erkennst du nicht, indem du es liest?«
»Nein. Es ist keine offensichtliche Fälschung.«
»Aber es muss eine sein, nicht wahr?«
»Sieht beinahe so aus.«
» Und es ist griechisch geschrieben?«
»Natürlich.«
» Vor einigen Jahren, als man versucht hat herauszufinden, wer wirklich hinter Shakespeares Stücken steckt, ist ein Programm dafür entwickelt worden.«
»Für Shakespeare.«
»Ja. Ich weiß nicht, wie es aufgebaut ist, aber es dürfte untersucht haben, wie er bestimmte Wortkombinationen verwendet. Außerdem wird es die Satzlänge und vermutlich die Zeichensetzung überprüft haben. Und andere Muster dieser Art. Anzahl und Verwendungsweise von Satzgliedern, beispielsweise. Ich könnte versuchen, das Programm zu besorgen. Aber dann müssten wir es umschreiben, damit es mit Griechisch fertig wird. Und dann müssen wir eine Analyse von Sophokles Schreibstil durchführen.«
»Okay.«
» Wie viele Stücke haben wir ?«
»Sieben.«
»Also schön, das reicht vielleicht schon. Ich melde mich wieder.«
Sie wurde zum Unterricht erwartet, und so beschloss sie widerstrebend, das Thema bis zum Abend ruhen zu lassen.
Es ist, so
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