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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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kräftiger Wind herein und löschte noch einmal etliche Kerzen.
    Cixi sah Randall in die Augen. »Su Shuns Diener darf nicht nach Jehol zurückkehren«, sagte sie ohne Umschweife. »Ihr werdet ihm das Genick brechen und die Leiche in den Brunnen werfen.« Sie zeigte mit ausgestrecktem Arm zum Hof.
    Ihre kühl kalkulierte Forderung machte Randall sprachlos.
    Cixi steckte sich den Brief ihres Gemahls in die Weste. »Ihr müsst rasch handeln. Sobald Yang diesen Hof verlassen hat, wird er herumerzählen, dass er einen Befehl des Kaisers überbracht hat.«
    Randall stand nur wie erstarrt da.
    Cixi fasste ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. »Wir werden gezwungen sein, die Gefangenen hinzurichten, wenn Ihr nicht handelt!«
    Endlich drang sie zu ihm durch. Randall drehte sich um, rannte durch die Halle und stieß die Tür auf. Der Wind fegte ihm ins Gesicht. Fünf Methoden zu töten schossen Randall durch den Kopf, während er die Stufen hinunter und lautlos wie ein Geist über den gepflasterten Hof jagte. Yang und Prinz Kung waren fast am Tor angelangt, und Randall musste die Lautlosigkeit zugunsten der Schnelligkeit opfern.
    Als Yang die Hand nach der Klinke ausstreckte, warf sich Randall auf den Eunuchen, nahm ihn in den Schwitzkasten und drehte ihm gewaltsam den Kopf zur Seite. Es klang, als bräche ein Ast entzwei. Randall ließ den Toten fallen.
    Da er spürte, dass der schreckensbleiche Kung zum Schrei ansetzte, drückte er ihm die Hand auf den Mund. Der Prinz zitterte unkontrolliert. »Ihr werdet still sein«, flüsterte Randall. »Sonst werden wir alle entdeckt.«
    Cixi kam mit gelassener Miene aus dem Palast und zeigte mit der einen Hand wortlos auf den Brunnen, mit der anderen neben sich auf den Boden. Die Botschaft war klar: Die Leiche sollte in den Brunnen geworfen werden und der Prinz zu ihr kommen.
    Randall flüsterte: »Geht zu ihr, sofort. Seid stark, und alles wird gut.« Randall hob den Toten auf und rannte damit zu dem Ziegelbrunnen, wo er ihn in die Tiefe fallen ließ. Einen Augenblick später hörte er ihn ins Wasser klatschen. Darauf rannte er in den Palast zurück und schloss die Tür hinter sich. Cixi und Prinz Kung zündeten hastig die verloschenen Kerzen an. Randall half ihnen, bis alle brannten.
    Nachdem sie ihren Platz in der Mitte der Halle wieder eingenommen hatten, flüsterte Cixi ihrem Schwager ins Ohr: »Ihr werdet ausrufen, dass ein Diener in den Brunnen gefallen ist. Aber denkt daran, dass Ihr nicht wisst, wer er ist, weil wir gar nicht mit ihm gesprochen haben.«
    Prinz Kung war noch immer blass, doch er riss sich zusammen, eilte ans Fenster und schrie: »Ein Diener ist in den Brunnen gefallen! Ein Diener ist in den Brunnen gefallen!« Er blieb am Fenster stehen und zeigte auf den Brunnen, während nach und nach ein gutes Dutzend Diener angelaufen kamen.
    »Gebt Acht, wenn Ihr die Tür öffnet!«, rief Cixi ihm zu. »Ich möchte nicht, dass die Kerzen des Kaisers ausgeblasen werden.«
    Schließlich schwang das schwere Hoftor auf, und zwanzig Palastwächter kamen den Dienern zu Hilfe, um den Gestürzten zu retten.
    »Fast wäre es zu spät gewesen«, sagte Cixi leise.
    »Aber es ist getan«, flüsterte Randall zurück.
    »Wenn Ihr noch einen Moment länger gezögert hättet, würden wir jetzt die Hinrichtung in die Wege leiten.« Sie beobachtete, wie man draußen Seile in den Brunnen herabließ. »Yang hätte seinem Herrn von Euch erzählt, und der hätte eine Untersuchung veranlasst. Er war schon misstrauisch geworden – aber das wisst Ihr.«
    Randall konnte nicht anders, er war bestürzt über den Vorfall.
    »Ich werde den Brief verbrennen«, fuhr Cixi fort, »und es wird wenigstens drei Tage dauern, bis Su Shun begreift, dass wir ihn nicht haben.«
    »Es ist zu gefährlich, wenn ich in der Verbotenen Stadt bleibe«, stellte Randall fest.
    »Unsinn«, widersprach Cixi ruhig. »Euer Platz ist hier bei mir.« Sie sah ihn an. »Ihr seid dem Reich noch einmal zu Hilfe gekommen, Randall Chen, in einem Augenblick größter Not. Dafür stehe ich in Eurer Schuld.« Sie holte tief Luft. »Ich kann Euch aufrichtig versichern, Eure Tat macht es mir möglich, Euch zu vergeben, was Ihr mir neulich angetan habt. Ich wünschte, es stünde nichts zwischen uns. Dann könnte ich Euch auf unterhaltsamere Weise danken.«
    Draußen im Hof wurde die Leiche aus dem Brunnen gezogen. Inzwischen hatte sich ein Menschenauflauf gebildet, vor dem Prinz Kung erzählte, wie der Eunuch durch das Tor gekommen

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