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Zeitriss: Thriller (German Edition)

Zeitriss: Thriller (German Edition)

Titel: Zeitriss: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ride
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von Captain Timms, festen Boden erreichten und Geschwindigkeit aufnehmen konnten. Und im selben Moment wandte sich die Lage zum Schlechten. Auf beiden Seiten erschienen über fünfhundert tatarische Reiter aus dem Marschland. Die 2. Division war umzingelt und hatte keine Kavallerie, um die Linien aufzubrechen.
    Sir Hope begriff, dass er für dumm verkauft worden war. Major Probyn befahl dem Trompeter, die Reiter zurückzurufen, doch die waren zu weit entfernt. Sir Hope brüllte Befehle nach allen Seiten, und seine Soldaten formierten sich zu einem ordentlichen, dichten Kreis, bei dem sie das aufgepflanzte Bajonett nach außen richteten, sodass sie unangreifbar wie ein riesiger Igel aussahen.
    Die tatarischen Reiter preschten von allen Seiten heran. Da sie die leichteren Pferde hatten, kamen sie müheloser durch den Morast als die Briten. Im vollen Galopp zogen sie einen Langbogen vom Rücken und schossen einen Pfeil ab, sobald sie auf hundert Meter an die 2. Division herangekommen waren.
    Das Ergebnis war vernichtend. Pfeile drangen in Fleisch und Knochen, Männer schrien, und niemand konnte etwas tun, um es den Feinden zu vergelten.
    Mitten in dem Blutbad versuchten einige verzweifelt, das Luntenschloss ihrer Muskete zu trocknen, doch das feuchte Pulver machte das Schießen unmöglich. Trotzdem legten viele Soldaten auf die Feinde an und drückten ab, hörten jedoch nur das entmutigende Klicken. Immer mehr Pfeile, die die Mongolen alle zwölf Meter von der Sehne ließen, fanden ihr Ziel.
    Sir Hope hatte noch nie so tüchtige Reiter gesehen. Während er mit seinem Pferd im Zentrum der 2. Division kauerte, sah er die Mienen der tatarischen Krieger: Sie waren voller Hass. Und sie ließen nicht nach! Obwohl es sinnlos war, sprangen wenigstens fünfzig Reiter mit ihrem Pferd in den Bajonettwall.
    Auf allen Seiten gab es schrille Schreie und Gewieher, dazu das schabende Klirren der Säbel und Bajonette. Männer wurden von aufgespießten Pferden erdrückt, die mit dumpfem Schlag niederfielen, als hätte sie die Faust eines Riesen getroffen.
    Das Blut floss in Strömen, der Regen wusch es in die schlammigen Pfützen. Dennoch gaben die Soldaten alles, um ihre Formation gegen den pausenlosen Ansturm zu halten.
    Dann plötzlich schallte ein Horn, und die Tataren zogen sich zurück.
    Senggerinchins Ziel war die Erniedrigung der 2. Division gewesen, und das hatte er erreicht. Je mehr Männer am Leben waren, um über ihre Niederlage von der Hand der Tataren zu berichten, desto besser.
    Seine Reiterei war innerhalb von zwei Minuten in der Marsch verschwunden wie Schatten in der Nacht. Das war sein bester Überfall gewesen – seine Geduld hatte sich weidlich ausgezahlt.
    Sir Hope Grant bestieg sein Pferd und betrachtete das entsetzliche Blutbad. Über hundert Männer waren verwundet und weitere hundert würden ihre Familie niemals wiedersehen. Selbst sein Pferd hatte einen Streifschuss am Ansatz der Mähne abbekommen. Er blickte ringsum in die Gesichter; sie waren blass und mutlos. In diesem Augenblick kamen die Probyns über die Ebene herangesprengt. Ihren Pferden flog der Schaum vom Maul, doch sie kehrten unbeschadet zurück. Sie hatten den tatarischen Reitertrupp nicht einholen können, sodass dieser kampflos davongeritten war, was der Demütigung die Krone aufsetzte.
    Abgesehen von den Reitern und Pferden, die in den Bajonettwall gesprungen waren, hatten die Briten ihren Gegnern keine Verluste zufügen können. Das war die schlimmste Niederlage, die sie sich denken konnten. Sie alle waren Zeuge von der Tapferkeit und Entschlossenheit der Qing geworden.
    Sir Hope war in eine Falle gelaufen und ganz allein dafür verantwortlich. Er hatte Lord Elgin und die Königin enttäuscht. Wegen seiner Befehle war nun die Kampfmoral seiner Invasionstruppen gestört. Am Ende würde dieses Gefecht viel mehr Männer das Leben kosten, als an diesem Tag gefallen waren – die britische Überlegenheit schien dahin zu sein und mit ihr das Selbstbewusstsein der Soldaten.

6.
Küste bei Pei Tang, China
13 Kilometer nördlich der Taku-Festungen
7. August 1860
Ortszeit: 18.30 Uhr
Unternehmen Esra – Tag 157
    Auch nach zwei Tagen war Randall Chen noch wütend, weil Sir Hope Grant gegen seinen ausdrücklichen Befehl mit der 2. Division Richtung Taku marschiert war. Natürlich war zu erwarten gewesen, dass Senggerinchin auf der Lauer lag. Die ganze Situation bewies nur die völlige Arroganz der Briten. Sie glaubten, an Ausbildung, Waffen und Taktik

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