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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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herzustellen. Warum sollte das destruktive Vermögen des Menschen nicht für etwas Nutzbringendes eingesetzt werden? Dyson hielt es nicht nur für möglich, durch energische Anstrengungen den Menschen bis 1970 auf den Mond zu bringen – Kennedys Ziel -, sondern sogar bis zum Mars. Die Grundlagen waren in Experimenten im kleinen Maßstab getestet worden, und sie funktionierten. Das Problem war natürlich der erste Schritt: das Raumfahrzeug auf einer stotternden Folge atomarer Explosionen von der Erdoberfläche abheben zu lassen.
    »Werden Sie uns nicht mit radioaktivem Abfall überschütten?«, rief eine Stimme aus dem Hintergrund des Hörsaals.
    Dyson schürzte die Lippen. Er war ein stämmiger Mann, und seine scharfen Züge schienen das Problem wie einen Schmetterling aufzuspießen. »Weit weniger als die Atomtests in der Atmosphäre, die wir und die Sowjetunion zurzeit durchführen. Wir kalkulieren, dass Orion nicht mehr als ein Prozent der Strahlung hinzufügt, die die Politik« – er betonte das Wort sorgsam – »uns bereits vorsetzt.«
    An diesem Punkt wurde Dyson nachdenklich, als könnte er spüren, wie Orion ihm entglitt. Die Zeitungen berichteten täglich über den Atomteststop befürwortende Stimmen; in Washington gingen Gerüchte um, der Vertrag würde innerhalb eines Monats unterzeichnet. Stimmte das, würde Orions geringe Dosis an Radioaktivität für unzulässig erklärt. Gegen Ende der Stunde, nach Gleichungen und Grafiken, blieb ein bittersüßer Nachgeschmack. Die Geschichte würde an Orion vorbeigehen. Eines Tages mochte das Raumfahrzeug über der irdischen Atmosphäre fliegen, sobald der Mensch einen Weg fand, mit chemischen Raketen in den Orbit zu gehen. Aber selbst dann würde viel von dem Abfall schließlich doch seinen Weg in die Luft finden. Vielleicht gab es keine völlig risikolose Methode, unsere Begabung für die Herstellung von Bomben zum Guten zu nutzen. Vielleicht gab es keine Abkürzungen zu den Planeten.
    Der Applaus nach Dysons ernsten Schlussworten hielt lange an. Zögernd verbeugte er sich, lächelnd und mit traurigen Augen.
    Gordon hielt das letzte Kolloquium des Jahres. Der Hörsaal war voller als eine Woche vorher bei Dyson – und lauter. Gordon begann mit Details des Experiments, der Geschichte des Felds und Schaubildern normaler Resonanzlinien. Er hatte alle konventionellen Daten Coopers zusammengestellt und zeigte auf, wie sie die traditionelle Theorie stützten. Es war eine befriedigende, aber relativ langweilige Diskussion. Gordon hatte sich überlegt, es dabei zu belassen – keine Hinweise auf die Botschaften, kein Risiko. Aber plötzlich veranlasste ihn etwas, die Dia-Serie abzubrechen. Leise sagte er: »Allerdings gibt es in dem Rauschen, das wir bei unseren Experimenten feststellten, einige ungewöhnliche Erscheinungen.« Und schon hatte es ihn gepackt. Er beschrieb die Unterbrechungen von Coopers Resonanzkurven, ihre Vermutung, dass ihnen eine Struktur zugrunde lag, dann die erste Entschlüsselung. Gordon benutzte das Episkop und schob, während er sprach, die transparenten Bögen ein. Seine Sätze kamen schneller, die Worte knapper; seine Stimme wirkte schwungvoller. Er zeigte die Zerlegung der ersten Botschaft und diskutierte die Möglichkeiten, dass eine solche Botschaft eine Täuschung oder ein Zufall sein könnte. Unterdrücktes Gemurmel drang aus dem überfüllten Saal. Er beschrieb ihre Bemühungen, eine lokale Quelle für das Rauschen ausfindig zu machen, ihr Scheitern und dann die zweite Botschaft. Gordon erwähnte Saul und das Rechteckbild mit keinem Wort, sondern legte einfach die Daten offen. Das Blatt mit »RA 18 5 36 DEK 30 29,2« füllte eine ganze Seite. Erst in diesem Augenblick sprach Gordon von »spontaner Resonanz«, nannte Isaac Lakin als Erfinder des Begriffs und Entdecker der grundlegenden Idee. Sein Gesicht und seine Stimme blieben ausdruckslos, während er die »spontane Resonanz« beschrieb und die statistische Wahrscheinlichkeit dafür anführte, dass ein solcher Effekt aus zufälligem Rauschen entstand; die Reihen mit »RA 18 5 36 DEK 30 29,2« ließ er als stumme Zeugen im Episkop. Mit nüchternen, präzisen Sätzen berichtete er von ihren Vorsichtsmaßnahmen gegen Außensignale, vom Anwachsen und Nachlassen der »spontanen Resonanz« – jetzt verwandte er den Begriff fast kokett, machte eine Pause vor und nach den beiden Worten, als wollte er sie in verbale Anführungszeichen setzen, und lächelte dabei fast unmerklich. Er schritt

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