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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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vor der Tafel auf und ab und versuchte sich an die gemessenen Bewegungen Dysons zu erinnern.
    Die Stimme kam aus dem Hörsaal. Bevor der erste Satz zu Ende gesprochen war, wandten sich die Köpfe zu dem Sprecher um. Es war Freeman Dyson. »Sie wissen wohl, nehme ich an, dass Saul Schriffer eine Menge daraus gemacht hat. 99 Herkules.«
    »O ja«, sagte Gordon wie benommen. Er hatte Dyson in der Menge nicht gesehen. »Ich … ich habe ihn nicht autorisiert …«
    »Und Sie wissen auch, dass von 99 Herkules niemand auf unsere Radiostationen antworten könnte? Er ist zu weit weg.«
    »Gewiss.«
    »Wenn es sich also um eine Botschaft von dort handelt, müssen sie ein überlichtschnelles Kommunikationsmittel benutzen, richtig?«
    Das Auditorium war still. »Ja.« Gordon zögerte. Sollte er Sauls Idee unterstützen? Oder bei seinem Entschluss bleiben?
    Dyson schüttelte den Kopf. »Letzte Woche sprach ich an dieser Stelle über einen Traum. Es ist gut zu träumen – aber achten Sie darauf, wieder aufzuwachen!«
    Eine Welle des Gelächters kam aus der Menge und brach über Gordon zusammen. Unbewusst trat er zwei Schritte zurück. Dyson selbst schien von der Reaktion überrascht. Lächelnd entspannten sich seine Gesichtszüge, während er Gordon anblickte, als wollte er seiner Bemerkung die Schärfe nehmen. Die Zuhörer um ihn herum schlugen sich auf die Schenkel und wippten in ihren Stühlen vor und zurück. Etwas schien eine Spannung in ihnen gelöst zu haben, und jetzt, auf ein Zeichen Dysons, wussten sie, wie sie zu reagieren hatten.
    »Ich behaupte nicht …«, setzte Gordon an, aber seine Worte gingen in dem anhaltenden Gelächter unter. »Ich habe nicht …« Er bemerkte Isaac Lakin vorn auf der linken Seite. Lakin war aufgestanden. Die Augen im Hörsaal wandten sich ihm zu, das Gelächter erstarb.
    »Ich möchte hier etwas feststellen«, sagte Lakin mit dröhnender Stimme. »Ich habe die Idee der spontanen Resonanz entwickelt, um ungewöhnliche Daten zu erklären. Ich tat das völlig ernsthaft. Ich glaube tatsächlich, dass in diesen Experimenten etwas geschieht. Aber diese Geschichte mit der Botschaft …« Eine abwertende Handbewegung. »Nein, nein! Sie ist unsinnig. Ich bestreite jede Verbindung damit. Ich will nicht, dass mein Name mit solchen … solchen Behauptungen in Verbindung gebracht wird. Bernstein und Schriffer können tun, was sie wollen – ich mache da nicht mit.«
    Lakin setzte sich, Applaus brandete auf.
    »Ich habe nicht vor zu entscheiden, was das bedeutet«, begann Gordon. Seine Stimme war dünn, die Worte kamen schwer über seine Lippen. Er blickte zu Dyson. Jemand flüsterte ihm etwas zu, und Dyson lächelte breit. Lakin saß mit verschränkten Armen auf seinem Platz und starrte auf die RA und DEK. Gordon drehte sich um und sah die Koordinaten über sich aufragen – groß, klar und unerbittlich.
    »Aber ich glaube, es existiert.« Er drehte sich wieder zum Hörsaal. »Ich weiß, es klingt komisch, aber …« Das Summen unter den Zuhörern hörte nicht auf. Er hustete und fand anscheinend nicht die dröhnende Selbstsicherheit, die Lakin gezeigt hatte. Der Lärm wurde lauter.
    »Ähm, Gordon …« Überrascht bemerkte er, dass der Abteilungsdirektor neben ihm stand. Professor Glyer hob die Hand, das Murmeln erstarb. »Wir haben die festgesetzte Zeit bereits überschritten, und hier findet gleich eine andere Vorlesung statt. Weitere … äh … weitere Fragen können bei einer Tasse Kaffee gestellt werden, die oben im Foyer serviert wird.« Es folgte ein gedämpfter ritueller Applaus. Aber er ging in einem Stimmengewirr unter, als die Menge den Hörsaal verließ. Jemand ging an Gordon vorbei und sagte zu seinem Begleiter: »Tja, vielleicht glaubt Cronkite es, aber …« Der andere lachte. Gordon stand mit dem Rücken zur Tafel und sah, wie der Raum sich leerte. Niemand kam, um eine Frage zu stellen. Um Lakin bildete sich ein Menschenknäuel. Dyson tauchte neben Gordon auf. »Tut mir Leid, dass es so aufgenommen wurde«, sagte er. »Ich hatte es nicht als …«
    »Ich weiß«, murmelte Gordon. »Ich weiß.«
    »Es erscheint nur so verflixt unwahrscheinlich …«
    »Schriffer meint …«, begann Gordon, entschied dann aber das Thema nicht zu verfolgen. »Was hielten Sie von dem Rest der Botschaft?«
    »Offen gesagt, ich glaube nicht, dass es eine Botschaft gibt. Es ergibt keinen Sinn.«
    Gordon nickte.
    »Ja, und die Presseberichte haben Ihnen ganz und gar nicht geholfen, das wissen Sie.«
    Gordon

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