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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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nickte.
    »Tja, trinken wir mal einen Kaffee.« Dyson verabschiedete sich mit einem linkischen Kopfnicken und ging mit der Menge hinaus. Das Kolloquium hatte sich zu Kaffee und Keksen verlagert. Gordon spürte, wie ihn die Anspannung verließ und von der vertrauten Benommenheit am Ende eines Tages ersetzt wurde. Als er seine Schaubilder einsammelte, zitterten seine Hände. Ich sollte mehr trainieren, dachte er. Ich bin außer Form . Abrupt beschloss er, die Kaffeestunde zu meiden. Zum Teufel mit ihnen. Zum Teufel mit dem ganzen verdammten Haufen!

19
     
    29. Mai 1963
     
    D er Empfangschef im Top of the Cove fragte: »Dinner, Sir, s’il vous plaît?«
    »Ja.«
    Er führte sie zu einem Platz, von dem aus man einen bestechenden Blick auf La Jolla Cove hatte. In gischtigem Schaum brachen sich die Wellen unter den Scheinwerfern. »Iest diese Tisch okee?« Gordon nickte, während Penny ihre Augen verdrehte. Nachdem der Mann die riesigen Speisenkarten gebracht hatte und wieder gegangen war, sagte sie: »Das Theater mit dem Akzent sollten sie weglassen.«
    »Was iest, Madame? Sie nikt möge nakgemackte Sprack?«, sagte Gordon.
    »Mein Französisch ist ja nicht sehr toll, aber …« Sie verstummte, als der Kellner kam. Gordon wählte aus der umfangreichen Karte einen Wein, den er kannte. Als er sich umblickte, sah er die Carroways ein Stück entfernt sitzen. Sie schienen sich gut zu amüsieren. Er wies Penny darauf hin, und pflichtgemäß nahm sie die Begegnung in ihrer Liste auf. Sie gingen allerdings nicht hinüber. Das Kolloquium lag fünf Tage zurück, aber Gordon fühlte sich in der Abteilung zurzeit unwohl. Heute im Top of the Cove zu schlemmen, war Pennys Idee gewesen, um ihn aus seiner verdrossenen Stimmung zu holen.
    Etwas stieß an seinen Ellbogen. »Iech öffne sie jetzt«, sagte der Kellner und beschäftigte sich mit der Flasche. »Ärr muss atmän.«
    »Was?«, fragte Gordon überrascht.
    »Atmän. Luft olen.«
    »Ach ja, sicher.«
    Der Kellner dankte ihm mit einem leicht herablassenden Lächeln.
    Als er gegangen war, sagte Gordon: »Wenigstens sein Lächeln ist perfekt. Sind alle Spitzenrestaurants hier so?«
    Penny zuckte die Achseln. »Wir besitzen nicht die Kultur der Alten Welt wie New York. Aber wir wurden auf dem Weg auch nicht von Straßenräubern überfallen.«
    Normalerweise hätte er die spitzfindige Anspielung auf New York überhört, aber diesmal entgegnete er: » Krechts nicht von Sachen, die du nicht verstehst.« Ohne darüber nachzudenken redete er plötzlich über die Zeit, nachdem er die Wohnung seiner Eltern verlassen hatte und in einem engen Apartment wohnte, eisern büffelte und zum ersten Mal wirklich die Stadt spürte, sie einatmete. Seine Mutter hatte Onkel Herb beauftragt, ab und zu nach ihm zu schauen, da er schließlich ganz in der Nähe lebte. Onkel Herb war ein hagerer, angespannter Mann, der stets große Geschäfte in der Textilindustrie machte. Der Physik brachte er die gesunde Verachtung eines Praktikers entgegen. »Wie viel zahlen sie dir?«, fragte er unvermutet, während sie gerade etwas völlig anderes diskutierten. »Genug, wenn ich sparsam bin.« Sein Onkel verzog das Gesicht und sagte unvermeidlich: »Und die ganze Physik, die du essen kannst, was?« Dabei schlug er sich auf den Schenkel. Aber er war kein einfältiger Mensch. Seine Intelligenz für die Beurteilung von Rabatten oder von Marktchancen einer neuen Pullover-Mode einzusetzen – das war clever. Selbst sein einziges Hobby hatte er zu einem kleinen Geschäft gemacht. Samstags und sonntags fuhr er früh am Morgen mit dem Lieferwagen zum Washington Park Square, um einen Platz an einem der Betonschachtische zu ergattern. Er war ein Wochenend-Schachfanatiker. Er spielte gegen jeden Herausforderer um einen Vierteldollar und verdiente manchmal zwei Dollar in der Stunde. Im Winter spielte er in einem der Cafés im Village, schlürfte laut lauwarmen Tee und blieb lange Zeit bei einer Tasse sitzen, um seine Ausgaben niedrig zu halten. Sein einziges Bestreben war, seine Gegner glauben zu lassen, sie seien besser als er. Da jeder Schachspieler, der alt genug ist, einen Vierteldollar in der Tasche zu haben, ein deutliches Schachspieler-Ego entwickelt hat, war das nicht sehr schwer. Onkel Herb nannte sie Potzer – Gelegenheitsspieler mit einem aufgeblasenen Selbstbild. Sein Spiel war auch nicht besonders. Es war strategisch unvernünftig, bestand aber aus einer Vielzahl von Fallen, die dazu da waren, Potzern ein Bein zu

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