Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)
uns zu Abend essen, Mr. Peterson?«, fragte sie steif.
»Sehr freundlich von Ihnen, Mrs. Renfrew. Vielen Dank, aber ich habe bereits eine Verabredung zum Abendessen. Ich müsste schon aufbrechen«, fuhr er mit einem Blick auf die Uhr fort. »Um halb acht treffe ich jemanden in Cambridge.«
»Ich fürchte, ich muss heute Abend an die Arbeit zurück«, sagte John.
»O nein!«, protestierte sie. »Das ist gemein.« Sie fühlte sich ein wenig beschwipst und war in Stimmung für etwas Gesellschaft. Außerdem fühlte sie sich energiegeladen, fast überdreht, als hätte sie zu viel Kaffee getrunken. »Ich habe seit Urzeiten nichts von dir gesehen, und ich wollte zum Abendessen ein Shrimpssoufflé machen. Ich weigere mich, heute Abend allein gelassen zu werden.«
»Ein verlockendes Angebot. An Ihrer Stelle, John, würde ich keinen Moment zögern«, sagte Peterson mit einschmeichelndem Lächeln.
Ihr Gefühlsausbruch vor einem Fremden machte John verlegen. »Nun gut, in Ordnung, wenn es dir so wichtig ist, bleibe ich zum Essen. Wahrscheinlich muss ich anschließend für ein paar Stunden ins Labor.«
Sie gingen ins Haus zurück. Peterson setzte sein Glas ab. »Danke für den Drink. Ich lasse es Sie wissen, wann ich das nächste Mal nach Kalifornien muss. Mrs. Renfrew, herzlichen Dank für diese angenehme Erholungspause.«
John brachte ihn zur Tür, und sie goss sich noch ein Glas ein, als sie in der Diele waren. Es war enttäuschend, dass Peterson nicht zum Essen blieb. Vielleicht hätte sie sogar einen kleinen Flirt mit ihm genossen – obwohl er, wie sie vermutete, ein völlig prinzipienloser und unliebenswürdiger Charakter war.
Händereibend kam John ins Zimmer zurück.
»So, wir sind ihn los. Ich bin froh, dass er nicht geblieben ist. Was hältst du von ihm?«
»Ein Reptil«, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen. »Glatt und schlüpfrig. Ich würde ihm keinen Schritt weit trauen. Aber er ist natürlich sehr attraktiv.«
»Ist er das? Für mich sieht er ziemlich gewöhnlich aus. Ich war überrascht, was du alles über seine Frau wusstest. Du hast es noch nie erwähnt.«
»Mein Gott, John, es fiel mir alles wieder ein, als er hier war. Erinnerst du dich nicht? Da war doch dieser schreckliche Skandal mit ihr und Prinz Andrew. Lass mich überlegen. Ich war fünfundzwanzig, es muss also 1985 gewesen sein. Prinz Andrew ist genauso alt wie ich, und sie war – ach, ich weiß nicht – so um die dreißig, glaube ich. Jedenfalls kann ich mich noch erinnern, dass wir alle darüber geredet haben. Der scharfe Andy, so haben wir ihn damals genannt.«
»Ich erinnere mich an rein gar nichts.«
»Aber sicher, du musst dich erinnern. Es stand in allen Zeitungen. Nicht nur in den Klatschspalten. Jede Menge Leserbriefe, dass die Öffentlichkeit von der Königsfamilie ein höheres Niveau erwartete, und lauter so Sachen. Und die Queen ließ Peterson als Botschafter nach … ich weiß nicht mehr genau wohin, aber es war weit vom Schuss. Afrika.«
»Du meinst, sie waren damals schon verheiratet?«
»Natürlich. Das war doch der Skandal. Erst ein Jahr vorher hatten sie eine prunkvolle Hochzeit. Botschafter wurde er eigentlich nicht. Erster Sekretär oder so ein Posten. O ja, Prinz Andrew war für uns damals einfach super. Es war eine aufregende Affäre. Ich glaube, der Clou war, als sie abends mal ziemlich besäuselt waren. Er nahm sie mit in den Buckingham-Palace und hängte ein ›Bitte nicht stören‹-Schild vor die Tür – ein Schild, das sie in irgendeinem Hotel geklaut hatten. Und als die Geschichte rauskam, erzählte sie den Reportern, dass sie es schon immer mal im Palast hatte machen wollen, aber die Betten seien so hart und unbequem!«
»Lieber Himmel!«
Sie kicherte. »Wirklich komisch, wenn man darüber nachdenkt.«
»Mir scheint, sie ist völlig verantwortungslos. Fast bedaure ich Peterson, obwohl ich sagen muss, dass sie einander verdienen. Ich nehme an, er hat sie nur deshalb nicht verlassen, weil sie seine Karriere fördern konnte.«
»Höchstwahrscheinlich. Ich muss sagen, er hat mich damals überhaupt nicht interessiert.« Jetzt, da sie es ausgesprochen hatte, schien es richtig zu sein. Es erklärte die merkwürdige Spannung und Verwirrung. Er schien interessant zu sein, aber vielleicht lag das an den drei Drinks. »So, und jetzt schiebe ich das Soufflé in den Ofen. Könntest du den Tisch decken, Schatz?«
»Hm, ja«, murmelte er abwesend und ging durchs Zimmer. »Vielleicht können wir auch die
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