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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Schatz. Ja, ich glaube, ich gehe tatsächlich zu Bett.«
    Sie sah ihm nach, als er in die Küche ging, und stand mit müden Bewegungen auf. Dann fing sie beinahe wieder zu lachen an. Nur ein, zwei Stunden vorher war sie versessen auf Sex gewesen, weil John so selten zu Hause war. Jetzt war er den ganzen Abend da, und sie war so müde, dass sie ihre Augen kaum lange genug offen halten konnte, um ins Bett zu gehen. Großartig, was?

22
     
    S ie kam pünktlich zum vereinbarten Treffpunkt, der niedrigen Steinmauer vor dem King’s. Peterson zögerte nur einen Moment, um sich den Begriff ins Gedächtnis zurückzurufen, der ihn an ihren Namen erinnern würde. Ach ja, Laura – von Bowes. »Ich habe Sie hoffentlich nicht warten lassen«, sagte sie und glättete ihr Kleid mit zierlichen Händen.
    Automatisch murmelte er eine Antwort. Erneut verblüffte ihn, wie hübsch sie war. Amüsiert stellte er fest, dass sie ein billiges Kleid trug, das eine Kopie von einem der Modelle Sarahs war. Eine gute Kopie, die fast jeden getäuscht hätte.
    Laura war von dem Wagen beeindruckt, einem neuen Modell, das für ihn mit Sonderausstattung versehen worden war. Staunend betrachtete sie das Armaturenbrett aus Edelholz, sagte aber nichts. Sie versucht, einen gelangweilten Eindruck zu machen, dachte er. Selbst Sarah, die schon als fünfjähriges Kind weltklug gewesen sein musste, hatte beim Anblick der Innenausstattung entzückt aufgeschrien. Wobei ihm einfiel, dass – soweit er sich erinnern konnte – Renfrew der Einzige gewesen war, der sich unbeeindruckt zeigte. Er fragte sich, was das bedeuten mochte.
    Als sie das Restaurant einige Meilen von Cambridge betraten, erkannte ihn der Oberkellner anscheinend wieder. Anders als die männlichen Gäste, deren Blicke Laura auf sich zog. Gin-and-Tonics, riesige Stoffservietten, das Übliche. Laura blickte sich auf eine Weise um, als machte sie sich für ihre Freundinnen im Geiste Notizen. Eindrucksvoll, urteilte er, aber stilistisch ein Mischmasch. Im Grunde eine englische Landschenke mit Andeutungen französischer Eleganz, die nicht ganz passend waren. Der Chintz, der große gemauerte Kamin, der jetzt im Sommer voller Pflanzen stand, die Balkendecke, die niedrigen runden Eichentische – alles war von gemütlicher Vertrautheit, solide. Die Kerzenleuchter und die getönten Spiegel waren falsch. Und noch ärger wirkte die Fernsehleinwand, auf der eine perspektivisch falsche Sicht eines französischen Hofs aufleuchtete; in den Feldern bewegten sich kleine Gestalten, anscheinend Bauern bei der Heuernte. Und der nachgemachte Louis-XVI.-Tisch an der Wand mit den gekrümmten, vergoldeten Beinen war einfach eine Monstrosität.
    »Französisch!«, rief Laura aus.
    »Ja«, sagte er trocken.
    Mit sorgfältiger Aussprache sagte sie: »Ich möchte gerne wissen, wie die rognons de veau flambé sind. Und die côtes d’agneau à l’ail .«
    »Die Nieren sind wahrscheinlich so lala. Mit dem Flambieren haben sie’s hier. Und das Lamm wird wohl eher ein ausgewachsener Hammel sein. Ihr Französisch ist recht gut.« Warum sollte er ihr das Kompliment nicht machen? Er sagte ein paar schmeichelhafte Sätze in Französisch.
    »Tut mir Leid, ich kann nur die Speisen.«
    Er lachte, erfreut darüber, dass sie auch witzig sein konnte.
    Sie redeten über Ladendiebstahl bei Bowes & Bowes. Den meisten Fragen über Ratsangelegenheiten war Peterson ausgewichen. »Warum steht an der Tür kein Wächter, der die Taschen durchsucht?«, fragte er.
    »Mr. Smythe möchte, dass es ein vornehmer Laden bleibt, in dem die Kunden sich nicht bespitzelt fühlen.«
    Peterson erinnerte sich an die Zeit, als man immer darauf zählen konnte, im College ein Zimmer zu bekommen, als man Sherry bekam, wenn man seinen Tutor besuchte, und als man im weißen Dinnerjacket zum Maiball ging. Jetzt ließen alle Colleges Frauen zu, und wenn sie es mochten, teilten die Frauen sich ihr Zimmer mit einem Mann; es gab sogar ein reines Homosexuellen-College, und nirgendwo wurde mehr akademische Kleidung verlangt.
    Sie sprach über die Flegelhaftigkeit der heutigen Studenten. Er nickte. Vermutlich erwartete sie, dass er solche Sachen gern hörte. Womit sie gar nicht einmal so Unrecht hatte. Aber er war an ihrem Charme interessiert, nicht an ihrer Meinung.
    Er entschloss sich, die Entwicklung der Situation zu forcieren. Es schien ein simples Problem im zeitlosen Spiel der Sexualität. Vielleicht war es die Tatsache, wie berechenbar alles war, die ihn für

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