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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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warum sollte man Abfall untersuchen? Verrückt.« Gordon schüttelte den Kopf und lächelte schief.
    Cooper runzelte die Stirn und blickte in die Luft. »Ich begreife es nicht. Was haben diese Impulse mit den Kernresonanzen zu tun?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht gar nichts.«
    »Aber darum, zum Teufel, geht es doch bei dem Experiment. Ich messe das Hauptmaximum der Kernresonanz, wenn wir die Spins der Atomkerne umkehren. Diese Impulse …«
    »… sind keine Resonanzen. Jedenfalls nicht das, was ich unter einer einfachen Resonanz verstehe. Irgendetwas lässt diese Kernspins umkippern, okay, aber … Moment mal!«
    Gordon starrte auf die Diagramme. Gedankenverloren drehte er einen Knopf seines zerknitterten blauen Hemds hin und her. »Ich glaube, es handelt sich überhaupt nicht um einen frequenzabhängigen Effekt.«
    »Aber genau das wollen wir doch erzielen. Die Intensität des empfangenden Signals in Relation zur festgestellten Frequenz.«
    »Ja, aber das setzt voraus, dass alles andere konstant bleibt.«
    »Es ist konstant.«
    »Wer sagt das? Angenommen, das Rauschen kommt stoßweise.«
    »Wieso sollte es?«
    »Verflixt!« Gordon schlug die Faust auf den Tisch, der Bleistift rutschte über die Platte. »Gehen Sie der Idee nach und sehen Sie, was Sie herausholen können! Warum will eigentlich jeder Student, dass man ihm alles vorkaut?«
    »Okay.« Cooper legte die Stirn in besorgte Falten. Gordon sah, dass der Mann offensichtlich zu erschöpft war, um ernsthaft nachdenken zu können. Genauso ging es ihm selbst. Seit Tagen hatten sie sich in dieses Alptraumproblem verbissen, nur ein Minimum an Schlaf gehabt und in schmuddeligen Schnellimbissen gegessen. Er war nicht einmal zum Jogging an den Strand gekommen. Und Penny – sie hatte er kaum einmal gesehen. Letzte Nacht, kurz bevor er eingeschlafen war, hatte sie ihm ein paar böse Worte gesagt, die er praktisch erst registriert hatte, als er sich am nächsten Morgen, allein, ankleidete. Es gab also einiges zu flicken, wenn er nach Hause kam. Wenn er überhaupt nach Hause kam, fügte er in Gedanken hinzu, denn er wollte verdammt sein, wenn er dieses Kniffelspiel aufgab, bevor …
    »He, wie wär’s damit?«, meinte Cooper und riss Gordon aus seinen Grübeleien. »Angenommen, wir sehen hier eine zeitvariable Eingabe, wie Sie es vor ein paar Tagen vermutet haben – als wir nach äußeren Störungsquellen suchten. Unser Stift bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit über das Papier, nicht wahr?« Gordon nickte. »So, und diese Spitzen hier sind etwa einen Zentimeter voneinander entfernt, dann folgen zwei mit einem Abstand von einem halben Zentimeter. Dann wieder ein Ein-Zentimeter-Intervall, drei halbe Zentimeter und so weiter.«
    Plötzlich sah Gordon, worauf er hinauswollte, ließ Cooper aber den Gedanken zu Ende bringen.
    »Auf diese Weise ist das Signal reingekommen, zeitlich gestaffelt. Zeit, nicht Frequenz!«
    Gordon nickte. Es war eindeutig, jetzt, da er auf die Kurven und Spitzen der Linie starrte. »Irgendetwas kommt in Schüben herein, und zwar auf dem gesamten Frequenzspektrum, das wir untersuchen.« Er schürzte die Lippen. »Schübe mit langen Intervallen dazwischen, dann einige mit kürzeren Intervallen.«
    »Richtig.« Cooper nickte begeistert. »Das ist es!«
    »Kurze, lange … Kurz, lang, kurz, kurz. Wie …«
    »Wie ein Code«, ergänzte Cooper den Satz.
    Cooper wischte sich über den Mund und starrte auf die Diagramme.
    »Kennen Sie die Morsezeichen?«, fragte Gordon ihn nüchtern. »Ich kenne sie nicht.«
    »Ja. Als Kind habe ich sie gelernt.«
    »Legen wir die Blätter in der Reihenfolge aus, in der ich die Daten aufgenommen habe!« Mit neuer Energie erhob Gordon sich. Er hob den abgebrochenen Bleistift vom Boden auf, steckte ihn in einen Spitzer und drehte die Kurbel. Ein mahlendes Geräusch war zu hören.
     
    Wenn Isaac Lakin ins Kernresonanz-Labor kam, konnte jeder, selbst zufällige Besucher, erkennen, dass es seins war. Natürlich zahlte die Nationale Wissenschaftsstiftung im Wesentlichen für alles außer für die aus Navy-Überbeständen angeschafften elektronischen Geräte, und die University of California war Eigentümer der gewaltigen Flachmagnete, die sie als Leihgabe beigesteuert hatte; aber in jedem brauchbaren Sinn des Worts gehörte das Laboratorium Isaac Lakin. Seinen Ruf hatte er sich am MIT in einem Jahrzehnt solider Arbeit erworben, gelegentlich waren bei seiner Forschungstätigkeit Funken wirklicher Brillanz

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