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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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orangefarbener Funke sprühte auf den abgewetzten Teppich.
    »Ich weiß, dass Kaffee angeblich ungesund ist, aber ich muss sagen, mit einem Hochprozentigen dazu ist er ganz angenehm«, meinte Marjorie. »Möchte jemand etwas? Wir haben Drambuie, Cointreau und Grand Marnier. Nicht selbstgemacht.« Jetzt, da das Essen vorüber war, empfand sie ein entspanntes Gefühl der Erfüllung. Mit dem Servieren der Tassen waren ihre Pflichten beendet. Draußen kam Wind auf. Die Vorhänge waren offen, und sie konnte die Silhouettenbewegung der Fichtenäste sehen. Der Wohnraum war eine Oase des Lichts, der Ruhe und Beständigkeit.
    Als könnte sie ihre Gedanken lesen, zitierte Jan leise: »Steht die Turmuhr auf zehn vor drei? Und ist beim Tee noch Honig dabei?«
    Alle übertrieben, dachte Marjorie, vor allem die Presse. Geschichte war schließlich eine Serie von Krisen, und bisher hatten sie alle überlebt. John machte sich Sorgen, das wusste sie, aber in Wirklichkeit hatte sich gar nicht so viel geändert.

6
     
    25. September 1962
     
    M it bewusst langsamer Bewegung legte Gordon Bernstein seinen Stift nieder. Er hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger und beobachtete, wie die Spitze in der Luft zitterte. Ein unfehlbarer Test; als die Bleistiftspitze sich der Formicaplatte des Tischs näherte, erzeugte seine nervös zuckende Hand einen tickenden Rhythmus. Wie sehr er seine Hand auch zur Ruhe zwingen wollte, das Ticken blieb. Es schien sogar lauter zu werden als das gedämpfte Stampfen der Pumpen um ihn herum.
    Abrupt warf er den Stift hin, die Spitze brach ab, das Holz und die gelbe Farbe splitterten.
    »He, oh …«
    Gordons Kopf fuhr hoch. Neben ihm stand Albert Cooper. Wie lange war er schon da?
    »Ich … ääh … habe mich mit Dr. Grundkind in Verbindung gesetzt«, sagte Cooper. Sein Blick mied den Bleistift. »Bei ihm strahlt nichts ab.«
    »Haben Sie es selbst überprüft?« Gordons Stimme klang dünn und gepresst.
    »Tja, nun, sie sind’s allmählich leid, mich um sich zu haben«, sagte Cooper verlegen. »Diesmal haben sie sogar sämtliche Stecker aus den Wanddosen gezogen.«
    Gordon nickte stumm.
    »Tja, ich schätze, das wär’s.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Gordon gleichmütig.
    »Sehen Sie, wir haben – wie lange? – vier Tage daran gearbeitet.«
    »Und?«
    »Wir sind in einer Sackgasse.«
    »Wieso?«
    »Grundkinds Tieftemperatur-Gruppe war der letzte Kandidat auf unserer Liste. Im Gebäude ist jetzt alles überprüft.«
    »Richtig.«
    »Das Rauschen kann also nicht von dort herüberdringen.«
    »Hmhm.«
    »Und wir wissen, dass sie nicht von außerhalb hereindringen.«
    »Das beweist das Drahtgitter, das wir um die Geräte gewickelt haben«, stimmte Gordon zu und machte eine Kopfbewegung zum Metallkäfig, der jetzt den gesamten Magneten umgab. »Es müsste Streusignale eigentlich abschirmen.«
    »Genau. Also muss es sich um einen Defekt in unserer Elektronik handeln.«
    »Blödsinn!«
    »Wieso nicht?«, wollte Cooper ungeduldig wissen. »Zum Teufel, vielleicht versaut Hewlett-Packard uns die Analysen. Wer weiß?«
    »Wir haben die Geräte selbst durchgeprüft.«
    »Aber das muss es sein.«
    »Nein«, sagte Gordon mit Nachdruck. »Nein, da ist noch etwas anderes.« Seine Hand schoss vor und packte einen Stapel Diagramme. »Die hier habe ich zwei Stunden lang aufgenommen. Sehen Sie!«
    Cooper blätterte die rotgerasterten Seiten durch. »Nun, hier sieht es etwas weniger nach Rauschen aus. Ich meine, es enthält ein paar regelmäßige Spitzen.«
    »Ich habe die Feinabstimmung erhöht und die Auflösung verbessert.«
    »So? Es ist immer noch Rauschen«, sagte Cooper gereizt.
    »Nein, ist es nicht.«
    »Hm? Natürlich!«
    »Sehen Sie sich die Spitzen an! Und ihre Abstände!«
    Cooper breitete die Diagramme auf dem Tisch aus. Nach einigen Sekunden sagte er: »Ich habe sie überflogen, aber … nun, es sieht so aus, als gäbe es nur zwei verschiedene Intervalle.«
    Gordon nickte eifrig. »Richtig. Das habe ich auch festgestellt. Wir haben hier eine Menge Hintergrundrauschen – ich habe nicht den blassesten Schimmer, woher es kommt – und eine gewisse Regelmäßigkeit in den Spitzen.«
    »Wie haben Sie diese Resultate bekommen?«
    »Mit Hilfe des zwischengeschalteten Korrelators, um das echte Rauschen auszusondern. Diese Struktur, diese Intervalle – sie sind da, wahrscheinlich schon die ganze Zeit.«
    »Wir haben sie uns nur nicht genau genug angeschaut.«
    »Wir wussten, es waren nur Abfallprodukte, und

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