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Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition)

Titel: Zeitschaft: Meisterwerke der SF (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Kiefer schien einen Moment verwirrt. »Ja, ja, natürlich.« Er stand auf und öffnete das große Fenster einen Spalt, dann ging er zum Schreibtisch zurück und sprach ins Intercom. »Carrie? Würden Sie, bitte, einen Aschenbecher bringen!«
    »Tut mir Leid«, sagte Peterson. »Ich scheine ein Tabu verletzt zu haben. Ich dachte, in Einzelbüros sei Rauchen erlaubt.«
    »O ja, das ist richtig«, bestätigte Kiefer. »Das ist schon in Ordnung. Es ist nur, dass ich selbst Nichtraucher bin und versuche, anderen den Wind aus den Segeln zu nehmen.« Er bedachte Peterson mit einem plötzlichen entwaffnenden Lächeln. »Ich hoffe, Sie verstehen das. Und es ist ja auch nicht so schlimm, wenn ich die ganze Zeit Rückenwind habe.«
    Die Tür öffnete sich, Kiefers Sekretärin kam herein und setzte den Aschenbecher vor Peterson ab. Peterson dankte ihr, schätzte im Stillen ihre körperlichen Merkmale ein und gab acht von zehn möglichen Punkten. Vergnügt registrierte er, dass nur sein Status als Mitglied des Weltrats Kiefers Rauchverbot aufgehoben hatte.
    Kiefer war auf seinem Sessel nach vorn gerutscht. »So … nun schildern Sie mir, welche Situation Sie in Südamerika vorgefunden haben!« Ungeduldig rieb er die Hände aneinander.
    Peterson stieß genüsslich den Rauch aus. »Es steht schlecht. Nicht hoffnungslos, noch nicht, aber sehr ernst. In letzter Zeit ist Brasilien immer mehr vom Fischfang abhängig geworden, dank der kurzsichtigen Rodungspolitik vor ein oder zwei Jahrzehnten – und die Blüte beeinträchtigt den Fischfang natürlich beträchtlich.«
    Kiefer beugte sich noch weiter vor. Wie eine klatschsüchtige Hausfrau war er auf Einzelheiten gespannt, und in diesem Augenblick wurde Petersons Vorgehensweise blanke Routine. Er teilte das Notwendige mit und entlockte Kiefer einige fachliche Hinweise, die zu merken sich lohnen würde. Über Biologie wusste er besser Bescheid als über Physik, deshalb kam er besser zurecht als mit Renfrew und Markham. Kiefer schwenkte zur Frage der Zuschüsse – natürlich sah es trostlos aus, überall das gleiche Lied -, und Peterson lenkte das Gespräch auf nützlichere Dinge.
    »Wir glauben, die gesamte Nahrungsmittelkette könnte gefährlich werden«, sagte Kiefer. »Das Phytoplankton geht durch Chlorkohlenwasserstoffe zugrunde – solche, wie sie in Düngemitteln verwendet werden.« Kiefer blätterte durch die Akten. »Vor allem Manodrin.«
    »Manodrin?«
    »Manodrin ist ein chlorierter Kohlenwasserstoff, der in Insektiziden verwandt wird. Es hat eine neue Lebensnische unter den mikroskopischen Algen geöffnet, eine neue Variante der Kieselalge hat sich entwickelt. Sie gibt ein Enzym ab, das Manodrin zerlegt. Außerdem scheidet sie ein Zerfallsprodukt aus, das die Übertragung von Nervenimpulsen bei Tieren unterbricht. Die dendritischen Verbindungen versagen. Aber das müssen Sie bei der Konferenz doch alles erörtert haben.«
    »Es ging zumeist um die politische Ebene; welche Maßnahmen gegen die akute Krise ergriffen werden sollten und so weiter.«
    »Was wird man tun?«
    »Sie werden versuchen, Stoffe zur Eindämmung der Blüte von den Experimenten im Indischen Ozean abzuzweigen, aber ich weiß nicht, ob das funktioniert. Sie haben die Tests noch nicht abgeschlossen.«
    Kiefers Finger trommelten auf den Keramikplatten. Plötzlich fragte er: »Haben Sie selbst die Blüte gesehen?«
    »Ich bin darüber hinweggeflogen«, antwortete Peterson. »Sie ist hässlich wie eine Sünde. Die Farbe versetzt die Fischdörfer in Angst und Schrecken.«
    »Ich werde es mir wohl selbst mal anschauen«, murmelte Kiefer, mehr zu sich selbst als zu Peterson. Er stand auf und ging hin und her. »Trotzdem, wissen Sie, ich spüre, da ist noch etwas anderes …«
    »Ja?«
    »Einer von meinen Laborjungs meint, es geht etwas Besonders vor – der Prozess könne sich aus sich selbst heraus verändern. Aber das ist alles rein hypothetisch. Ich halte Sie auf dem Laufenden, wenn sich etwas Neues ergibt.«
    »Tun Sie das!«
     
    Später als vorgesehen verließ Peterson das Scripps Institute. Er nahm eine Einladung zum Abendessen bei Kiefers an, um die Entwicklung auf einer freundschaftlichen, persönlichen Ebene fortzuführen; das hatte sich immer noch bewährt. Es fiel weitaus schwerer, jemanden übers Ohr zu hauen, wenn man mit ihm einiges getrunken, einen Witz erzählt und einen Braten in seiner Begleitung verschlungen hatte, mochte die Unterhaltung auch noch so langweilig gewesen sein.
    Petersons Limousine

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