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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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ehemalige Lady Sarah Lindsay-Buttle, weißt du.«
    Johns Blick drückte Verständnislosigkeit aus.
    »Nein, natürlich weißt du es nicht. Sie entwirft jetzt die wunderhübschen Kleidchen. Sarah Lindsay. Sie haben keine Kinder, Mr. Peterson, oder?«
    »Nein.«
    Sie gingen über den Rasen. In der Nähe krähte ein Hahn.
    »Ihre Hühner?« fragte Peterson.
    »Ja, wir halten ein halbes Dutzend wegen der Eier. Und auch wegen des Fleisches, obwohl ich die dummen Dinger nicht gerne töte.«
    »Welche Rasse züchten Sie? Orpington oder Leghorn, nehme ich an, wenn es hauptsächlich wegen der Eier ist.«
    Erstaunt blickte sie ihn an. »Sie kennen sich mit Hühnern aus, was? Ja, wir haben einige Orpingtons. Keine Leghorn-Hühner. Sie sind gute Eierproduzenten, aber mir gefallen die braunen Eierschalen besser als die weißen.«
    »Richtig. Und die Leghorns sind auch sehr nervös. In einem kleinen Stall richten sie leicht ein Chaos an. Was halten Sie von Rhode-Island-Roten? Sie legen hübsche braune Eier.«
    »Ich habe gerade zwei Küken. Sie legen noch nicht.«
    »Sie kreuzen sie wohl. Der Hahn klang nicht nach einem Rhode-Island-Roten.«
    »Ich bin überrascht, daß Sie so viel darüber wissen.«
    Er lächelte sie an. »Ich weiß vieles, was die Leute überrascht.« Höflich lächelte sie zurück, versuchte aber, einen kühlen Blick beizubehalten. Der Mann war mißachtenswert, sagte sie sich. Er hatte keinerlei Interesse an ihr. Er flirtete automatisch mit ihr, nur weil sie eine Frau war.
    »Möchten Sie mit uns zu Abend essen, Mr. Peterson?« fragte sie steif.
    »Sehr freundlich von Ihnen, Mrs. Renfrew. Vielen Dank, aber ich habe bereits eine Verabredung zum Abendessen. Ich müßte schon aufbrechen«, fuhr er mit einem Blick auf die Uhr fort. »Um halb acht treffe ich jemanden in Cambridge.«
    »Ich fürchte, ich muß heute abend an die Arbeit zurück«, sagte John.
    »O nein!« protestierte sie. »Das ist gemein.« Sie fühlte sich ein wenig beschwipst und war in Stimmung für etwas Gesellschaft. Außerdem fühlte sie sich energiegeladen, fast überdreht, als hätte sie zuviel Kaffee getrunken. »Ich habe seit Urzeiten nichts von dir gesehen, und ich wollte zum Abendessen ein Shrimpssoufflé machen. Ich weigere mich, heute abend allein gelassen zu werden.«
    »Ein verlockendes Angebot. An Ihrer Stelle, John, würde ich keinen Moment zögern«, sagte Peterson mit einschmeichelndem Lächeln.
    Ihr Gefühlsausbruch vor einem Fremden machte John verlegen. »Nun gut, in Ordnung, wenn es dir so wichtig ist, bleibe ich zum Essen. Wahrscheinlich muß ich anschließend für ein paar Stunden ins Labor.«
    Sie gingen ins Haus zurück. Peterson setzte sein Glas ab. »Danke für den Drink. Ich lasse es Sie wissen, wann ich das nächste Mal nach Kalifornien muß. Mrs. Renfrew, herzlichen Dank für diese angenehme Erholungspause.«
    John brachte ihn zur Tür, und sie goß sich noch ein Glas ein, als sie in der Diele waren. Es war enttäuschend, daß Peterson nicht zum Essen blieb. Vielleicht hätte sie sogar einen kleinen Flirt mit ihm genossen – obwohl er, wie sie vermutete, ein völlig prinzipienloser und unliebenswürdiger Charakter war.
    Händereibend kam John ins Zimmer zurück.
    »So, wir sind ihn los. Ich bin froh, daß er nicht geblieben ist. Was hältst du von ihm?«
    »Ein Reptil«, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen. »Glatt und schlüpfrig. Ich würde ihm keinen Schritt weit trauen. Aber er ist natürlich sehr attraktiv.«
    »Ist er das? Für mich sieht er ziemlich gewöhnlich aus. Ich war überrascht, was du alles über seine Frau wußtest. Du hast es noch nie erwähnt.«
    »Mein Gott, John, es fiel mir alles wieder ein, als er hier war. Erinnerst du dich nicht? Da war doch dieser schreckliche Skandal mit ihr und Prinz Andrew. Laß mich überlegen. Ich war fünfundzwanzig, es muß also 1985 gewesen sein. Prinz Andrew ist genauso alt wie ich, und sie war – ach, ich weiß nicht – so um die Dreißig, glaube ich. Jedenfalls kann ich mich noch erinnern, daß wir alle darüber geredet haben. Der scharfe Andy, so haben wir ihn damals genannt.«
    »Ich erinnere mich an rein gar nichts.«
    »Aber sicher, du mußt dich erinnern. Es stand in allen Zeitungen. Nicht nur in den Klatschspalten. Jede Menge Leserbriefe, daß die Öffentlichkeit von der Königsfamilie ein höheres Niveau erwartete, und lauter so Sachen. Und die Queen ließ Peterson als Botschafter nach… ich weiß nicht mehr genau wohin, aber es war weit vom

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