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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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sagen, ist es gar nicht. Die Welt hat schon Schlimmeres erlebt. Denk nur an den Schwarzen Tod. Oder den Zweiten Weltkrieg. Das werden wir alles überleben. Ja, ich glaube, ein Tag in London ist eine gute Idee. Ich habe mir seit Urzeiten kein neues Kleid mehr gekauft. Oh, John, ich fühle mich schon viel besser. Und weißt du, du brauchst heute abend nicht hierzubleiben. Ich weiß, du brennst darauf, zu deiner Arbeit zurückzukommen.«
    »Ich bleibe«, sagte er fest. »Was wurde alles aus der Garage gestohlen? Ich glaube, es ist höchste Zeit, eine Alarmanlage zu installieren. Meinst du, es waren die Squatters von dem alten Bauernhof?«
    »Mein Gott, John«, jammerte sie plötzlich, »sieh dir das Souffle an! Flach wie ein Pfannkuchen.« Sie ließ sich auf den Stuhl fallen und starrte es an. Dann begann sie zu lachen. Ihr Lachen ging übergangslos in Schluchzen über. John stand hinter ihr und tätschelte unbeholfen ihre Schulter.
    »Reg’ dich nicht auf, Schatz«, sagte er immer wieder.
    Schließlich wischte sie die Tränen weg. »Ich habe sowieso keinen Hunger mehr. Ich will das scheußliche Ding nicht essen. Ich bin erschöpft. Aber die Kinder haben noch kein Abendessen gehabt. Ich muß ihnen wohl etwas zubereiten.«
    Sie wollte aufstehen, aber John stieß sie sanft auf den Stuhl zurück. »Nein, das wirst du nicht. Ich mache ihnen eine Suppendose auf. Du gehst zu Bett. Kümmere dich um nichts! Ich bleibe heute abend zu Hause und erledige alles.«
    »Danke, John, du bist ein Schatz. Ja, ich glaube, ich gehe tatsächlich zu Bett.«
    Sie sah ihm nach, als er in die Küche ging, und stand mit müden Bewegungen auf. Dann fing sie beinahe wieder zu lachen an. Nur ein, zwei Stunden vorher war sie versessen auf Sex gewesen, weil John so selten zu Hause war. Jetzt war er den ganzen Abend da, und sie war so müde, daß sie ihre Augen kaum lange genug offenhalten konnte, um ins Bett zu gehen. Großartig, was?

 
– 22 –
     
     
    Sie kam pünktlich zum vereinbarten Treffpunkt, der niedrigen Steinmauer vor dem King’s. Peterson zögerte nur einen Moment, um sich den Begriff ins Gedächtnis zurückzurufen, der ihn an ihren Namen erinnern würde. Ach ja, Laura – von Bowes. »Ich habe Sie hoffentlich nicht warten lassen«, sagte sie und glättete ihr Kleid mit zierlichen Händen.
    Automatisch murmelte er eine Antwort. Erneut verblüffte ihn, wie hübsch sie war. Amüsiert stellte er fest, daß sie ein billiges Kleid trug, das eine Kopie von einem der Modelle Sarahs war. Eine gute Kopie, die fast jeden getäuscht hätte.
    Laura war von dem Wagen beeindruckt, einem neuen Modell, das für ihn mit Sonderausstattung versehen worden war. Staunend betrachtete sie das Armaturenbrett aus Edelholz, sagte aber nichts. Sie versucht, einen gelangweilten Eindruck zu machen, dachte er. Selbst Sarah, die schon als fünfjähriges Kind weltklug gewesen sein mußte, hatte beim Anblick der Innenausstattung entzückt aufgeschrien. Wobei ihm einfiel, daß – soweit er sich erinnern konnte – Renfrew der einzige gewesen war, der sich unbeeindruckt zeigte. Er fragte sich, was das bedeuten mochte.
    Als sie das Restaurant einige Meilen von Cambridge betraten, erkannte ihn der Oberkellner anscheinend wieder. Anders als die männlichen Gäste, deren Blicke Laura auf sich zog. Gin-and-Tonics, riesige Stoffservietten, das Übliche. Laura blickte sich auf eine Weise um, als machte sie sich für ihre Freundinnen im Geiste Notizen. Eindrucksvoll, urteilte er, aber stilistisch ein Mischmasch. Im Grunde eine englische Landschenke mit Andeutungen französischer Eleganz, die nicht ganz passend waren. Der Chintz, der große gemauerte Kamin, der jetzt im Sommer voller Pflanzen stand, die Balkendecke, die niedrigen runden Eichentische – alles war von gemütlicher Vertrautheit, solide. Die Kerzenleuchter und die getönten Spiegel waren falsch. Und noch ärger wirkte die Fernsehleinwand, auf der eine perspektivisch falsche Sicht eines französischen Hofs aufleuchtete; in den Feldern bewegten sich kleine Gestalten, anscheinend Bauern bei der Heuernte. Und der nachgemachte Louis XVI.-Tisch an der Wand mit den gekrümmten, vergoldeten Beinen war einfach eine Monstrosität.
    »Französisch!« rief Laura aus.
    »Ja«, sagte er trocken.
    Mit sorgfältiger Aussprache sagte sie: »Ich möchte gerne wissen, wie die rognons de veau flambé sind. Und die côtes d’agneau à l’ail. «
    »Die Nieren sind wahrscheinlich so lala. Mit dem Flambieren haben sie’s hier.

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