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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Lebens in einer Stadt der Reichen genießen. Er würde für seine Position kämpfen, er wollte bleiben.
    »Ich denke darüber nach«, sagte Gordon knapp. Neben Lakins trainierter Gestalt fühlte er sich übergewichtig, blaß und linkisch. »Und ich nehme weitere Daten auf«, schloß er.
     
    Auf der Rückfahrt von Lindbergh Field hielt Gordon die Unterhaltung auf sicherem neutralem Boden. Seine Mutter redete in einem fort über Nachbarn aus der 12th Street, an deren Namen er sich noch weniger als an ihre verzwickten Familienstreitigkeiten, Hochzeiten, Geburten und Todesfälle erinnerte.
    Seine Mutter nahm an, daß er sofort die Bedeutung der Tatsache begreifen würde, daß die Goldbergs sich doch noch ein Grundstück in Miami gekauft hatten; und natürlich mußte ihr sofort klar sein, warum ihr Sohn Jeremy lieber zur New York University als nach Yeshira ging. Das alles war Bestandteil des Rührstücks Leben, jeder Abschnitt hatte seine Bedeutung. Einige erhielten ihre Strafe. Andere bekamen, nach vielen Fährnissen, ihre verdiente Belohnung. Im Fall seiner Mutter war er, zumindest in diesem Leben, die Belohnung. Jedes Wunder, das sich im schwindenden Zwielicht vor ihnen auftat, als sie die Schnellstraße nach La Jolla entlangrasten, entlockte seiner Mutter ein langgezogenes Ooh. Palmen, die einfach so, ohne Hilfe, neben der Straße wuchsen. Der weiße Sand der Mission Bay, leer von Menschen und völlig sauber. Hier gab es kein Coney Island, den Riesenrummel der New Yorker. Keine überfüllten Gehwege, keine drängenden Menschen. Vom Mount Soledad ein Meerblick, der in blaue Unendlichkeit reichte, statt eines grauen Horizonts, der im Wirrwarr New Jerseys endete. Alles, was sie sah, beeindruckte sie; es erinnerte sie an die Erzählungen der Leute von Israel. Sein Vater war ein engagierter Zionist gewesen und hatte regelmäßig Geld gegeben, um die Heimat zu unterstützen. Gordon war sicher, daß sie auch noch spendete, auch wenn sie ihn nicht dazu aufforderte. Vielleicht hatte sie das Gefühl, er benötigte sein Geld, um das Image eines Professors aufrechtzuerhalten. Nun ja, damit lag sie nicht falsch, La Jolla war sehr teuer. Gordon bezweifelte jedoch, daß er überhaupt etwas für die traditionellen jüdischen Anliegen geben würde. Der Wegzug von New York hatte ihn von dem Hokuspokus der Ernährungsvorschriften und Talmudwahrheiten getrennt. Penny hatte ihm gesagt, auf sie mache er keinen sehr jüdischen Eindruck, aber er wußte, daß sie in diesen Fragen sehr unwissend war. Die Umgebung, in der sie aufgewachsen war, hatte ihr nichts über die kleinen verräterischen Hinweise beibringen können. Aber die meisten Menschen in Kalifornien waren wahrscheinlich ebenso unwissend, eine Tatsache, die Gordon entgegenkam. Er mochte es nicht, wenn Fremde sich eine Meinung von ihm bildeten, bevor sie seine Hand schüttelten. Einer der wichtigsten Gründe, nach La Jolla zu ziehen, war die Befreiung aus der klaustrophobischen jüdischen Umwelt New Yorks.
    Sie waren fast zu Hause und bogen gerade in die Nautilus Street ein, als seine Mutter eine Spur zu beiläufig sagte: »Diese Penny, Gordon, du solltest mir etwas über sie erzählen, bevor ich sie kennenlerne.«
    »Was gibt’s da zu erzählen? Ein Mädchen aus Kalifornien.«
    »Und das heißt?«
    »Sie spielt Tennis, wandert in den Bergen, ist fünfmal in Mexiko gewesen, aber nie weiter nach Osten als bis nach Las Vegas gekommen. Sie geht sogar Surfen. Sie hat versucht, mich auch dazu zu überreden, aber ich muß erst in besserer Verfassung sein. Ich mache die Übungen des kanadischen Air-Force-Trainings.«
    »Hört sich nett an«, meinte sie skeptisch.
    Gordon nahm für sie ein Zimmer im Surfside Motel, zwei Blocks von seiner Wohnung entfernt, und fuhr dann zusammen mit ihr in die Wohnung. Sie betraten ein Zimmer, das vom Geruch einer kubanischen Kasserolle erfüllt war. Das Rezept hatte Penny gelernt, als sie mit einem südamerikanischen Mädchen zusammenwohnte. Sie kam aus der Küche und band sich die Schürze ab – so häuslich hatte sie, soweit Gordon sich erinnern konnte, noch nie ausgesehen. Trotz ihrer Einwände machte Penny seiner Mutter, die überschwenglich und begeistert reagierte, etwas vor. Geschäftig eilte seine Mutter in die Küche, um bei den Salaten zu helfen und ihre Nase in Pennys Rezept und die Töpfe zu stecken. Gordon beschäftigte sich mit dem Weinritual, das zu lernen er gerade im Begriff war. Vor Kalifornien hatte er selten etwas getrunken, das nicht

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