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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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nicht ausreichend vor Erschütterungen abgesichert.«
    »Sie meinen Bewegungen hier im Labor?«
    Renfrew antwortete mit einem Achselzucken und vertiefte sich wieder in seine Arbeit. Greg rieb sich mit dem Daumennagel über die Unterlippe und studierte das gelbe Störungsspektrum auf dem grünen Schirm. Nach einigen Sekunden fragte er: »Haben Sie einen Korrektor, den man bei dieser Anordnung einsetzen könnte?«
    Renfrew dachte nach. »Nein, hier nicht. Wir haben keine Verwendung dafür.«
    »Ich würde gern sehen, ob wir in den Störungen eine Struktur erkennen können.«
    »Nun, ich nehme an, das wäre möglich. Wird einige Zeit dauern, etwas Passendes zu organisieren.«
    Peterson tauchte über ihnen auf. »Tut mir leid, ich muß zu einem abhörsicheren Telefon. Es ist etwas im Gange.« Ohne ein Wort wandte Renfrew sich ab. Markham stieg die Treppe hinauf.
    »Ich glaube, bei dem Experiment wird es ohnehin eine Verzögerung geben.«
    »Ah, gut. Ich will noch nicht nach London zurück, ohne es einmal durchzuchecken. Aber ich muß mit einigen Leuten über ein abgeschirmtes Telefon sprechen. In Cambridge gibt es eines. Es wird wahrscheinlich eine gute Stunde dauern.«
    »Steht es so schlecht?«
    »Scheint so. Die große Kieselalgenblüte an der südamerikanischen Atlantikküste scheint sich auszudehnen und außer Kontrolle zu geraten.«
    »Eine Blüte?«
    »So nennen es die Biologen. Das bedeutet, das Phytoplankton verbindet sich mit dem Chlorkohlenwasserstoff, den wir bei Kunstdünger verwenden. Aber diesmal kommt noch etwas dazu. Die Techniker puzzeln noch an der Frage, inwiefern sich dieser Fall von früheren, geringfügigeren Effekten auf die Meeresnahrungskette unterscheidet.«
    »Verstehe. Können wir irgendwie helfen?«
    »Ich weiß nicht. Die Amerikaner führen im Indischen Ozean kontrollierte Experimente durch, aber ich schätze, sie kommen sehr langsam voran.«
    »Nun gut, ich will Sie nicht von Ihren Telefonaten abhalten. Außerdem muß ich noch eine Vermutung zu Johns Experiment prüfen. Sagen Sie, kennen Sie das Whim?«
    »Ja, in der Trinity Street, in der Nähe von Bowes & Bowes.«
    »Wahrscheinlich brauche ich in einer Stunde etwas zu trinken und zu essen. Sollen wir uns dort treffen?«
    »Gute Idee. Dann bis später.«
     
    Das Whim war vollgepackt mit jungen Studenten. Ian Peterson drängelte sich durch eine Gruppe bei der Tür und blieb einen Moment stehen, um sich zu orientieren. Die Studenten um ihn herum reichten Bierkrüge über die Köpfe hinweg, und er bekam einige Tropfen ab. Peterson zog ein Taschentuch heraus und wischte die Spritzer angeekelt ab. Die Studenten hatten nichts bemerkt. Das akademische Jahr war zu Ende, die Stimmung war ausgelassen. Einige waren bereits betrunken. Sie unterhielten sich in Küchenlatein, eine Parodie auf eine offizielle Feier, die sie am Morgen besucht hatten.
    »Eduardus, dona mihi plus Bierus!« schrie einer.
    »Bierus? O Deus, quid dicit? Ecce sanguinus barbarus!« deklamierte ein anderer.
    »Mea culpa, mea maxima culpa!« erwiderte der erste in gespielter Zerknirschung. »Aber was heißt Bier in diesem blöden Latein?«
    Mehrere Stimmen antworteten: »Alum!«
    »Vinum barbaricum!«
    »Imbibius hopius!« Brüllendes Gelächter. Sie hielten sich für ausgesprochen witzig. Einer von ihnen glitt hicksend langsam zu Boden und schlief ein. Der zweite Sprecher hob die Arme über ihn und intonierte feierlich: »Requiescat in pace. Et lux perpetua sonstwas oder so.«
    Peterson entfernte sich von der Menge. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an das Licht, das im Vergleich zur Helligkeit der Trinity eher düster war. An der Wand verkündete ein vergilbtes Plakat, daß einige Speisen von der Karte gestrichen waren – natürlich nur zeitweilig. In der Mitte des Lokals zischte ein großer Kohleherd. Ein hektischer Koch schob Pfannen zwischen den Feuerstellen hin und her. Immer wenn er eine Pfanne von einem der Ringe hob, fiel ein Lichtschein aus dem Herd für Sekunden auf seine Hände und sein verschwitztes Gesicht, so daß er plötzlich wie ein emsiges, orangefarbenes Gespenst über der Kochstelle aufragte. Studenten an Tischen feuerten ihn an.
    Peterson drängte sich durch den überfüllten Raum. Blaue Wolken aus Pfeifenrauch schwebten durch die Luft. Beißender Geruch von Marihuana drang zu ihm, vermischt mit den Gerüchen von Tabak, siedendem Öl, Bier und Schweiß. Jemand rief seinen Namen. Er spähte umher, bis er schließlich Markham in einer Nische

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