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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Radiogerät hören.«
    »Nun gut, aber es gibt doch sicher eine Möglichkeit, die Gleichungen zu verändern, bis man nur noch den verzögerten Teil bekommt.«
    »Nein, die gibt es nicht. Wenn man die Gleichungen so behandelt, gibt es keine Möglichkeit, die verzögerte Welle konstant zu halten. Man muß die vorgerückte Welle haben.«
    »In Ordnung. Und wo sind Radiosendungen, die rückwärts in die Zeit strahlen? Wieso kann ich die Nachrichten des nächsten Jahrhunderts nicht einschalten?«
    »Wheeler und Feynmann haben bewiesen, daß sie nicht dorthin gelangen können.«
    »Nicht in dieses Jahr? Ich meine, in unsere Gegenwart?«
    »Richtig. Sehen Sie, die vorgerückte Welle kann mit dem ganzen Universum interagieren – sie bewegt sich rückwärts, in unsere Vergangenheit, so daß sie schließlich auf sämtliche Materie trifft, die jemals gewesen ist. Der Punkt ist, die vorgerückte Welle trifft auf die Materie, bevor das Signal ausgesendet worden ist.«
    »Ja, klar.« Peterson dachte über die Tatsache nach, daß er jetzt der Diskussion zuliebe die »vorgerückte Welle« akzeptierte, die er noch vor wenigen Sekunden in Abrede gestellt hatte.
    »Die Welle trifft also auf die Materie, und die Elektronen in ihr hüpfen in Erwartung dessen, was die Rundfunkstation senden wird.«
    »Wirkung, die der Ursache vorausgeht?«
    »Genau. Scheint der Erfahrung zuwiderzulaufen, nicht wahr?«
    »Allerdings.«
    »Aber die Vibration jener Elektronen im ganzen übrigen Universum muß in Rechnung gestellt werden. Sie wiederum senden sowohl vorgerückte als auch verzögerte Wellen aus. Es ist, als werfe man zwei Steine in einen Teich. Beide senden Wellen aus. Aber die beiden Wellen addieren sich nicht einfach.«
    »Tun sie nicht? Wieso nicht?«
    »Sie interferieren. Sie bilden ein Kreuzgittermuster mit einzelnen Löchern und Spitzen. Wo die Spitzen und Löcher der beiden Strukturen übereintreffen, verstärken sie einander. Aber wo die Spitzen des ersten Steins auf die Löcher des zweiten treffen, löschen sie sich gegenseitig aus. Das Wasser bewegt sich nicht.«
    »Aha. Na, gut.«
    »Wheeler und Feynmann haben aufgezeigt, daß das übrige Universum, wenn es von einer vorgerückten Welle getroffen wird, sich wie ein ganzer Haufen von Steinen verhält, die in einen Teich geworfen werden. Die vorgerückte Welle geht rückwärts in der Zeit und erzeugt alle anderen Wellen. Sie interferieren, und das Ergebnis ist Null. Nichts.«
    »Ach. Und am Ende löscht die vorgerückte Welle sich selbst aus.«
    Plötzlich dröhnte Musik aus der Stereoanlage des Whim. »An’ de Devil, he do de dance whump whump with Joan de Arc…«
    Peterson schrie: »Schalten Sie das aus!«
    Die Musik verklang. Er beugte sich vor. »Sehr gut. Sie haben mir erklärt, wieso die vorgerückte Welle nicht funktioniert. Zeitkommunikation ist nicht möglich.«
    Markham grinste. »Jeder Theorie liegt eine verborgene Annahme zugrunde. Das Problem mit dem Modell von Wheeler und Feynmann war, daß all die hüpfenden Elektronen im Universum der Vergangenheit möglicherweise nicht die richtigen Wellen zurücksenden. Bei Radiowellen geschieht das. Bei Tachyonen nicht. Wheeler und Feynmann wußten nichts von Tachyonen; die Theorie stammt erst aus der Mitte der 60er Jahre. Tachyonen werden nicht richtig absorbiert. Sie interagieren nicht wie Radiowellen mit Materie.«
    »Warum nicht?«
    »Es sind verschiedene Arten von Partikeln. Vor Jahrzehnten haben zwei Männer namens Feinberg und Sudarahan Tachyonen ›erdacht‹, aber niemand konnte sie finden. Es schien zu unwahrscheinlich. Zum einen haben sie eine imaginäre Masse.«
    »Imaginäre Masse?«
    »Ja, aber nehmen Sie das nicht zu ernst.«
    »Scheint aber ein ernsthaftes Problem.«
    »Eigentlich nicht. Die Masse dieser Partikel ist nach unseren Begriffen nicht beobachtbar. Das heißt, wir können ein Tachyon nicht zur Ruhe bringen, da es stets schneller als Licht sein muß. Wenn wir es also in unserem Labor nicht anhalten können, können wir seine Masse nicht in Ruhestellung messen. Die einzige Definition von Masse ist das, was man auf Meßgeräte bringen und wiegen kann – was unmöglich ist, wenn sie sich bewegt. Bei Tachyonen kann man nur die Bewegungsgröße, den Impuls messen.«
    »Sie haben eine Beschwerde über das Essen, mein Herr? Ich bin der Geschäftsführer.«
    Peterson blickte zu einem hochgewachsenen Mann in einem konservativen grauen Anzug auf. Er stand vor ihrem Tisch, die Hände militärisch steif hinter dem

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