Zeitschaft
gegen ihren Bauch gepreßt. Zögernd trat sie von dem Tisch zurück. Plötzlich glitt sie aus und stürzte zu Boden.
Wie Markham war Peterson zur Unbeweglichkeit erstarrt. Als sie stürzte, sprang er auf und lief nach vorn. Die Menge murmelte, ohne sich zu bewegen. Er beugte sich über die Frau. Ihr Schal war um ihren Hals geschlungen und mit Erbrochenem beschmutzt. Mit beiden Händen zerrte er an dem Stoff, bis er zerriß. Die Frau röchelte. Mit der Hand fächelte Peterson ihr Luft zu. Sie atmete gierig, flatternd öffneten sich ihre Augen. Die Frau blickte zu ihm hoch. »Es… es tut… so weh…«
Peterson starrte wütend in die Menge. »Ruft einen Arzt, verdammt noch mal!«
Der Krankenwagen war wieder fort, das Personal des Whim wischte geschäftig auf. Vom Gestank vertrieben, waren die meisten Gäste gegangen. Peterson, der mit zum Krankenwagen gegangen war, kam zurück. Er hatte dafür gesorgt, daß die Wagenbesatzung eine Probe ihres Essens mitnahm.
»Welche Diagnose hatten sie?« fragte Markham.
»Keine Ahnung. Ich habe ihnen die Wurst gegeben, von der sie gegessen hat. Der Arzt sprach von Lebensmittelvergiftung, aber von solchen Vergiftungssymptomen habe ich noch nie gehört.«
»Alles, was wir über die Verunreinigungen wissen…«
»Mag sein.« Mit einer Handbewegung tat Peterson den Einfall ab. »Heutzutage könnte es fast alles sein.«
Nachdenklich schlürfte Markham an seinem Stout. Ein Kellner kam mit ihrem Essen. »Die Zunge für Sie, Sir«, sagte er zu Peterson und setzte den Teller ab. »Und die Würstchen.«
Beide Männer starrten auf ihr Essen. »Ich glaube…« begann Markham langsam.
»Ganz meine Meinung«, sagte Peterson knapp. »Ich glaube, wir verzichten lieber. Könnten Sie mir einen Salat bringen?«
Zweifelnd blickte der Kellner auf die Teller. »Sie haben das bestellt.«
»Das stimmt. Aber Sie erwarten doch wohl nicht, daß wir das runterwürgen, nach dem, was gerade hier geschehen ist. In einem Restaurant wie diesem.«
»Tja, ich weiß nicht, der Geschäftsführer meint…«
»Sagen Sie Ihrem Geschäftsführer, er soll sich besser um seine Zutaten kümmern, sonst werde ich den Laden hier dichtmachen. Kapiert?«
»Du lieber Gott, das ist doch kein Grund…«
»Sagen Sie ihm das! Und bringen Sie meinem Freund hier noch ein Stout!«
Als der Kellner, der sich offenbar weder mit Peterson noch mit dem Geschäftsführer anlegen wollte, fort war, murmelte Markham: »Toll! Woher wußten Sie, daß ich lieber noch ein Stout wollte?«
»Intuition«, antwortete Peterson augenzwinkernd.
Als beide noch einiges mehr getrunken hatten, sagte Peterson: »Sehen Sie, Sir Martin ist der eigentliche technische Kopf in der britischen Delegation. Ich bin ein Generalist, wie sie es nennen. Eins will ich wissen: Wie, zum Teufel, kommen Sie mit dem Großvater-Paradox klar? Dieser Davies hat die Entdeckung von Tachyonen prima erklärt, und ich glaube ja, daß sie in die Vergangenheit reisen können. Aber ich begreife immer noch nicht, wie man die Vergangenheit verändern kann.«
Markham seufzte. »Bevor die Tachyonen entdeckt wurden, hielt jeder die Kommunikation mit der Vergangenheit für unmöglich. Das Unglaubliche ist, daß die Physik der Zeitkommunikation schon viel früher, eher zufällig, entwickelt wurde, und zwar in den 40er Jahren. Zwei Physiker, John Wheeler und Richard Feynmann, haben die exakte Beschreibung des Lichts ausgearbeitet und aufgezeigt, daß jedesmal zwei Wellen ausgestrahlt werden, wenn man zum Beispiel versucht, eine Radiowelle zu erzeugen.«
»Zwei?«
»Richtig! Eine von ihnen empfangen wir mit unserem Radiogerät. Die andere reist rückwärts in der Zeit – die ›vorgerückte Welle‹, wie Wheeler und Feynmann sie nannten.«
»Aber wir empfangen doch keine Sendung, bevor sie ausgestrahlt ist.«
Markham nickte. »Richtig – aber die vorgerückte Welle existiert, in der Mathematik. Da führt kein Weg dran vorbei. Die Gleichungen der Physik sind alle zeitsymmetrisch. Das ist eins der Rätsel der modernen Physik. Wie kommt es, daß wir bemerken, wie die Zeit verläuft, während doch alle physikalischen Gleichungen sagen, daß die Zeit sowohl vorwärts als auch rückwärts laufen kann?«
»Dann sind wohl die Gleichungen falsch, oder?«
»Nein, das sind sie nicht. Sie können alles voraussagen, was wir messen können – aber nur, solange wir die ›verzögerte Welle‹ nutzen, wie Wheeler und Feynmann sie nannten. Das ist die Welle, die Sie in Ihrem
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