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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Entschlüsselung der Botschaft hatte er mehrfach überprüft. Trotzdem war er nahe daran, sich umzudrehen und auf den Besuch bei Lakin ganz zu verzichten.
    Er hatte erst ein paar Sätze vorgetragen, als Lakin ihn unterbrach. »Wirklich, Gordon, ich war mir sicher, Sie hätten den Schaden inzwischen behoben.«
    »Isaac, das hier sind Tatsachen.«
    »Nein!« Der sportlich gebaute Mann stand auf und begann hin und her zu gehen. »Ich habe mir die Details Ihres Experiments angeschaut. Ich habe Ihre Notizen gelesen – Cooper hat mir gezeigt, wo sie sind.«
    Gordons Miene verfinsterte sich. »Warum haben Sie mich nicht selbst gefragt?«
    »Sie waren im Hörsaal. Und – offen gesagt – ich wollte Coopers eigene Eintragungen, in seiner eigenen Handschrift sehen.«
    »Wieso?«
    »Sie geben zu, nicht alle Daten selbst aufgenommen zu haben.«
    »Natürlich habe ich das nicht. Er muß etwas für seine Dissertation tun.«
    »Und er liegt im Zeitplan zurück, ja. Deutlich zurück.«
    Lakin blieb plötzlich stehen und machte eine seiner charakteristischen Bewegungen, indem er den Kopf ein wenig senkte und die Augenbrauen hob, als er Gordon anblickte; dadurch erweckte er den Eindruck, über den Rand einer nichtexistenten Brille zu schauen. Gordon nahm an, dieser Blick sollte etwas Unbeweisbares aber Offensichtliches übermitteln – ein unausgesprochenes Einverständnis unter Kollegen.
    »Ich glaube nicht, daß er die Daten fälscht, falls Sie darauf hinauswollen«, sagte er gemessen. Mühsam hielt er seine Stimme im Zaum.
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Die Daten, die ich aufgenommen habe, fügen sich in die Syntax der übrigen Botschaft ein.«
    »Das könnte ein willkürlicher Effekt sein – etwas, das Cooper eingefädelt hat.« Die Hände auf dem Rücken verschränkt, wandte Lakin sich zum Fenster. Seine Stimme ließ jetzt ein unmerkliches Zögern erkennen.
    »Ich bitte Sie, Isaac!«
    Plötzlich drehte Lakin sich um »Sehr wohl. Dann sagen Sie mir, was dort vorgeht!« verlangte er mit schneidender Stimme.
    »Wir haben einen Effekt, aber keine Erklärung. Das geht vor. Sonst nichts.« Er schwenkte das Blatt mit der entschlüsselten Botschaft durch die Luft und zerteilte die Sonnenstrahlen, die durch die Fenster fielen.
    »Dann sind wir ja einig.« Lakin lächelte. »Ein sehr seltsamer Effekt. Etwas vermindert den Nuklear-Drehimpuls, Bing, einfach so. Spontane Resonanz.«
    »Das ist Unsinn.« Gordon hatte geglaubt, sie würden sich in diesem Punkt näherkommen, und jetzt kam Lakin wieder mit diesem alten Hut.
    »Es ist die schlichte Feststellung dessen, was wir wissen.«
    »Und wie erklären Sie das?« Erneut schwenkte er das Blatt.
    »Ich erkläre es nicht.« Lakin produzierte ein Achselzucken. »Wenn ich Sie wäre, würde ich es nicht einmal erwähnen.«
    »Bis wir es verstehen…«
    »Nein. Wir verstehen schon genug. Genug, um in der Öffentlichkeit von spontaner Resonanz zu sprechen.« Lakin setzte zu einer technischen Zusammenfassung an, wobei er mit präzisen Bewegungen Punkt für Punkt an den Fingern abzählte. Gordon konnte erkennen, daß er Cooper in die Mangel genommen hatte. Lakin wußte, wie man die Daten präsentieren konnte, welche Größen graphisch darzustellen waren und wie die Ergebnisse in einem Aufsatz zu einem überzeugenden Fall zusammengestellt werden mußten. »Spontane Resonanz« – das wäre ein interessanter Aufsatz. Nein, ein aufregender.
    Nachdem Lakin die wissenschaftlichen Argumente skizziert hatte, meinte Gordon eher beiläufig: »Wissen Sie, eine halbe Wahrheit kann auch eine Lüge sein.«
    Lakin verzog das Gesicht. »Ich habe Sie gewähren lassen, Gordon. Monatelang. Es ist Zeit, die Wahrheit zuzugeben.«
    »Mhmm. Und die lautet?«
    »Daß Ihre Apparatur immer noch fehlerhaft ist.«
    »Wieso?«
    »Weiß ich nicht.« Er zuckte die Achseln, senkte den Kopf und hob erneut die Augenbrauen. »Ich kann nicht ständig im Labor sein.«
    »Wir waren in der Lage, die Resonanzsignale zu ordnen…«
    »So daß sie etwas auszusagen scheinen.« Lakin lächelte geduldig. »Sie könnten alles mögliche aussagen, Gordon, wenn man lange genug damit herumspielt. Sehen Sie…« Er spreizte die Hände. »Erinnern Sie sich an diesen Lowell aus der Astronomie?«
    »Ja«, bestätigte Gordon argwöhnisch.
    »Er hat Marskanäle ›entdeckt‹. Jahrelang hat er sie gesehen, jahrzehntelang. Andere haben seine Beobachtungen bestätigt. Lowell hatte sein eigenes Observatorium in der Wüste bauen lassen, er war ein

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