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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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reicher Mann. Er hatte dort hervorragende Sichtbedingungen. Der Mann hatte Zeit und gute Augen. Und er entdeckte Beweise für intelligentes Leben.«
    »Sicher, aber…«, begann Gordon.
    »Der einzige Fehler war, daß er die falsche Schlußfolgerung zog. Das intelligente Leben war auf seiner Seite des Teleskops, nicht auf dem Mars. Sein Verstand…« – Lakin stieß sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe – »… sah ein verschwommenes Bild und stülpte ihm einen ordnenden Raster über. Seine eigene Intelligenz spielte ihm einen Streich.«
    »Ja, sicher«, sagte Gordon gereizt. Ihm fiel kein Gegenargument ein. In diesen Dingen war Lakin ihm voraus; er kannte mehr Geschichten und hatte ein feineres Gespür für taktische Finessen.
    »Ich schlage vor, daß wir uns nicht zu Lowells machen.«
    »Und statt dessen die Sache mit der Spontanresonanz veröffentlichen«, ergänzte Gordon und versuchte nachzudenken.
    »Genau. Wir müssen diese Woche den NSF-Vorschlag fertigstellen. Dazu können wir das Material über spontane Resonanz vorstellen. Ich kann es aus den Aufzeichnungen zusammenstellen, und zwar so, daß wir das gleiche Manuskript für einen Aufsatz in Physical Review Letters verwenden können.«
    »Welchen Nutzen hat es, das Material an PRL zu schicken?« fragte Gordon und versuchte zu entscheiden, wie seine Reaktion ausfallen würde.
    »In unserem NSF-Vorschlag können wir den Aufsatz in die Quellenliste aufnehmen – mit dem Vermerk ›Für PRL eingereicht‹. Ein solcher Hinweis macht das Ganze zu einer Arbeit von höchster Qualität. Eigentlich…« Er schürzte die Lippen und blickte über das imaginäre Brillengestell. »Eigentlich könnten wir auch anmerken: ›Zur Veröffentlichung in PRL vorgesehen‹ klingt gewichtiger.«
    »Es stimmt aber nicht.«
    »Es wird bald stimmen.« Lakin nahm hinter seinem Schreibtisch Platz, legte die Hände gegeneinander und lehnte sich vor. »Und ich sage Ihnen ganz offen, daß der Zuschuß ohne etwas Interessantes, etwas Neues in Gefahr ist.«
    Gordon blickte ihn starr an. Lakin stand auf und begann wieder mit seiner Wanderung durchs Zimmer. »Nein, natürlich nicht. Es war nur so ein Gedanke. Wir schreiben ›Eingereicht‹, und damit hat es sich.« Nachdenklich umkreiste er das Büro mit gemessenen Schritten. Vor der Tafel mit den flüchtig skizzierten Daten blieb er stehen. »Ein sehr merkwürdiger Effekt, und er wird nach seinem Entdecker benannt werden – nach Ihnen.«
    »Isaac«, sagte Gordon gedehnt, »ich habe nicht vor, das hier unter den Tisch zu kehren.«
    »Gut, gut«, sagte Lakin, während er Gordons Arm ergriff. »Stürzen Sie sich hinein! Ich bin sicher, die Sache mit Cooper wird sich mit der Zeit von selbst auflösen. Sie sollten ein Datum für sein Rigorosum festsetzen.«
    Gordon nickte abwesend. Um ein vollständiges Forschungsprogramm für die Promotion zu präsentieren, mußte der Student sich einem zweistündigen Prüfungsgespräch stellen. Cooper würde noch einige Anleitungen brauchen; er erstarrte, wenn zwei Fakultätsmitglieder sich in Hörweite befanden, ein unter den Studenten bemerkenswert verbreiteter Effekt.
    »Ich bin froh, daß wir das geklärt haben«, murmelte Lakin. »Montag zeige ich Ihnen einen Entwurf für den PRL-Aufsatz. Bis dahin…« Er blickte auf seine Armbanduhr. »Das Kolloquium fängt an.«
     
    Gordon versuchte sich auf den Stoff des Kolloquiums zu konzentrieren, aber irgendwie ging die Diskussion an ihm vorbei. Nur ein paar Reihen entfernt erklärte Murray Gell-Mann das »Acht-Wege-Schema« zum Verständnis der grundlegenden Teilchen jedweder Materie. Gordon wußte, er sollte die Diskussion intensiv verfolgen, denn hier ging es um eine fundamentale Frage. Die Teilchentheoretiker sagten bereits, Gell-Mann müßte für seine Arbeit den Nobelpreis bekommen. Mit finsterem Gesicht rutschte er auf seinem Stuhl vor und musterte die Gleichungen Gell-Manns. Jemand im Hörsaal stellte eine skeptische Frage, und Gell-Mann, stets geschmeidig und gelassen, drehte sich zu dem Frager um. Interessiert verfolgten die Zuhörer den Disput. Gordon erinnerte sich an seine letzten Studentenjahre in Columbia, als er begonnen hatte, die Kolloquien der Physikabteilung zu besuchen. Die wöchentlichen Treffen, so hatte er bemerkt, verliefen nach einem eindeutigen Schema, über das allerdings nie gesprochen wurde. Jeder konnte eine Frage stellen, und während er sie stellte, galt ihm die Aufmerksamkeit aller. Gab es einen längeren Wortwechsel

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