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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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auch eine Krawatte – und holte die Botschaft heraus. Einen Augenblick lang starrte er sie an, dann stand er auf. Gell-Mann hatte eine beträchtliche Zuhörerschaft angezogen, so viel wie noch nie in diesem Jahr. Sie schienen ihn alle zu beobachten, während er sich durch das Gestrüpp aus Knien den Weg zum Hörsaalgang bahnte. Nervös drehte er das Stück Papier in der Hand, als er das Kolloquium verließ. Blicke verfolgten ihn, bis er durch die Tür war.
     
    »Ergibt es einen Sinn?« fragte Gordon gespannt den Mann.
    »Nun ja, irgendwie schon.«
    »Ist die Chemie in Ordnung?«
    Michael Ramsey breitete die Arme aus. »Sicher, soweit ich ihr folgen kann. Die Industriebezeichnungen – ›Springfield AD45, Dupont Analagan 58‹ – sagen mir gar nichts. Vielleicht sind die Substanzen noch in der Entwicklung.«
    »Und die Aussagen über den Ozean, wie die Stoffe aufeinander reagieren…?«
    Ramsey zuckte die Achseln. »Wer weiß? Bei den Langkettenmolekülen sind wir in vielen Bereichen noch am Anfang. Nur weil wir Regenjacken aus Plastik herstellen können, dürfen Sie uns nicht für Zauberer halten.«
    »Sehen Sie, ich habe mich an die Chemie gewandt, damit Sie mir helfen, die Botschaft zu verstehen. Wer sonst sollte mehr darüber wissen?«
    Ramsey lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Unbewußt blinzelte er Gordon an, offenbar versuchte er, die Situation einzuschätzen. Nach einem Moment sagte er leise: »Woher haben Sie diese Information?«
    Unruhig rutschte Gordon auf seinem Stuhl hin und her. »Ich bin… das muß unter uns bleiben.«
    »Sicher, sicher.«
    »Ich habe einige… merkwürdige… Signale bei einem meiner Experimente bekommen. Dort, wo keine auftauchen dürften.«
    Erneut blinzelte Ramsey. »Mhm.«
    »Sehen Sie, die Botschaft ist nicht sehr eindeutig. Bloß Satzfragmente.«
    »Das ist ja wohl zu erwarten.«
    »Zu erwarten? Wobei?«
    »Bei einer abgefangenen Botschaft, die eine unserer Lauschstationen in der Türkei empfängt.« Ramseys Lächeln drückte Heiterkeit aus, die Haut um seine blauen Augen bildete kleine Falten, die seine Sommersprossen verschwinden ließen.
    Gordon fingerte an der Spitze seines Hemdkragens, öffnete den Mund und schloß ihn wieder.
    »Schon gut.« Ramsey schien vergnügt, daß er den Schleier eines offenbar geheimen Vorgangs gelüftet hatte. »Bei diesen streng geheimen Geschichten kenne ich mich bereits aus. Eine Menge Leute versuchen da mitzumischen. Die Regierung kann nicht genügend qualifizierte Helfer bekommen, um alles Material zu prüfen, also zieht sie Berater hinzu.«
    »Ich arbeite nicht für die Regierung. Ich meine, außerhalb der NSF…«
    »Sicher, das behaupte ich ja auch gar nicht. Da gibt’s doch diesen Arbeitsausschuß des Verteidigungsministeriums, wie heißt er gleich noch? Jason, richtig. Eine Menge kluger Köpfe ist dabei. Hal Lewis in Santa Barbara, Rosenbluth von hier, pfiffige Leute. Haben Sie für das Ministerium in Sachen Interkontinentalraketen mitgearbeitet?«
    »Könnte ich nicht sagen«, erwiderte Gordon mit gespielter Beiläufigkeit. Was exakt die Wahrheit ist, dachte er.
    »Ha! Gut informiert! Könnte ich nicht sagen – aber nicht, daß Sie es nicht getan haben. Wie sagte doch Bürgermeister Daley? ›Sauber werden ist nicht dasselbe, wie ein Bad zu nehmen‹. Ich will ja gar nicht, daß Sie Ihre Quellen offenlegen.«
    Erneut ertappte Gordon sich dabei, wie er an seinem Kragen herumfingerte, und er entdeckte, daß er den Knopf fast abgedreht hatte. In seiner New Yorker Zeit mußte seine Mutter jede Woche einen neuen annähen. In letzter Zeit war seine Rate niedriger geworden, aber heute…
    »Allerdings überrascht es mich, daß die Sowjets über solche Dinge reden«, murmelte Ramsey und dachte nach. Seine zusammengekniffene Augenpartie entspannte sich, er verfiel wieder ins Klischee des experimentierenden organischen Chemikers, der über ein Problem reflektiert. »Auf diesem Gebiet sind sie nicht sehr weit. Beim letzten Kongreß in Moskau hatte ich sogar den Eindruck, daß sie weit hinter uns liegen. Für ihren Fünfjahresplan haben sie die Kunstdüngerentwicklung vorangetrieben. Aber nichts von dieser Komplexität.«
    »Wieso tauchen die amerikanischen und englischen Markennamen auf?« fragte Gordon gespannt und lehnte sich in seinem Stuhl vor. »Dupont und Springfield. Und das hier: Folge wiederholter Anwendung in Landwirtschaft Amazonasbecken andere Regionen.«
    »Allerdings«, gab Ramsey zu. »Wirklich seltsam. Das hat wohl kaum

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