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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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etwas mit Kuba zu tun, oder meinen Sie etwa doch? Sonst haben die Russen nirgendwo in Südamerika ihre Finger im Spiel.«
    »Mhmm.« Gordon reagierte mit einem nachdenklichen Kopfnicken.
    Ramsey musterte sein Gesicht. »Ah, das ergibt vielleicht einen Sinn. Castro hat am Amazonas etwas vor. Eine Art heimlicher Entwicklungshilfe, um die Guerillas populärer zu machen? Das wäre eine Erklärung.«
    »Aber das scheint ein bißchen zu kompliziert. Ich meine, die anderen Teile über die Plankton-Neurohülle und so weiter.«
    »Das verstehe ich auch nicht. Vielleicht gehören sie gar nicht zu derselben Sendung.« Er blickte auf. »Können Sie keine bessere Aufnahme als die hier bekommen? Die Lauschstation…«
    »Ich fürchte, mehr ist nicht herauszuholen. Sie verstehen schon«, fügte er bedeutungsvoll hinzu.
    Ramsey schürzte die Lippen und nickte. »Wenn das Ministerium so großes Interesse hat, daß es Informationen auf diese Weise… Das spannt einen auf die Folter, was? Es muß schon einiges dran sein.«
    Achselzuckend entschloß sich Gordon, nichts mehr zu sagen. Es machte ihm Vergnügen, Ramsey zuzuhören, wie dieser sich in eine Mantel-und-Degen- Erklärung hineinredete, während Gordon ihm nicht einmal eine direkte Lüge vorsetzte. Als er in die Chemieabteilung gekommen war, war er darauf vorbereitet gewesen, alle Fakten auf den Tisch legen zu müssen.
    Inzwischen war ihm klar, daß ihn das nicht weiterbringen würde. Auf diese Weise kam er besser voran.
    »Gefällt mir«, sagte Ramsey entschlossen. Klatschend schlug seine Hand auf einen Stapel Prüfungsarbeiten auf seinem Schreibtisch. »Gefällt mir großartig. Ein verzwicktes Rätsel, und das Verteidigungsministerium ist interessiert daran. Da muß einfach etwas dahinterstecken. Meinen Sie, wir können Ausschüsse bekommen?«
    Gordon schreckte auf. »Nun, äh, ich… ich habe nicht…«
    »Okay, schon verstanden«, unterbrach Ramsey mit einem Kopfnicken. »Das Ministerium hat nicht die Absicht, für jeden hübschen Einfall in die Tasche zu greifen. Man will konkretes Material.«
    »Eine Anzahlung.«
    »Genau ein paar einführende Daten. Dann wird man eher bereit sein, diesen Gedanken zu verfolgen.« Er schien mehrere Pläne in seinem Gehirn zu wälzen. »Ich habe da eine Idee, wie wir anfangen könnten. Geht natürlich nicht sofort, verstehen Sie. Hier liegt noch einiges an Arbeit.« Entspannt lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und lächelte. »Schicken Sie mir eine Fotokopie rüber, dann werde ich alles noch einmal durchprüfen, okay? Rätsel wie dieses gefallen mir. Sie bringen ein wenig Schwung in den Laden. Freut mich, daß Sie zu mir gekommen sind und mich bei der Sache mitmachen lassen.«
    »Und ich bin froh, daß sie Ihr Interesse findet«, erwiderte Gordon mit leiser Stimme. Sein Lächeln war kühl und gezwungen.

 
– 13 –
14. Januar 1963
     
     
    Auf dem Weg durch die Pearl Street trat er alle paar Sekunden auf die Bremse, wenn rubinrote Heckleuchten warnend aufstrahlten. Von Tag zu Tag wurde der Straßenverkehr dichter.
    Zum erstenmal fühlte Gordon sich gereizt, weil andere Menschen zuzogen, die Landschaft verschlangen, dieses kleine Stück Paradies übervölkerten und ihn einengten. Jetzt, da er sich hier niedergelassen hatte und wohl fühlte, schien es sinnlos, das Land weiterzuentwickeln. Mit einem müden Lächeln reagierte er auf den Gedanken, daß er jetzt der Legion der wirklich Verpflanzten angehörte; jetzt war Kalifornien hier, andere Menschen stammten von dort. New, York war eine andere geistige Einstellung, weniger eine andere Stadt.
    Penny war nicht im Bungalow. Er hatte sie auf seine späte Heimkehr vorbereitet, weil im Hause Lakins eine Begrüßungs-Cocktailparty stattfand, und eigentlich hatte er erwartet, daß sie noch eine kleine Abendmahlzeit für ihn vorbereitet hätte. Er strich durch die Wohnung, unschlüssig, was er als nächstes tun sollte. Nach drei Glas Wein fühlte er sich beschwingt und rastlos. Er fand eine Dose Erdnüsse und verschlang sie. Pennys Papiere aus der Aufbauklasse, die sie unterrichtete, lagen unsortiert auf dem Eßtisch, als wäre sie eilig aufgebrochen, ohne sie wegzuräumen. Er runzelte die Stirn; das sah ihr gar nicht ähnlich. Am Rand der Aufsätze fand er ihre Handschrift: Absätze waren mit »Wischiwaschi« oder »diskussionswürdig« etikettiert, Großbuchstaben verkündeten »SATZBAU« oder »GR« – ein Hinweis auf einen grammatikalischen Fehler, hatte sie ihm erklärt, kein gereiztes

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