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Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Knurren. Über den Aufsatz eines Studenten mit dem Thema Kafka und Christus hatte sie geschrieben: »Ist King Kong für unsere Sünden gestorben?« Gordon überlegte, was das bedeuten mochte.
    Er entschloß sich, etwas Wein und ein paar Knabbereien einzukaufen. Eins würde er gewiß nicht: hier in der Wohnung auf sie warten. Auf dem Weg zur Tür bemerkte er einen Kleidersack, der an dem Lehnstuhl stand, in dem er gewöhnlich saß. Er zog an der Verschlußschnur, bis der Beutel sich öffnete. In ihm befand sich Männerkleidung. Gordons Miene verdüsterte sich.
    Aufgewühlt ging er erst einmal nicht zum Chevy, sondern nahm statt dessen den Weg zum Wind’n Sea-Strand. Große Brecher krachten auf die glatten Finger, die der Felsen ins Meer streckte. Wie lange, fragte er sich, könnten diese Felsen dem steten Nagen der Brandung widerstehen, die sich donnernd über sie ergoß? Ein Stück südlich hatten sich einige Teenager, braun wie Indianer, an der kleinen Pumpstation des städtischen Wasserwerks versammelt. Sie beobachteten die Brandung in lustloser Starre; einige saugten an kurzen Zigaretten. Ganz gleich, was er sie gefragt hatte, Gordon war es noch nie gelungen, mehr als drei Worte aus ihnen herauszubekommen. Rätselhafte Eingeborene, dachte er und wandte sich ab. Auf dem Rückweg zum Wagen entlang der Nautilus Street ging er unter Fichten, deren Stämme den Gehweg aufbrachen; der Beton schmiegte sich wie gefrorene Wellen an die harte, massive Borke.
    Er nahm die kurvenreiche Strecke durch die engen Straßen in Ufernähe. Winzige Häuser, fast puppengroß, nahmen sich gegenseitig Raum. Viele waren verschnörkelt oder protzten mit nutzlosen Kuppeln. Kringel und Gitterkonstruktionen konkurrierten mit den elefantenohrigen Begonien eines Nachbarn. Rosen drängten gegen üppige Bambusgewächse. Zierwerk jedes architektonischen Stils schien sich über die Häuser ergossen zu haben und klebte jetzt tropfig an ihnen. Die Straßen waren übersichtlich und still, sie brachten Ordnung in den Wirrwarr der Kulturen und Vergangenheiten, die in diesem Westentaschendorf angespült worden waren. La Jolla war ein Ort, wo alles auf andere Weise als in New York zusammentraf; hier harrte eine seltsame, verborgene Energie. Gordon gefiel es. Spontan nahm er die Kurve zur Camino de la Costa 6005. Das Haus, in dem Raymond Chandler in den 40ern und 50ern gelebt und gearbeitet hatte, war jetzt eine kleine Weihestätte mit einem gepflasterten Innenhof und einem ungeordneten Steingarten, der den Hügel hinter dem Gebäude hinaufwuchs. Sofort nachdem er Bogart in Tote schlafen fest zum erstenmal gesehen hatte, hatte er jeden Chandler-Roman gelesen; Penny hatte gesagt, dies sei eine Möglichkeit herauszufinden, was es mit Kalifornien auf sich hatte.
    Bei Albertson’s kaufte er Wein und in einem Getränkeladen nahe der Wall Street einen Karton mit verschiedenen Weißweinen. Der Parkettboden des Geschäfts speicherte die nachlassende trockene Hitze des Tages. Ein stämmiger, sonnengebräunter Mann betrachtete Gordons Buttondown-Hemd leicht amüsiert, während er die Flaschen einpackte. Als Gordon den Laden verließ, sah er Lakin aus einem Austin-Healey aussteigen. Hastig wandte er sich um und ging in die andere Richtung; im Zwielicht der Dämmerung hatte Lakin ihn wahrscheinlich gar nicht gesehen. Der Aufsatz über spontane Resonanz war, wie Lakin vorausgesagt hatte, problemlos von Physical Review Letters angenommen worden. Für Lakin schien die Angelegenheit damit abgeschlossen, Gordon jedoch verspürte immer noch das Unbehagen eines Mannes, der Schecks ausstellt, obschon er weiß, daß sein Konto überzogen ist. Er verstaute die klirrenden Flaschen im Kofferraum des Chevy und unternahm einen Spaziergang zum Valencia Hotel. In La Jolla gab es keine grell blinkenden Werbeschilder, keine Fabriken, Billardsäle, Schlote, Friedhöfe, Bahnstationen oder Imbißstuben, die das Stadtbild beeinträchtigten. Das Valencia warb nur mit einem schlichten Schriftzug. Auf der Veranda spielten zwei Frauen mittleren Alters Canasta und plapperten dabei ohne Unterlaß. Sie trugen bauschige Kleider aus kunstvoll bedruckten Stoffen, schwere Metallhalsketten, und an jeder Hand prunkten mindestens drei Ringe. Die beiden Männer, die mit ihnen spielten, wirkten älter und müde. Wahrscheinlich vom Unterschreiben vieler Schecks erschöpft, dachte Gordon und ging an ihnen vorbei in die Empfangshalle. Aus der Hotelbar drang das Summen vieler Gespräche. Er ging an den

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