Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitschaft

Zeitschaft

Titel: Zeitschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
Vom Netzwerk:
aufgereihten Rattanmöbeln vorbei in den kleinen Ruheraum am Ende der Halle; von dort aus blickte er gerne auf die kleine Bucht hinab. Ellen Browning Scripps hatte erkannt, was die Landraffer der Stadt antaten, und um die Bucht eine glatte Rasenfläche angelegt, so daß nicht nur die Reichen dem trägen Spiel der Dünung zuschauen konnten. Als Gordon dort saß, strahlten die Scheinwerfer auf; weiße Mauern mahlenden Wassers ragten aus dem Dunkel des Meers empor. Gordons seltene Ausflüge in den Pazifik hatten stets in den halbmondförmigen Buchten dort unten begonnen. Ein Stück vom Ufer entfernt war ein Felsstreifen, auf dem man stehen und sich über die schwappenden Wellen erheben konnte. Der Steingrund war schlüpfrig, aber er blickte von dort aus gern aufs Land, das von unbeständigem Stuck, Holz und weißgetünchten Flächen überzogen war; aus dieser Entfernung, so schien es ihm, gewann er eine feste Perspektive. Chandler hatte gesagt, es wäre eine Stadt voller alter Menschen und ihrer Eltern, aber nie hatte er das Meer und seine erbarmungslosen, donnernden Brecher erwähnt, die durch die langen Wellenzüge gischteten und das Ufer zerfraßen. Es war, als käme eine unbemerkte Kraft von jenseits des Horizonts, aus Asien, und nagte an diesem heimeligen Schlupfwinkel des amerikanischen Kontinents. Klobige Wellenbrecher versuchten dagegen anzukämpfen, aber Gordon konnte nicht verstehen, wieso sie überdauerten. Die Zeit würde das alles fortspülen.
    Als er durch die Halle zurückging, war das Gemurmel aus der Bar etwa einen Drink lauter als vorher. Eine Blondine warf ihm einen aufmunternden Blick zu, doch als sie erkannte, daß er ihr Interesse nicht erwiderte, verhärtete sich ihr Gesicht, und sie wandte sich wieder ihrer Illustrierten zu. Im Tabakgeschäft am Girard kaufte er ein Taschenbuch für 35 Cents und blätterte beim Hinausgehen die Seiten vor seiner Nase auf; sie trugen immer den süßen Humusgeruch einer Pfeifentasche.
    Er schloß die Tür ihres Bungalows auf. Auf der Couch saß ein Mann und goß Bourbon in ein Wasserglas.
    »Oh, Gordon«, sagte Penny. Ihre Stimme trällerte, als sie von dem Sessel neben dem Fenster aufstand. »Das ist Clifford Brock.«
    Der Mann erhob sich. Er trug Khakihosen und ein braunes Wollhemd mit zuknöpfbaren Taschen. Seine Füße waren nackt, Gordon sah ein Paar Sandalen neben dem Kleiderbeutel an der Couch liegen. Clifford Brock war hochgewachsen und muskulös. Ein gemächliches Grinsen verengte seine Augen, als er sagte: »Angenehm. Hübsch haben Sie’s hier.«
    Murmelnd erwiderte Gordon den Gruß. »Cliff ist ein alter Kumpel von der High-School«, sagte Penny vergnügt. »Er hat mich damals zum Rennen nach Stockton mitgenommen.«
    »Aha«, entgegnete Gordon, als erklärte dies vieles.
    »Ein Schlückchen Old Granddad?« Mit eingefrorenem Grinsen auf dem Gesicht bot Cliff ihm die offene Flasche an.
    »Nein, nein, danke. Ich habe gerade Wein eingekauft.«
    »Hab’ ich auch da«, sagte Cliff und zog einen Gallonkrug unter dem Tisch hervor.
    »Ich war mit ihm unterwegs, um etwas zu trinken zu kaufen«, erklärte Penny. Kleine Schweißperlen standen auf ihrer Stirn. Gordon betrachtete den Weinkrug. Rotwein von Brookside, den sie gewöhnlich zum Kochen nahmen.
    »Ich hole erst mal die anderen Flaschen aus dem Wagen«, sagte er, um Cliffs Angebot auszuweichen. Er ging in die kühle Abendluft hinaus und trug den Wein herein. Einige Flaschen verstaute er im Regal, den Rest im Kühlschrank. Eine entkorkte er und goß sich ein Glas ein. Penny stellte Teller und eine Schüssel mit Bohnen auf den Tisch und hörte Cliff zu.
    »Warst du lange auf der Lakin-Party?« fragte sie, als Gordon sich in ihren Boston-Schaukelstuhl setzte.
    »Nein, ich habe unterwegs nur haltgemacht, um ein paar Sachen einzukaufen. Wein. Die Party war wieder nur ein gegenseitiges Schulterklopfen.« Die Vorstellung, daß Roger Isaacs oder Herb York einem hochgeachteten Philosophen auf die Schulter klopfte, paßte eigentlich nicht ins Bild, aber Gordon ließ es so stehen.
    »Wer war da?« fragte Penny mit pflichtgemäßem Interesse. »Wen haben sie rekrutiert?«
    »Ein marxistischer Kritiker, meinte jemand. Er hat eine Menge gequasselt, aber viel habe ich nicht damit anfangen können. Über unsere Unterdrückung durch den Kapitalismus und wie wir daran gehindert werden, unsere wahren schöpferischen Kräfte zu entfalten.«
    »Die Unis ziehen sich immer mehr Rote an Land«, sagte Cliff mit eulenhaftem

Weitere Kostenlose Bücher