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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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– und Besorgnis wegen der Vernichtung meines einzigen Auswegs aus
    dem Jahr 1938! Ich schüttelte steif den Kopf.
    »Wir brauchen Sie, um mehr von der Substanz herzustellen, die Sie Plattnerit nennen – Tonnen davon – zeigen Sie uns, wie es gemacht wird!« verlangte Wallis.
    Glaubte er also, daß ich das Plattnerit hergestellt hätte?... Ich behielt diesen Gedanken für mich. »Wir wollen Ihre Zeitmaschinen-Technologie verwenden«, fuhr er fort, »und sie weiterentwickeln – Nutzanwendungen erschließen, die Sie sich nicht einmal in Ihren kühnsten Träumen vorstellen können... Es ist die aufregendste technische Herausforderung, die man sich nur denken kann – und sie steht im
    Dienste der Kriegsanstrengungen.
    Mit einem ZVF könnte man die Geschichte bombardieren und ihren Verlauf ändern – genauso wie mein Plan zur Umleitung des Rheins! Warum nicht? – wenn es möglich ist, sollte es auch getan werden.«
    »Die Geschichte bombardieren?«
    »Bedenken Sie – man könnte zurückgehen und im Frühstadium des Krieges ein—
    greifen. Oder ein Attentat auf Bismarck durchführen – warum nicht? Wäre doch ein Riesending – und den Aufmarsch der Deutschen von vornherein unterbinden.
    Begreifen Sie, Sir? Eine Zeitmaschine ist eine Waffe, gegen die es keine Verteidigung geben kann. Wer als erster eine einsatzfähige Zeitverschiebungstechnologie entwickelt, wird zum Herren der Welt – und dieser Herr muß Großbritannien
    sein!«
    Seine Augen leuchteten, und sein hochfliegender Enthusiasmus für all diese Vernichtung und Macht mißfiel mir immer mehr.

Das Hochland der Zukunft
    Wir erreichten den Lancaster Walk und marschierten wieder zur Südgrenze des
    Parks zurück. Nach wie vor wurden wir von unseren diskreten Soldaten flankiert.
    »Erzählen Sie mir mehr davon, was geschehen wird, wenn Großbritannien und
    seine Alliierten diesen Zeitkrieg gewinnen – erzählen Sie mir von Ihrem ›Hochland der Zukunft‹.«
    Er rieb sich die Nase und schaute unsicher drein. »Ich bin kein Politiker, Sir. Ich kann nicht...«
    »Schon klar. Sagen Sie es in Ihren eigenen Worten.«
    »Na schön.« Er sah zur Kuppel auf. »Zunächst – dieser Krieg zerstört eine Men-ge unserer schönen Illusionen, wissen Sie.«
    »Er zerstört?« Das war aber ein ominöser Auftakt – und meine Befürchtungen
    wurden auch sofort bestätigt!
    »Zum einen die Illusion der Demokratie. Sehen Sie, es steht nun mal fest, daß es keinen Sinn hat, die Leute zu fragen, was sie wollen. Man muß zuerst einmal dar-
    über nachdenken, was sie wollen sollten, um die Gesellschaft zu bewahren. Dann muß man ihnen sagen, was sie wollen, und dafür sorgen, daß sie es auch bekommen.
    Ich weiß, daß sich das aus der Perspektive Ihres Jahrhunderts seltsam anhört«, konzedierte er, »aber das ist modernes Denken – und ich habe vorhin im Phonographen gehört, daß Ihr berühmter Freund die gleichen Ansichten vertritt! – und er stammt doch auch aus Ihrer Zeit, richtig?
    Ich verstehe nicht viel von Geschichte, aber ich habe den Eindruck, daß die modernen Staaten, die sich in Großbritannien und Amerika entwickeln – die Gesell-schaftsform, die wir mit dem Rest der Welt teilen wollen – eher den Republiken der Antike vergleichbar sind – Karthago, Athen, Rom – die ja im Grunde aristo-kratisch waren. Wir haben zwar noch immer Parlamentsmitglieder, aber sie werden nicht mehr durch eine so heikle Sache wie das allgemeine Wahlrecht nominiert.
    Und das ganze alte Theater mit der Opposition – nun! Das haben wir alles abgeschafft. Sehen Sie, Leute wie wir wissen, daß die meisten Angelegenheiten eben nicht mit der gleichen Legitimität von zwei Seiten betrachtet werden können. Es ist Unsinn, zu behaupten, daß es doch möglich sei. Es gibt nur einen richtigen Weg und unendlich viele falsche Wege, eine Sache zu tun. Entweder versucht es eine Regierung auf die richtige Art, oder sie ist kriminell. So einfach ist das. Die Opposition der Vergangenheit war überwiegend nur eine stümperhafte Sabotage, von Karrieristen durchgeführte Störmanöver. Und diese Sabotage muß aufhören. Diese ganzen verworrenen Ideen müssen ausgemerzt werden.
    Und manche jüngeren Leute gehen noch viel weiter, was ihre Vorstellungen hinsichtlich der Zukunft betrifft. So behaupten sie zum Beispiel, daß die Familie sich auflöst. Sie war, wenn Sie so wollen, die gesellschaftliche Keimzelle in unserer landwirtschaftlich dominierten Vergangenheit. Aber jetzt, in unserer modernen Welt,

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