Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
Eindruck, daß in den Herzen der Menschen ein fundamentaler Konflikt tobte. Er wurde von den Kräften seiner eigenen Natur fortgerissen – mehr als die sonstige Menschheit, die ich im Verlauf der evolutionären Strömungen gesehen habe, welche seit der Ära der Urmeere die Menschheitsgeschichte durchziehen –, und doch gab es hier diese brillanten jungen Briten und Amerikaner, im Krieg gestählt und entschlossen, die Natur zu planen, zu kontrollieren und zu bekämpfen sowie sich selbst und ihre Mitmenschen in einen Zustand der Stasis, ein gefrorenes Utopia, zu versetzen!
    Ich wußte, daß ich als Bürger dieses sogenannten Modernen Staates bald zu einem dieser protestierenden Geister geworden wäre, die sich in seinem gnadenlos gütigen Griff wanden.
    Doch selbst als mir diese Gedanken kamen, fragte ich mich im tiefsten Herzen, wie weit ich mich wohl Wallis' Ansichten angeschlossen hätte – über diesen Modernen Staat, mit seinen Kontrollen und Planungen –, bevor meine Zeitreisen mir die Augen für die Grenzen der Menschheit geöffnet hatten. »Übrigens, Nebogipfel«, sagte ich, »ich bin auf einen alten Freund von dir gestoßen – Kurt Gödel...«
    Und der Morlock stieß ein seltsames, gurgelndes Wort in seiner Muttersprache aus; er wirbelte auf seinem Stuhl herum und erhob sich in einer schnellen, fließenden Bewegung, die ihm eher einen animalischen als menschlichen Charakter verlieh. Filby wurde blaß, und Moses verstärkte den Griff um das Buch, das er in der Hand hatte.
    »Gödel — ist er hier?«
    »Ja, er ist in der Kuppel. Er ist nicht einmal eine Viertelmeile von hier entfernt –
    im Imperial College.« Ich beschrieb ihnen die Nachrichtensendung, die ich gesehen hatte.
    »Ein Kernreaktor. Das ist es«, zischte Nebogipfel. »Jetzt verstehe ich. Er ist der Schlüssel – Gödel ist der Schlüssel zu allem. Ich muß ihn treffen, mit seinen Erkenntnissen über rotierende Universen...«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    »Schau: willst du dieser fürchterlichen Historie entkommen?«
    Das wollte ich – natürlich wollte ich das! – gleich aus tausend Gründen: um diesem schrecklichen Konflikt zu entfliehen, zu versuchen, nach Hause zu kommen und der Zeitreise einen Riegel vorschieben, bevor der Wahnsinn des Zeitkrieges sich etablieren konnte... »Natürlich will ich das. Aber dazu brauchen wir eine Zeitmaschine.«
    »Ja. Deswegen mußt du uns mit Gödel zusammenbringen. Du mußt. Jetzt erkenne ich die Wahrheit.«
    »Welche Wahrheit?«
    »Barnes Wallis hat sich hinsichtlich der Deutschen geirrt. Ihre Zeitmaschine ist mehr als nur eine Drohung. Sie haben sie schon gebaut!«
    Jetzt waren wir alle aufgesprungen und redeten wild durcheinander. »Was?«
    »Was sagst du da?« »Wie...?«
    »Wir befinden uns bereits in einer Version der Geschichte«, referierte der Morlock, »die von den Deutschen konstruiert worden ist.«
    »Woher willst du das wissen?« hakte ich nach.
    »Meine Kenntnisse der Vorgänge im zwanzigsten Jahrhundert sind nur lückenhaft«, ewiderte er. »Aber ich glaube mich zu erinneren, daß es keinen derartigen Krieg in Europa gab, der sich über mehrere Jahrzehnte hinzog. In meiner Geschichte gab es wohl 1914 einen Krieg – aber er endete schon 1918 mit einem Sieg der Alliierten über Deutschland. 1939 brach ein neuer Konflikt aus, aber da hatte Deutschland eine andere Staatsform. Und...«
    Ich fühlte mich irgendwie komisch – schwindelig – und zog einen Stuhl herbei und setzte mich hin.
    Filby schaute schockiert drein. »Diese verdammten Deutschen – ich kann euch
    sagen! Ich habe euch doch gesagt, daß sie nur Ärger machen!«
    »Ich frage mich, ob diese letzte Schlacht, von der Filby erzählt hat – die Kaiserschlacht – irgendwie zugunsten der Deutschen manipuliert wurde«, sinnierte Moses. »Vielleicht durch die Ermordung eines alliierten Kommandeurs...«
    »Die Bombardierung von Paris«, fragte der völlig konsternierte Filby, »könnte es das gewesen sein?«
    Ich erinnerte mich an Wallis' Horrorgeschichten über deutsche Soldaten, die in die britische Geschichte einfielen... »Was sollen wir tun? Wir müssen diesen fürchterlichen Zeitkrieg beenden!«
    »Bring uns zu Gödel«, verlangte der Morlock.
    »Aber warum?«
    »Weil es nur Gödel gewesen sein kann, der das deutsche Plattnerit hergestellt hat!«

Imperial College
    Nach dem Mittagessen wollte Wallis mich wieder sehen. Er begann sofort, mich zu einer Entscheidung hinsichtlich einer Mitarbeit an seinem Projekt zu

Weitere Kostenlose Bücher