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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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»Tut mir leid«, meinte er. »Vielleicht hätten sie mich überhaupt nicht hierherschicken sollen – ich vergesse immer wieder, daß du ja gar nicht weißt, was los ist! Ich bin wirklich zu einem alten Penner geworden, fürchte ich. Schau – ich muß dir sagen, daß wir uns seit 1914 im Krieg befinden.«
    »Krieg? Mit wem?«
    »Nun, mit den Deutschen natürlich. Mit wem denn sonst? Und es ist wirklich ei-ne schreckliche Sache...«
    Diese Worte, dieses Streiflicht eines durch vierundzwanzig Jahre Krieg verdü-
    sterten zukünftigen Europas, ließen mir das Mark in den Knochen gefrieren!

In die Zukunft
    Wir kamen in eine Kammer mit einer Seitenlänge von vielleicht zehn Fuß; sie war nur wenig mehr als eine mit der Innenwandung des 'Nauts verschraubte Metallkiste. Eine einzelne elektrische Lampe glühte an der Decke, und die Wände waren mit Leder verkleidet, was die metallische Düsternis des Forts milderte und den Lärm der Maschinen dämpfte – obwohl ein noch tieferes Pochen aus der Struktur des Fahrzeugs wahrgenommen werden konnte. Es gab sechs Stühle – schlichte
    Lehnstühle –, die mit dem Boden verschraubt und mit Ledergurten versehen waren; außerdem einen kleinen Schrank.
    Filby winkte uns zu den Stühlen. »Ihr solltet euch festbinden«, sagte er. »Dieser Unfug mit dem Hürdenlauf durch die Zeit ist ziemlich schwindelerregend.«
    Moses und ich setzten uns gegenüber. Ich legte die Gurte locker an; Nebogipfel hatte einige Probleme mit den Schnallen, und die Gurte schlackerten um ihn herum, bis Moses ihm half, sie straffzuziehen.
    Filby kam auf mich zugetrottet, wobei er etwas in der Hand hielt; es war eine Tasse Tee auf einer gesprungenen Untertasse, mit einem kleinen Keks am Rand.
    Ich mußte einfach lachen. »Filby, die Wendungen des Schicksals überraschen mich immer wieder. Da sind wir nun hier, kurz vor einer Reise durch die Zeit mit diesem bedrohlichen mobilen Fort – und du servierst uns Tee und Kekse!«
    »Nun, dieses Geschäft ist selbst mit den Annehmlichkeiten des Lebens schwierig genug. Du müßtest das doch eigentlich wissen!«
    Ich nahm einen Schluck Tee; er war lauwarm und ziemlich fade. Solcherart gestärkt fühlte ich mich, völlig unmotiviert, zu Unfug aufgelegt – im nachhinein glaube ich, daß mein geistiger Zustand etwas angeschlagen gewesen sein mußte, und ich wollte mich weder meiner eigenen Zukunft noch den düsteren Aussichten dieses Krieges im Jahre 1938 stellen. »Filby«, provozierte ich ihn, »kommt dir denn bei meinen Begleitern nichts... äh... seltsam vor?«
    »Seltsam?«
    Ich stellte ihm Moses vor – und dem armen Filby fielen fast die Augen aus dem Kopf, wobei er sich Tee über das Kinn sabberte.
    »Und genau das ist der eigentliche Schock der Zeitreise«, sagte ich zu Filby.
    »Vergiß das ganze Geschwätz vom Ursprung der Arten oder der Bestimmung der
    Menschheit – wenn du dir erst einmal selbst als jungem Mann gegenüberstehst, erkennst du die ganze schockierende Tragweite der Sache!«
    Filby befragte uns etwas länger zu diesem Aspekt unserer Identität – der gute alte Filby – skeptisch bis zuletzt! »Ich dachte eigentlich, daß ich in meinem Leben schon genug Veränderungen und Wunder gesehen hätte, sogar ohne diesen Zeitrei-sekram. Aber jetzt – na gut!« Er seufzte, und ich vermutete, daß er in seinem langen Leben wohl schon etwas zuviel gesehen hatte, der arme Kerl; er hatte schon immer zu einer gewissen mentalen Müdigkeit geneigt, bereits als junger Mann.
    Ich beugte mich vor, soweit es meine Einschnürung erlaubte. »Filby, ich kann kaum glauben, daß die Menschen so tief gesunken sind – so blind geworden sind.
    Nun, aus meiner Perspektive klingt euer verdammter Krieg der Zukunft ganz nach dem Ende der Zivilisation.«
    »Für einen Menschen unserer Zeit«, erwiderte er feierlich, »mag das wohl so
    sein. Aber diese jüngere Generation, die mit nichts anderem als Krieg aufgewachsen ist, die niemals die Sonne auf dem Gesicht spüren konnte, ohne Angst vor Luft-Torpedos haben zu müssen – das ist etwas anderes! Ich glaube, daß sie sich mehr oder weniger daran gewöhnt haben; es ist, als ob wir uns in eine unterirdische Spezies verwandelten.«
    Ich konnte mir einen Seitenblick auf den Morlock nicht verkneifen.
    »Filby, wozu diese Mission durch die Zeit?«
    »Es geht weniger um dich als vielmehr um die Maschine. Sie mußten sich die Konstruktion der Zeitmaschine sichern, verstehst du?« begann Filby. »Die Zeit-Technologie ist für die

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