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Zeitschiffe

Zeitschiffe

Titel: Zeitschiffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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hätte ich mir vorstellen können, einmal mein eigenes heimatliches England in einem solchen Zustand zu sehen!
    »Großer Gott«, sagte Moses. »Was für eine Katastrophe – welch eine Zerstö-
    rung! Ist England aufgegeben worden?«
    »O nein«, dementierte der Soldat energisch. »Aber Orte wie dieser sind einfach nicht mehr sicher. Das Gas und die Lufttorpedos – die meisten Menschen sind ge-flüchtet, in die Kuppeln, müssen Sie wissen!«
    »Aber es ist alles so heruntergekommen, Filby«, wandte ich ein. »Was ist aus dem Kampfgeist unserer Leute geworden? Wo ist der Wille, sich an die Arbeit zu machen und alles wieder aufzubauen? Es wäre nämlich zu schaffen, wißt ihr...«
    Filby legte eine behandschuhte Hand auf meinen Arm. »Eines Tages – wenn dieser verdammte Krieg vorbei ist – werden wir alles wieder aufbauen. Nicht wahr?
    Und es wird genauso werden wie zuvor. Aber jetzt...« Seine Stimme brach ab, und ich hätte mir gewünscht, seinen Gesichtsausdruck sehen zu können. »Kommt weiter«, sagte er. »Wir verschwinden besser aus dem offenen Gelände.«
    Wir ließen den Raglan zurück und eilten die Straße entlang zum Stadtzentrum: Moses, Nebogipfel und ich, zusammen mit Filby und den beiden Soldaten. Unsere Begleiter aus dem Jahre 1938 liefen irgendwie geduckt, mit ständigen, nervösen Blicken zum Himmel. Ich registrierte erneut, daß Bond auf dem linken Bein stark hinkte.
    Sehnsüchtig blickte ich zum Juggernaut zurück, denn in seinem Innern war meine Zeitmaschine – meine einzige Möglichkeit zur Heimkehr, weg von diesem be—
    ginnenden Alptraum aus Multiplen Historien – aber ich wußte, daß ich jetzt keine Chance mehr hatte, an die Maschine zu kommen; ich konnte einfach nur die weitere Entwicklung abwarten.
    Wir gingen die Hill Street entlang und bogen dann in die George Street ein. Hier war nichts von der Geschäftigkeit und Eleganz zu sehen, durch die sich diese Ein-kaufsstraße zu meiner Zeit ausgezeichnet hatte. Die Kaufhäuser, wie z. B.
    Gosling's & Wright's, waren mit Brettern zugenagelt, und sogar die Planken, welche die Fenster bedeckten, waren im Lauf der Jahre durch das Sonnenlicht ausgebleicht worden. Ich sah, daß eine Ecke des Schaufensters von Gosling's aufgebrochen worden war, vermutlich von Plünderern; das dadurch entstandene Loch sah aus, als ob es von einer menschlichen Ratte genagt worden wäre. Wir passierten einen niedrigen Unterstand mit einer dunklen Abdeckung, daneben einen Pfosten mit Karomarkierungen und eine Glasscheibe, die jetzt aber zerbrochen war. Dieser Unterstand wirkte auch verlassen, und der kräftige gelbschwarze Anstrich der Säule blätterte schon ab.
    »Das ist ein Bunker zum Schutz vor Luftangriffen«, erklärte mir Filby in Beantwortung meiner entsprechenden Frage. »Eine der früheren Ausführungen. Ziemlich unzureichend – wenn jemals ein Volltreffer eingeschlagen wäre... nun! Und die Markierungen an dem Pfosten weisen auf ein Depot hin, das mit Atemgeräten und Gasmasken ausgerüstet ist. Sie wurden kaum gebraucht, bevor der allgemeine
    Rückzug in die Kuppeln begann.«
    »Luftangriffe... Das ist keine schöne Welt, Filby.«
    Er seufzte. »Sie haben Lufttorpedos, weißt du. Die Deutschen, meine ich. Fliegende Maschinen, die einen einhundertneunzig Meilen entfernten Ort ansteuern, eine Bombe abwerfen und zurückkehren können! – alles mechanisch, ohne
    menschliche Eingriffe. Es ist eine Welt der Wunder, denn der Krieg ist eine enorme Motivation für den Erfindungsgeist. Es wird dir hier gefallen!«
    »Die Deutschen...«, sagte Moses. »Seit Bismarck hatten wir nichts als Ärger mit den Deutschen. Ist dieser alte Schuft denn immer noch am Leben?«
    »Nein, aber er hat würdige Nachfolger gefunden«, meinte Filby grimmig.
    »Bismarck«, fuhr Moses fort: »Sicher der ordinärste und primitivste Mann, der jemals groß geworden ist, mit einer ausgeprägten Bauernschläue. Ihn interessierte nichts außer Deutschland – ein größeres, mächtigeres Deutschland; darüber hinaus hatte er keine Ideen oder Vorstellungen. Und dennoch war er der einflußreichste Mann der Welt...«
    »Und ganz Europa«, sagte Nebogipfel in monotonem und emotionslosem Tonfall, »hat ihm seine Kinder geopfert.«
    Darauf wußte ich nichts zu sagen. Aus meiner Perspektive, die jetzt von Moses abgekoppelt war, schien selbst ein solcher Rohling wie Bismarck kaum den Verlust eines einzigen Menschenlebens zu rechtfertigen.
    In atemlosen Bruchstücken erzählte mir Filby von

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