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Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)

Titel: Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cristin Terrill
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diesem Teil von D . C. verbringe.
    Wir fahren quer durch die Stadt, während die Sonne aufgeht, und beide Jungs schweigen. Ich versuche, so unauffällig wie möglich durch das Fenster die Straßen um uns her zu betrachten. Nebliges, graues Licht kriecht durch Columbia Heights und beleuchtet die verrammelten Ladenfronten und das rissige Straßenpflaster. Es lässt die Leute, die auf den Straßen herumlungern, nach Hause huschen, wie Ratten, die nach einem Loch suchen, in dem sie sich bis Einbruch der Dunkelheit verstecken können. Einige Straßen sind nicht übel. Die Hauptverkehrsstraße ist gesäumt von Kettenrestaurants und Klamottenläden, aber wenn man sich ein paar Blocks von Starbucks und Gap entfernt, betritt man das Territorium der Gangs.
    Ja, hier sind wir bestimmt viel sicherer.
    Finn dirigiert Morris zu seinem Haus, und immerhin könnte es schlimmer sein. Gresham Place ist nicht Georgetown, aber es ist auch nicht ganz die Serienkillergegend, die wir vor einigen Blocks passiert haben. Finns kleines Reihenhaus könnte dringend einen neuen Anstrich vertragen, und der Rasen wuchert wild vor sich hin, aber es gibt keine Gitter vor den Fenstern, und auf der winzigen Veranda stehen eine Bank und zwei Stiefmütterchentöpfe.
    »Trautes Heim, Glück allein«, sagt Finn gepresst, während Morris das Auto am Straßenrand parkt.
    James und ich folgen ihm die Verandastufen hinauf ins Haus. Das Licht ist aus, aber in dem spärlichen Sonnenlicht, das die Jalousien durchlassen, kann ich sehen, dass das Haus abgewohnt und beengt und überladen ist. Kein Möbelstück passt zum anderen, und praktisch auf jeder Oberfläche findet sich etwas, das nicht dort sein sollte: ein Stoß alter Zeitungen, eine halb volle Tasse Kaffee, ein getragener Pullover. Im Spülbecken türmt sich schmutziges Geschirr, und auf dem Sofa liegt ein Stapel zusammengelegter Wäsche, als hätte jemand den Pause-Knopf in seinem Leben gedrückt. So etwas könnte bei mir zuhause nie passieren. Selbst wenn es Luz nicht gäbe, glaube ich, dass es meine Mutter verrückt genug machen würde, um selbst aufzuräumen. Oder zumindest dafür zu sorgen, dass ich es tue.
    »Sorry für das Chaos«, murmelt Finn, während er einen Haufen ungeöffnete Post in eine Schublade stopft und eine Handvoll Krümel von der Arbeitsplatte ins Spülbecken wischt.
    »Alles bestens«, sagt James. Ich kann nichts sagen. Ich versuche, nicht der schreckliche Snob zu sein, für den Finn mich hält, aber ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der so lebt. Das ganze Haus würde praktisch in unser Wohnzimmer passen. Ich stelle mir vor, was Tamsin und Sophie sagen würden, wenn sie es wüssten.
    »Finn, Schatz, bist du das?«, ruft eine Stimme aus einem anderen Zimmer.
    »Ja, Mom!«
    »Kannst du mir mal helfen? Dein Vater ist heute ganz früh schon zur Arbeit gerufen worden.«
    Finn sieht uns kaum an. »Bin gleich wieder da.«
    Als er weg ist, drehe ich mich zu James, der den Stapel Wäsche beiseiteschiebt, sodass er sich auf das Sofa setzen kann. »Wusstest du, dass Finn hier wohnt?«
    Er schüttelt den Kopf. »Er hat mir nie etwas gesagt, wir waren immer bei mir. Ich wusste, dass seine Familie nicht so viel Geld hat wie wir, aber ich dachte nicht, dass es so schlimm ist.«
    Ich hocke mich auf die Armlehne neben ihm. »Wie können sie es sich leisten, ihn an die Sidwell zu schicken? Selbst wenn sie finanzielle Unterstützung kriegen?«
    »Er hat ein Stipendium. Er wollte nicht, dass irgendjemand davon erfährt.«
    »Du meinst, dass Finn schlau ist?«, frage ich und meine es nur halb im Scherz.
    »Ich kaschiere das ziemlich gut, was?«, fragt Finn, der gerade um die Ecke ins Wohnzimmer kommt. In seinem Grinsen verbirgt sich eine scharfe Kante, wie die Klinge eines Messers. »James, du kannst mein Zimmer haben.«
    »Nein, schon okay«, sagt James. »Ich will dich nicht aus deinem eigenen Zimmer vertrei…«
    »Ich bestehe darauf, also halt die Klappe, okay? Erste Tür links.«
    James seufzt. »Na gut. Nur ein paar Stunden. Dann gehe ich zurück ins Krankenhaus.«
    »Natürlich.«
    James steht auf, und ich will es ihm schon gleichtun und ihn umarmen, als ich bemerke, dass Finn mich beobachtet. Ich bin plötzlich befangen und verkneife es mir.
    »Gute Nacht«, sage ich.
    »Gute Nacht.« Eine Sekunde lang sieht es so aus, als wollte James noch etwas sagen, aber dann dreht er sich um und geht.
    Finn hebt den Deckel der Holztruhe hoch, die als Couchtisch dient, und holt einen Haufen Kissen und

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