Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)
Schale.
»Wir wohnen ja fast schon hier«, sagt Finn. »Wenn Sie also mal wollen, dass wir Sie eine Weile ablösen …?«
Der Polizist lacht. »Klingt verlockend. Ich geb euch Bescheid.«
Er winkt uns nacheinander durch den Metalldetektor und gibt mir das Telefon zurück.
»Machen Sie’s gut«, sagt Finn.
Der Polizist nickt uns zu. »Gleichfalls.«
»Das lief doch ganz gut«, sage ich, während wir zum Aufzug gehen. »Wenn jetzt nur noch Vivianne und James genauso wenig auf Marina und Finn achten würden wie die Polizisten am Eingang.«
»Wir werden uns beeilen«, sagt Finn, »sodass sie so schnell gar nicht merken, dass etwas nicht stimmt. Außerdem, was sollen sie schon groß machen? Die anderen Klamotten und die etwas älteren Gesichter sehen und sagen: ›Hey, das müssen Marina und Finn aus der Zukunft sein! Haltet sie auf!‹«
»Stimmt auch wieder.«
»Wir müssen nur für eine Sekunde an James rankommen«, sagt er. »Wir sind immer noch genug Marina und Finn, dass das kein Problem sein dürfte.«
Wir gehen den Flur entlang und werfen im Vorbeigehen einen Blick in jeden Behandlungsraum. Sie sind alle besetzt. Am Ende des Flurs ist ein Trinkwasserbrunnen, und ich tue so, als würde ich trinken, während Finn sich an die Wand neben mir lehnt.
»Du bist aber sehr durstig, dafür, dass du nur so tust«, sagt er.
»Ich warte darauf, dass eines der Untersuchungszimmer frei wird«, sage ich. »Dann trink du jetzt.«
Wir tauschen den Platz. Finn trinkt, und ich behalte die Türen der Behandlungsräume im Auge. Wir können schließlich nicht hineinspazieren und um eine Klinge oder eine Nadel bitten, deshalb müssen wir uns in einen leeren Raum schleichen.
Plötzlich geht eine Schwingtür ein paar Meter von uns entfernt auf, und ein Arzt und eine Schwester schieben einen Mann mit aschfarbenem Gesicht im Rollstuhl heraus. Sein gebrochenes Bein sieht so schlimm aus, dass selbst ich ein wenig blasser werde. Sie bringen ihn zum Aufzug, der sie zweifelsohne in die Chirurgie hinauffahren wird, damit man sein Bein richtet. Finn sieht mich an und nickt, dann geht er zu dem Raum, den sie eben verlassen haben. An der Tür bleibt er abrupt stehen, weicht dann zurück und winkt mich heran.
Ich gehe zu ihm und sehe, dass noch eine Schwester im Untersuchungszimmer ist, sie räumt auf. Ich mache einen Schritt vorwärts, während sich Finn neben der Schwingtür flach an die Wand drückt.
»Schwester, entschuldigen Sie bitte«, sage ich.
Sie sieht hoch. »Ja?«
»Können Sie mir helfen?« Ich lasse meine Stimme zittern.
Sie kommt näher. »Was ist denn?«
»Mein Dad.« Ich tue so, als würde ich mir eine Träne aus dem Auge wischen. »Mein Dad hatte einen Herzanfall, und ich glaube, dass sie ihn hierher gebracht haben, aber ich weiß nicht, wo er ist …«
Die Schwester geht auf mich zu, tritt auf den Flur, und der Raum ist leer. Hinter ihrem Rücken schlüpft Finn lautlos hinein.
»Gehen Sie einfach zur Anmeldung«, sagt sie und nickt in die entsprechende Richtung. »Dort wird man Ihnen weiterhelfen.«
»Wo?«, frage ich.
»Da drüben.« Sie zeigt hinüber. »Sehen Sie die Theke mit den Computern und den Schwestern?«
Hinter ihr hat Finn ein Tablett mit chirurgischem Besteck neben dem Bett gefunden und nimmt ein Skalpell. Es blitzt im Schein der Deckenbeleuchtung auf, als er es in seinem Ärmel verschwinden lässt.
»Ach, natürlich«, sage ich. »Tut mir leid. Ich bin so dumm.«
»Schon gut, meine Liebe.«
Finn bewegt sich auf die Tür zu, und ich umarme die Schwester. Sie erstarrt vor Überraschung, schiebt mich aber nicht weg.
»Vielen, vielen Dank«, sage ich weinerlich. Unterdessen schleicht Finn aus dem Raum auf den Flur und geht in der entgegengesetzten Richtung davon. »Ich weiß Ihre Hilfe wirklich zu schätzen.«
Die Schwester tätschelt meinen Rücken und entzieht sich mir. »Gern geschehen, meine Liebe. Passen Sie auf sich auf.«
Sie kehrt in den Behandlungsraum zurück, ohne etwas zu ahnen, und ich prüfe, ob uns auch wirklich niemand beobachtet, bevor ich Finn im Treppenhaus einhole.
»Gut gemacht«, sagt er.
»Du auch.«
Wir nehmen die Treppe anstelle des Aufzugs. So können wir uns im zweiten Stock besser unter die Menge mischen, schließlich gibt es hier keine Aufzugtüren, die sich öffnen und uns für alle gut sichtbar präsentieren. Je weniger Zeit sie haben, uns ins Auge zu fassen, desto weniger der Einzelheiten, die nicht ganz stimmen, werden ihnen an uns auffallen.
Ich denke
Weitere Kostenlose Bücher