Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)
essen und so.«
»In Ordnung. Daniel!«, ruft sie. »Marina ist da!«
»Dad ist auch hier?«, frage ich. »Warum seid ihr nicht ans Telefon gegangen?«
»Wir hatten keine Zeit, Schatz.« Sie legt mir den Arm um die Schultern und dirigiert mich ins Wohnzimmer. »Daniel? Wir sind hier drin.«
»Bin gleich da!« Dads Stimme kommt aus seinem Arbeitszimmer. Meine Mutter drückt mich auf die Couch hinunter und streichelt meinen Arm. Es ist seltsam. »Mom, was ist los?«
»Es gibt etwas, über das wir reden müssen«, sagt sie, als mein Vater den Raum betritt. Seine Hose ist zerknittert von dem stundenlangen Flug. Augenscheinlich hat er nicht wie Mom sofort nach der Ankunft hier geduscht und sich umgezogen.
»Marina.« Er beugt sich herunter und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. »Wie geht’s dir?«
»Nicht gut«, sage ich, obwohl das offensichtlich sein sollte. Wie soll ich jetzt wieder aus dem Haus kommen? Die beiden würde gemeinschaftlich der Schlag treffen, wenn ich ihnen erzähle, dass ich nach Connecticut will. Vielleicht kann ich ihnen sagen, dass wir die Nacht wieder bei Finn verbringen – ohne zu erwähnen, wo Finn wohnt. »Ich war mit James seit dem Anschlag im Krankenhaus …«
»Luz hat dich gestern ins Krankenhaus gehen lassen?« Mom erstarrt. »Trotz des Attentäters, der frei herumläuft, und des ganzen Medienrummels vor der Klinik? Manchmal könnte ich schwören, dass diese Frau nicht bei Verstand ist.«
Ich würde sie am liebsten anschreien. »Luz hat mich nicht gelassen . Ich bin einfach hingefahren. Ich konnte James nicht allein lassen.«
Mom streicht eine Knitterfalte in meiner Jeans glatt. »Noch so etwas, über das wir reden müssen. Ich …«
»Amanda.« Dad wirft ihr einen Blick zu. »Ein andermal. Die Wahrheit ist, Mimi …«
Ich zucke bei diesem Kosenamen zusammen. Mein Vater rutscht auf der Kante seines Stuhls vor, um mir die Hand aufs Knie zu legen. Das und Moms Arm um meine Schultern macht mich nervös.
»Ich weiß, dass das nicht der beste Zeitpunkt ist, aber leider können wir es nicht aufschieben«, sagt Dad. »Deine Mutter und ich haben lange darüber nachgedacht, und wir haben beschlossen, dass es das Beste ist, wenn wir uns eine Weile trennen.«
Ich starre sie an. Passiert das gerade wirklich?
Tun sie das wirklich gerade jetzt ?
»Trennen?«, frage ich. »Du meinst, ihr lasst euch scheiden?«
Dad und Mom wechseln einen Blick. »Das stimmt, Schatz«, sagt er.
»Ich … Warum erzählt ihr mir das jetzt?« Ich stehe auf. »Ich musste gerade zusehen, wie Nate angeschossen wird, und dann kommt ihr nach Hause, nur um mir zu sagen, dass ihr euch scheiden lasst?«
»Das Timing ist furchtbar, Süße«, sagt Mom, »aber wir konnten es nicht länger aufschieben.«
»Warum nicht?«, frage ich. »Wie lange wisst ihr das schon?«
Wahrscheinlich seit Jahren. Ich versuche, mich daran zu erinnern, wann sie zum letzten Mal glücklich miteinander wirkten, und zuerst fällt mir nichts ein. Endlich taucht in meinem Gedächtnis ein Bild von uns dreien in Paris auf. Ich sah zu, wie ein Straßenverkäufer mit seinem kleinen Teigverteiler Crêpes buk, und als ich mich umdrehte, ertappte ich meinen Vater dabei, wie er sich zu Mom beugte, um sie zu küssen, und dabei lächelten sie sich an. Ich war zwölf. Ich lasse mich auf die Couch zurücksinken.
»Eine Weile«, sagt Mom. »Wir sind verreist, um die Einzelheiten zu besprechen, damit du das nicht miterleben musst. Aber dann wurde dein Vater zu einem Meeting zurückbeordert.«
»Ich fliege morgen früh nach Rom«, sagt Dad.
»Ich besuche deine Großeltern in New York, solange er weg ist«, sagt Mom, »und dich nehme ich mit.«
»Was?«, flüstere ich.
Dad drückt mein Knie. »Wir wollen nicht, dass du hier bist, wo das alles gerade passiert.«
»Ihr wollt, dass ich wegfahre?«, frage ich. »Jetzt?«
»Es ist das Beste, Schatz«, sagt Dad. »Ich werde mindestens eine Woche in Rom sein, und wir können dich unmöglich allein zuhause lassen bei diesem Wahnsinn nebenan.«
Ich kämpfe die aufsteigende Panik nieder. »Kannst du nicht hierbleiben? Ich kann doch James nicht …«
Dad schüttelt den Kopf. »Ich muss fliegen. Man erwartet mich.«
Ich wende mich Mom zu. » Du musst aber nicht wegfahren. Bleib mit mir hier.«
»Es ist das Beste für uns, nach New York zu fahren, Schatz«, sagt Mom. »Ich glaube, wir können alle eine kleine Auszeit gebrauchen. Wie du weißt, ist deine Großmutter gut mit der Direktorin der Spence
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