Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)
läuft er zum Wagen.
Finn erwischt mich am Ärmel und flüstert: »Was zum Teufel ist hier los?«
»Ich weiß nicht, aber …« Ich beobachte James, obwohl ich nicht viel mehr als seinen Rücken sehe. »Das letzte Mal, als James zusammengebrochen ist, nach dem Tod seiner Eltern, habe ich ihn drei Wochen lang nicht gesehen. Ich kann das nicht noch mal zulassen.«
»Du hilfst ihm nicht, indem du seinen Wahnsinn mitmachst.«
Ich entziehe Finn meinen Ärmel und drehe mich um, um James zu folgen. »Er wäre auch für mich da.«
Em
Die Eingangstür des Shaw-Hauses öffnet sich, und die drei Teenager steigen wieder in den BMW .
»Siehst du?«, sagt Finn, während er seinen Sitz wieder in eine aufrechte Position bringt. »Ich hab dir doch gesagt, dass wir sie wiederfinden.«
»Du bist so schlau.«
»Du hast wirklich Glück, dass du mich hast.«
Finn lässt den grauen Chevy an, den wir auf dem Motelparkplatz gegen den Honda eingetauscht haben, und wir folgen ihnen durch die vollen Straßen von Washington. Sie fahren ins Zentrum, zu einem mit Holztäfelung ausgestatteten Restaurant von der Art, wie sie Lobbyisten und Powerplayer häufig besuchen. Wir finden genau gegenüber einen Parkplatz neben einer Parkuhr und warten. Jede Sekunde scheint sich noch länger als die vorige hinzuziehen.
»Mir gefällt das nicht«, sage ich, als fünfzehn Minuten vorüber sind. »Was machen sie da drin? Haben sie Hunger auf Filet Mignon?«
»Ja, das ist seltsam.«
Ich knabbere an einem Daumennagel, der ohnehin schon abgenagt ist. »Was, wenn die Begegnung mit uns James noch den letzten Anstoß gegeben hat? Was, wenn er daraus nichts als die Erkenntnis zieht, dass ihm der Bau der verdammten Maschine eines Tages gelingen wird? Jetzt, wo Nate tot ist …«
»Wird das alles sein, woran er denkt.« Finn starrt über die Straße auf das Restaurant. »Wie er ihn retten kann.«
»Er wird sich einen Dreck um das scheren, was wir sonst noch gesagt haben. Gott, was, wenn wir es nur noch schlimmer gemacht haben?« Ich beuge mich nach vorn und lege die Stirn auf die Knie.
Finn streicht mir übers Haar. »Diese Wir-retten-die-Welt-Sache ist ganz schön hart.«
»Ja, und wir sind echt schlecht darin.«
Die Last der Zukunft senkt sich auf mich und droht mit jedem Atemzug, meinen Brustkasten einzudrücken. Es ist zu viel für einen einzelnen Menschen. Marina wird eines Tages das Chaos ausbaden müssen, das ich angerichtet habe. Sie wird einen Zettel im Abflussrohr ihrer Gefängniszelle finden und zu diesem Augenblick zurückkehren, um eine jüngere, unschuldigere Version von uns zu retten. Jede einzelne Sekunde der jetzigen Zeitlinie ist ein neuerlicher Fehlschlag.
Finns Hand auf meinem Haar hält inne. »Oh Gott.«
Ich setze mich so schnell auf, dass das Blut nicht so schnell in den Kopf nachschießen kann und mir schwindelig wird. »Was?«
Finns Augäpfel rollen nach oben, und er spannt immer wieder die Muskeln seines verletzten und unrasierten Kiefers an, als würde er sich Schrei um Schrei verbeißen. Ich berühre sein Gesicht, aber er wendet sich mir nicht zu, kann mich nicht mehr sehen. Er ist weg.
Ich sehe zum Restaurant. Ein Mitarbeiter des Parkservices steigt in ein silbernes Auto, und dessen Besitzer tritt durch die Vordertür. Ich erhasche nur einen Blick auf sein Profil, bevor er drinnen verschwindet, aber das reicht mir.
Er ist es. Der Direktor.
S IEBENUNDZWANZIG
Marina
James fährt uns zum Restaurant The Hamilton an der Ecke F Northwest und 14. Straße und übergibt den Schlüssel einem Parkservicemitarbeiter. Eine Bedienung führt uns zu einer ledergepolsterten Nische in der hinteren Ecke, die mit einem »Reserviert«-Schild gekennzeichnet ist. Fünfzehn Minuten später kehrt sie mit Richter zurück.
»Danke, Sherry«, sagt Richter, während er sich setzt. »Ich nehme ein Mineralwasser mit Kohlensäure, wenn sich das einrichten lässt. Was möchtet ihr Kinder?«
»Danke, nichts«, sagt James. Wir drei – ich zwischen den Jungs – haben uns ihm gegenüber auf die Bank gequetscht.
»Mein herzliches Beileid zum Tod Ihres Bruders, Mr. Shaw«, sagt Richter, sobald die Bedienung gegangen ist. »Er war ein bewundernswerter Mann.«
»Vielen Dank«, sagt James. Er reagiert fast wergwerfend auf die Worte, wie um schnell zu dem zu kommen, was ihm wirklich wichtig ist. »Wie gehen die Ermittlungen voran?«
»Wir machen Fortschritte. Es tut mir leid, dass ich im Moment nicht präziser werden kann.« Ich funkle Richter so
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