Zeitsplitter - Die Jägerin: Roman (German Edition)
Forschung eine weitreichende Wirkung auf die Welt haben könnte. Dass sie helfen könnte, die Welt besser zu machen.«
Ohne es zu wissen, hat Richter die magischen Worte gesagt. Ich sehe zu James. Er wirkt entspannter, die dünne Linie seines Mundes ist weicher geworden. Die Beklommenheit in meinem Magen verwandelt sich in Furcht.
»Du wirst dich nicht darauf einlassen«, sage ich, während ich mich so weit zu James herumdrehe, dass ich Richter nicht einmal mehr aus dem Augenwinkel sehe. Ich senke die Stimme. »Nate hat eine Akte über diesen Kerl angelegt, und ich bin mir sicher, er hatte seine Gründe, warum er dir nicht erzählen wollte, dass Richter Fragen über dich gestellt hat.«
»Marina hat Recht«, fügt Finn hinzu. »Wenn Nate gedacht hätte, du solltest mit ihm arbeiten, dann hätte er es dir doch gesagt.«
Richter lehnt sich zurück und faltet die Hände auf dem Tisch vor sich. »Danke, Kinder, aber ich denke, dass James die Situation besser beurteilen kann als ihr. Ich würde immer noch gern mit Ihnen arbeiten, James. Ich glaube, Sie und ich wären ein tolles Team.«
»Gehen wir«, sage ich, ohne Richter Beachtung zu schenken. »Bitte.«
»Nein, wir haben noch viel zu besprechen. Jetzt, da …« Richter greift in die Tasche seines Sakkos, um sein summendes Handy herauszuholen. »Entschuldigung, das könnte wichtig sein. Ich denke, Sie sollten hierfür noch bleiben, James. Hallo?«
Richter steht auf und entfernt sich ein paar Schritte vom Tisch, während er leise ins Handy spricht. Ich nutze die Gelegenheit, um James’ Hand zu nehmen. »Komm schon. Wir gehen zu Direktor Nolan, wie du es vorhattest. Hier stimmt was nicht.«
»Marina hat Recht, Mann«, sagt Finn. »Dieser Kerl ist ein Widerling. Ich traue ihm nicht.«
James presst sich die Handballen auf die Augen. »Ihr versteht das nicht. Hier steht mehr auf dem Spiel als …«
»Dann lass uns dir helfen!«, sage ich. »Oder Direktor Nolan oder den Vizepräsidenten oder irgendjemand anderen. Aber nicht ihn.«
James zögert. Ich verwebe meine Finger mit seinen, bereit, ihn aus der Nische zu zerren, wenn ich muss, da legt Richter auf und dreht sich zu uns um.
»James, wir haben den Mörder Ihres Bruders verhaftet.«
A CHTUNDZWANZIG
Em
Chris Richter ist in diesem Restaurant mit Marina. Eine frühere Version von mir hat ihn getötet, und ich wünschte, ich wäre es gewesen. Wenn ich eine Waffe auf ihn richten würde, würde ich nicht zögern.
Übelkeit überkommt mich, und zuerst glaube ich, dass es Angst ist. Aber dann werde ich aus der Gegenwart gerissen, ich fliege und falle und kann nicht schreien.
Ich bin in meiner Zelle. Der Direktor steht über mir, er hat das Sakko ausgezogen, die Hände stecken in den Taschen.
»Wo sind die Aufzeichnungen?«, fragt er.
Mit der Zunge befühle ich meine geschwollene Lippe, die nach Eisen und Salz schmeckt. »Fahren Sie zur Hölle.«
Er nickt dem jungen Mann in Uniform neben ihm zu, und der Soldat schlägt mich wieder. Weißglühende Pein explodiert in meinem Kopf, und mein Gesichtsfeld verdunkelt sich an den Rändern.
Der Direktor geht vor mir in die Hocke und studiert mein Gesicht. Ich starre einäugig zurück, da das andere Auge bereits zugeschwollen ist. Er kann doch nicht wirklich glauben, dass das funktioniert, oder? Sie haben mir schon viel schlimmere Dinge zugemutet als Prügel, und ich habe nicht geredet.
Nein. Es muss ihm einfach Spaß machen.
»Vermutlich glauben Sie, dass die Aufzeichnungen Ihr Trumpf sind«, sagt er mit leiser und ein wenig mitleidiger Stimme. »Dass ich nicht zulassen werde, dass Ihnen etwas passiert, bis ich herausfinde, was Sie damit angestellt haben.«
Ich hebe das Kinn. »Sie würden doch nicht wollen, dass sie in die falschen Hände fallen. Verdammt, die Chinesen könnten genau in diesem Moment an einer Konkurrenzmaschine zu Cassandra bauen.«
Der Soldat schlägt mich wieder, diesmal in den Magen, und ich kann nicht verhindern, dass mir ein Stöhnen entfährt. Nebenan brüllt Finn meinen Namen, und das Trommeln seiner Fäuste an der Metalltür hallt den Flur entlang.
»Das war ein respektabler Plan für ein dummes kleines Mädchen«, sagt der Direktor. »Aber ich beginne zu denken, dass Sie keine Ahnung haben, wo sich diese Aufzeichnungen befinden, und ich werde nicht zulassen, dass Sie noch länger dieses Spielchen mit mir spielen. Der größte Fehler, den Sie gemacht haben, Miss Marchetti, war, dass Sie nicht begriffen haben, wie egal Sie mir sind oder
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