Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
Vom Netzwerk:
mehr!«
    »Nicht in bar, Sie Idiot.« Carmodys Stimme war voll verhaltener Wut. »Ich habe es, ja. Und ich werde zahlen. Wenn Sie mir die Beweise zeigen. Aber mein Geld ist in Immobilien angelegt – und zwar alles. Ich besitze kein unnützes Barvermögen!«
    »Natürlich nicht. Das habe ich auch nicht erwartet. Aber die Lösung ist einfach: Verkaufen Sie Teile Ihrer Liegenschaften.«
    »Das ist nicht so einfach.« Er presste zwischen den Zähnen hervor: »Eine Million in bar aus meinen Liegenschaften herauszuziehen, daran ist momentan überhaupt nicht zu denken. Ob Sie das verstehen können oder nicht. In jeder Hinsicht ist dies nicht die richtige Zeit. Mein Geld ist gebunden: In einem großen, noch nicht fertig gestellten Wohnhaus, einer Anlage, in der wegen der Kälte alle Arbeiten ruhen. Der Verputz kann erst bei wärmeren Temperaturen aufgetragen werden; in nahezu einem Dutzend Grundstücken: die alten Häuser, die darauf stehen, werden erst im kommenden Frühjahr abgerissen; in Hypotheken, die so sicher wie Gold, aber noch nicht fällig sind; in unbebauten Liegenschaften nördlich des Central Park, die darauf warten, dass die Stadt wächst. Mit einem Wort, Sir, ich habe so sehr investiert, dass ich nichts mehr übrig habe! Sollte ich jetzt versuchen, eine Million aufzubringen, bekäme ich keine zehn Cents für den Dollar. Und nun wissen Sie mehr von meinen Geschäften als irgendjemand sonst auf der Welt.« Einige Sekunden lang herrschte Schweigen; als Carmody wieder anhob, war seine Stimme verändert, ruhig und gefasst, beinahe freundlich, als ob er den anderen in sein Vertrauen gezogen hätte und sie nun beinahe Partner waren. »Ich werde Ihnen ein Geheimnis verraten, das sonst niemand kennt. Meine größte Furcht besteht darin, dass ich in den nächsten Monaten sterben könnte. Denn sollte dieser tragische Fall wirklich eintreten, wäre meine Frau bald ohne jeden Penny. Wie die Wölfe würden sie sich auf mein Vermögen stürzen und es auseinanderreißen und die Teile in alle vier Himmelsrichtungen verschleppen. Sie weiß nichts über meine Finanzen, auch kann eine Frau unter diesen Umständen nicht mit der erforderlichen Schnelligkeit, Fähigkeit und reifem Urteilsvermögen handeln. Ich werde von dem Risiko, das ich eingegangen bin, profitieren, und zwar bald. Aber zum jetzigen Zeitpunkt sind meine Mittel auf das äußerste angespannt: Ich wage nicht einmal, mich auf eine Reise zu begeben! Ich habe Angst, auch nur eine Woche lang krank zu sein! Verstehen Sie mich, Sir? Alles würde zusammenbrechen, wenn Forderungen an mich ergingen. Und dann wäre alles verloren, wirklich alles. Warten Sie«, sagte er freundlich. »Behalten Sie Ihre Geduld noch ein wenig länger, wie Sie es schon so lange getan haben. Und im Frühjahr – schütteln Sie jetzt nicht darüber den Kopf, Sir! – werde ich zahlen. Ich sagte, ich werde zahlen! Mehr als gefordert, eineinviertel Millionen im Frühjahr. Aber geben Sie mir …«
    Pickering gluckste, ein fröhlicher Laut. »Nichts. Ich gebe Ihnen nichts. Oh, Sie sind ein Wunder! Sie haben sich Ihr Vermögen sicher erredet! Aber ich erkenne einen Bluff auf Anhieb, und ich gebe Ihnen bis Montag Zeit, nicht länger. Ich kann nicht monatelang warten, und das wissen Sie genau! Glauben Sie wirklich, ich hätte keine Ahnung, dass die Freundschaft zwischen Inspektor Byrnes und den Reichen dieser Stadt das bestgehütete Geheimnis ist? Ich würde in Sing-Sing landen! Mit welcher Begründung, das weiß ich nicht. Aber dorthin werde ich sicherlich kommen, wenn ich Ihnen nur Zeit genug lasse, alles zu arrangieren.«
    Carmodys Stimme klang verärgert. »Dort könnten Sie in der Tat landen. Denn ich bin tatsächlich mit Inspektor Byrnes gut bekannt!« Es folgte eine Pause, die er wohl brauchte, um sich wieder zu beruhigen. »Von Zeit zu Zeit gelingt es mir, ihm eine kleine Gefälligkeit zu erweisen, und ich warne Sie …«
    »Daran zweifle ich nicht. Jeder wohlhabende Mann in der Stadt kennt ihn; man sagt, er sei alleine durch die Börsentipps von Jay Gould reich geworden. Aber auch ich kenne ihn. Wissen Sie, dass ich einmal an der Wall-Street-Bannmeile abgewiesen worden bin?«
    »Tatsächlich?« Carmody brach in schallendes, wütendes Gelächter aus.
    »Ja«, sagte Pickering ruhig. »Vor einigen Jahren, als ich keine Anstellung hatte und deswegen vielleicht ein wenig schäbig aussah, ging ich den Broadway hinunter zur Wall Street, wo ich als Schreiber Arbeit zu finden hoffte. Aber an der

Weitere Kostenlose Bücher