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Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition)

Titel: Zeitspuren: Mit einem Vorwort von Wolfgang Jeschke - Meisterwerke der Science Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Finney
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Bannmeile bei der Fulton Street hielt mich ein Polizist auf.«
    »Was auch richtig war, wenn Sie wie ein Bettler oder Taschendieb ausgesehen haben. Jeder weiß, dass Byrnes sie nicht im Gebiet um die Wall Street haben möchte. Und das aus gutem Grund.«
    »Ich war kein Taschendieb oder Bettler! Und habe ihm das auch gesagt! Es war ein junger Polizist, der zuhörte. Dann rief jemand etwas aus einer Kutsche am Gehweg heraus. Wir sahen hinüber, und Byrnes’ Kopf erschien im Fenster. ›Wenn er Probleme bereitet, braten Sie ihm eins über‹, rief er, und die Hand des jungen Polizisten wanderte zum Schlagstock. Ich machte auf dem Absatz kehrt. Lachen Sie nicht! Dieser Augenblick wird Sie eine Million kosten! Ich machte also kehrt, Mr. Carmody, und spürte, dass mein Gesicht kreidebleich war. Ich konnte kaum durch den Schleier sehen, der vor meinen Augen war. Aber damals schon wusste ich, wusste ich ganz genau, dass ich eines Tages zu dieser Bannmeile zurückkehren würde und die Polizisten vor mir ihre Helme ziehen müssten! Denn dann würde ich zur anderen Seite gehören, zu den Fisks und den Goulds und den Sages und Astors. An jenem Tag habe ich, natürlich unbewusst, angefangen, nach Ihnen zu suchen.«
    Pickerings Stimme kam plötzlich aus einer anderen Richtung; er musste aufgestanden sein, wahrscheinlich hatte er sich vor Carmody aufgebaut. »Was immer Sie auch von mir halten mögen, aber in geschäftlichen Dingen bin ich alles andere als unwissend. Natürlich benötigen Sie einige Zeit, um die erforderliche Summe aufzutreiben. Heute haben wir Donnerstag, ich gebe Ihnen noch den ganzen Montag, zweieinhalb Geschäftstage. Drei, rechnet man Samstagmorgen noch hinzu. Kommen Sie Montagabend wieder. Hier an diesen Ort. Zu dieser Bank. Um Mitternacht, Mr. Carmody, wenn der Park und die umliegenden Straßen verlassen sind. Ich werde mich vergewissern, dass uns niemand folgt. Bringen Sie das Geld mit, oder ich lasse Sie hochgehen. Ich werde nicht länger als eine Stunde warten und dann direkt zur Times hinübergehen.«
    Es folgte eine Pause von sechs, acht, zehn, zwölf Sekunden; dann wusste ich, dass sie fort waren. Ich verließ mein Versteck, ging um den Sockel der Statue herum und stand vor der verlassenen Bank. Dann erblickte ich sie. Beide eilten auf getrennten Wegen aus dem Park, der eine nach Osten, der andere nach Norden in Richtung Court House. Ich sah ihnen nach und war überzeugt davon, dass keiner von beiden sich umdrehen würde.

15
    Ich war mir nicht ganz sicher, ob Pickerings Privatbüro in dem Gebäude lag, aus dem ich ihn hatte herauskommen sehen. Aber es war denkbar; ich überquerte die Park Row und betrachtete das Haus an der Ecke Park Row und Beekman Street. Ein Haus ohne Besonderheiten, ein altes, müde aussehendes Gebäude mit flachem Dach und Läden im Erdgeschoss, darüber vier identische Stockwerke mit schmalen, eng nebeneinanderliegenden Fenstern. Die Schaufenster waren seit Langem nicht mehr geputzt worden; viele von ihnen besaßen Markisen, die, eingerissen und von der Sonne ausgebleicht, zu dieser Jahreszeit an der Mauer über den Fenstern zusammengefaltet waren; vor manchen Schaufenstern waren Metallgitter angebracht, die langsam vor sich hinrosteten. In Lower Manhattan haben viele dieser heruntergekommenen Gebäude bis in die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts überlebt.
    Alles hier bot einen deprimierenden Anblick. In den Fenstern der New York Belting & Packing Company lagen viele Stapel aufeinandergeschichteter Pappkartons und Bündel aus Ledergürteln; daneben befand sich die schmuddelige Auslage des Schreibwarenhändlers Willy Wallach. Große Glaskrüge in Holzkisten standen in einem anderen Fenster; sie lockten mit der Aufschrift Polnisches Wasser, was auch immer das sein mochte. Owen Hutchinson, Agent stand auf einem weiteren Fenster zu lesen, und es gab einen S. Gruhn, Schneider, Rodriguez & Pons, Zigarrenhändler, und ich weiß nicht was sonst noch.
    Unter vielen Fenstern in den oberen Stockwerken hingen Firmenschilder; ihre Ausmaße richteten sich wohl nach der Länge des Büroraums, den diese Firmen hier gemietet hatten. Turf, Field & Farm war die Aufschrift unter einer Fensterreihe im vierten Stock. Eine andere lautete The Scottish American, eine weitere The Retailer. Ich las Scientific American im dritten Stock, und am Ende desselben Stockwerks befand sich ein Schild, das ich wie die anderen flüchtig überflog und das mir später in Albträumen erschien und immer noch

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